Nach dem ich mich zu meiner persönlichen Situation schon geäußert habe, wollte ich noch ein paar generelle Eindrücke von der Veranstaltung nachschieben, bevor ich es wieder vergesse. Ich fang mal mit der Mäkelei an.
Wie Markus schon zugab fehlten im Vortragsprogramm die Zeitpuffer und vor allem fehlten Leute, die Anfang und Ende der Veranstaltungen auch konsequent durchsetzen. Das mag dann im Einzelfall mal ein paar Leute enttäuschen, aber noch enttäuschender ist es, wenn durch die Verschiebung alle Teilnehmer Anschlussveranstaltungen verpassen oder feststellen, dass sie interessante Gespräch gerade ohne Grund verlassen zu haben. Man verhindert so auch, dass eine Veranstaltung oben von einem Rockkonzert unten zusammengefaltet wird. Ein knallhartes Timing ist für alle gut. Mit 15 Minuten Puffer kann man aber auch Überzieher noch abfangen und vor allem eine ordentliche Übergabe an die nächste Veranstaltung duchführen.
Außerdem müssen unbedingt auch die kleinen Vortragsräume mit Mikrofonen und PAs ausgestattet werden. So ist es einerseits eine Zumutung an die Sprecher, die gezwungen werden, die ganze Zeit laut zu sprechen (was nicht jedem liegt) aber auch an die Zuhörer, die entweder nix verstehen oder sich genötigt fühlen, möglichst jede Lautäußerung zu unterbinden, um nicht zu stören (was auch anstrengend ist). Abgesehen davon ist ohne Mikrofon keine Aufzeichnung der Veranstaltung durchführbar. In den kleinen Sälen gab es z.B. eine Reihe hochwertiger und interessanter Vorträge, die nicht aufgezeichnet wurden. Sie können nun nicht nachgehört werden. Ein Mißverhältnis.
Auch die Tontechnik im Hauptraum war wieder suboptimal. Fixe Tischmikrofone sind einfach scheiße. Niemand schafft es, den richtigen Abstand zu finden (oder sitzt unbequem) und mangels Monitorboxen weiß auch niemand, wie gut er gehört wird. Zahlreiche Aufnahmen waren daher zu leise und komischerweise kam vom Audioteam niemand zu einem um einen darauf hinzuweisen. Auch wenn es mehr Geld und Aufwand kostet: Headsets, Krawattenmikros oder Handfunkmikrofone und Monitorboxen tragen erheblich (!) zur Qualität bei.
Zu guter letzt mein Mantra: Panels sind scheiße. Veranstaltungen, wo vier Leute und ein Moderator sich die Zeit teilen müssen und man die ganze Zeit versuchen muss überhaupt ein halbwegs gemeinsames Thema zu finden, sind anstrengend – für alle Beteiligten. Es ist sehr selten, dass solche Massenaufläufe wirklich funktionieren. Wenn schon, dann sollte man auf zwei, höchstens drei Gäste reduzieren. Vier ist einfach too much. Grundsätzlich sollte man Panels als Ausnahme sehen und dann wählen, wenn wirklich von Anfang an klar ist, worüber (konkret!) gesprochen werden soll. Blumige Titel a la „Die Zukunft von…“ sind ein Garant für blümerantes Gefasel.
Sonst fand ich eigentlich alles löblich. Entspannte Atmosphäre, immer noch gute Location, rauchfreie Räume (lt. Gesetz), korrektes Nahrungsmittelangebot (dieses Mal auch lange genug), guter Kaffee, viele interessante und kompetente Leute, im Keller ein ruhiger Arbeitsbereich für digital Schaffende mit Tischen und Steckdosen, nettes Personal (besonders an der Bar) und auf der Abschlussparty wurde mein Rechner nicht geklaut (trotzdem wäre ein Garderobenservice cool gewesen, aber ich will hier mal nicht übertreiben).
Zum Schluß die Dinge, die mir besonders gut gefielen: die Idee mit dem Programm auf extra dickem A4 Papier auf einem gebrandeten Klemmbrett ist so gut, dass man sie klauen muss. Toll auch Johnnys fortwährendes Engagement, für außergewöhnliche Veranstaltungen zu sorgen (Musical) und überhaupt für uns die von ihm so ungeliebte Rolle des Popstars der Guten (TM) zu spielen. Ähnliches gilt für Markus, der immer so schön unbeirrt ist und einfach macht. Schön auch, dass es gelang, mehr internationales Flair reinzubringen und Leute wie Bicyclemark (Citizen Reporter), Brian (Alive in Baghdad), Peter (Pirate Bay) und Holmes Wilson (Miro) einzuladen.
Grundsätzlich wäre es sicherlich sinnvoll, der Veranstaltung eine andere Tagline als „Bloggerkonferenz“ zu verpassen, auch wenn mir da gerade nichts passendes einfällt. Ich finde die Beschränkung auf den Bloggeraspekt wird der Veranstaltung nicht gerecht. Sie ist mehr als das.
Außerdem wurde viel zu wenig drüber gebloggt. War eigentlich mehr eine Twitterkonferenz.