re:publica 08 II

Nach dem ich mich zu meiner persönlichen Situation schon geäußert habe, wollte ich noch ein paar generelle Eindrücke von der Veranstaltung nachschieben, bevor ich es wieder vergesse. Ich fang mal mit der Mäkelei an.

Wie Markus schon zugab fehlten im Vortragsprogramm die Zeitpuffer und vor allem fehlten Leute, die Anfang und Ende der Veranstaltungen auch konsequent durchsetzen. Das mag dann im Einzelfall mal ein paar Leute enttäuschen, aber noch enttäuschender ist es, wenn durch die Verschiebung alle Teilnehmer Anschlussveranstaltungen verpassen oder feststellen, dass sie interessante Gespräch gerade ohne Grund verlassen zu haben. Man verhindert so auch, dass eine Veranstaltung oben von einem Rockkonzert unten zusammengefaltet wird. Ein knallhartes Timing ist für alle gut. Mit 15 Minuten Puffer kann man aber auch Überzieher noch abfangen und vor allem eine ordentliche Übergabe an die nächste Veranstaltung duchführen.

Außerdem müssen unbedingt auch die kleinen Vortragsräume mit Mikrofonen und PAs ausgestattet werden. So ist es einerseits eine Zumutung an die Sprecher, die gezwungen werden, die ganze Zeit laut zu sprechen (was nicht jedem liegt) aber auch an die Zuhörer, die entweder nix verstehen oder sich genötigt fühlen, möglichst jede Lautäußerung zu unterbinden, um nicht zu stören (was auch anstrengend ist). Abgesehen davon ist ohne Mikrofon keine Aufzeichnung der Veranstaltung durchführbar. In den kleinen Sälen gab es z.B. eine Reihe hochwertiger und interessanter Vorträge, die nicht aufgezeichnet wurden. Sie können nun nicht nachgehört werden. Ein Mißverhältnis.

Auch die Tontechnik im Hauptraum war wieder suboptimal. Fixe Tischmikrofone sind einfach scheiße. Niemand schafft es, den richtigen Abstand zu finden (oder sitzt unbequem) und mangels Monitorboxen weiß auch niemand, wie gut er gehört wird. Zahlreiche Aufnahmen waren daher zu leise und komischerweise kam vom Audioteam niemand zu einem um einen darauf hinzuweisen. Auch wenn es mehr Geld und Aufwand kostet: Headsets, Krawattenmikros oder Handfunkmikrofone und Monitorboxen tragen erheblich (!) zur Qualität bei.

Zu guter letzt mein Mantra: Panels sind scheiße. Veranstaltungen, wo vier Leute und ein Moderator sich die Zeit teilen müssen und man die ganze Zeit versuchen muss überhaupt ein halbwegs gemeinsames Thema zu finden, sind anstrengend – für alle Beteiligten. Es ist sehr selten, dass solche Massenaufläufe wirklich funktionieren. Wenn schon, dann sollte man auf zwei, höchstens drei Gäste reduzieren. Vier ist einfach too much. Grundsätzlich sollte man Panels als Ausnahme sehen und dann wählen, wenn wirklich von Anfang an klar ist, worüber (konkret!) gesprochen werden soll. Blumige Titel a la „Die Zukunft von…“ sind ein Garant für blümerantes Gefasel.

Sonst fand ich eigentlich alles löblich. Entspannte Atmosphäre, immer noch gute Location, rauchfreie Räume (lt. Gesetz), korrektes Nahrungsmittelangebot (dieses Mal auch lange genug), guter Kaffee, viele interessante und kompetente Leute, im Keller ein ruhiger Arbeitsbereich für digital Schaffende mit Tischen und Steckdosen, nettes Personal (besonders an der Bar) und auf der Abschlussparty wurde mein Rechner nicht geklaut (trotzdem wäre ein Garderobenservice cool gewesen, aber ich will hier mal nicht übertreiben).

Zum Schluß die Dinge, die mir besonders gut gefielen: die Idee mit dem Programm auf extra dickem A4 Papier auf einem gebrandeten Klemmbrett ist so gut, dass man sie klauen muss. Toll auch Johnnys fortwährendes Engagement, für außergewöhnliche Veranstaltungen zu sorgen (Musical) und überhaupt für uns die von ihm so ungeliebte Rolle des Popstars der Guten (TM) zu spielen. Ähnliches gilt für Markus, der immer so schön unbeirrt ist und einfach macht. Schön auch, dass es gelang, mehr internationales Flair reinzubringen und Leute wie Bicyclemark (Citizen Reporter), Brian (Alive in Baghdad), Peter (Pirate Bay) und Holmes Wilson (Miro) einzuladen.

Grundsätzlich wäre es sicherlich sinnvoll, der Veranstaltung eine andere Tagline als „Bloggerkonferenz“ zu verpassen, auch wenn mir da gerade nichts passendes einfällt. Ich finde die Beschränkung auf den Bloggeraspekt wird der Veranstaltung nicht gerecht. Sie ist mehr als das.
Außerdem wurde viel zu wenig drüber gebloggt. War eigentlich mehr eine Twitterkonferenz.

re:publica 08

Die re:publica 08 war wohl eine ganz gute Veranstaltung. So genau kann ich dazu leider nichts sagen, da ich leider wenig Zeit hatte, um überhaupt teilzunehmen, daher will ich mir da keine abschliessende Meinung anmassen. Doch habe ich einigen sehr unterhaltsamen Veranstaltungen beigewohnt und ein paar sehr interessante Leute getroffen (darunter die Entwickler von Miro).

Aber ich war nur am ersten Tag durchgehend da, immer noch arg angeschlagen von einer Magen-Darm-Grippe, die mich schon die ganze Woche vorher gequält hatte.

Entsprechend elend trat ich dann (dank Kind auch nur mit gut 4 Stunden Schlaf in der Nacht zuvor) gleich zum ersten Panel der Veranstaltung um 12 Uhr aufs Podium und durfte ein Thema moderieren, das mir nicht wirklich am Herzen lag. Ich hätte das eigentlich gar nicht übernehmen sollen, aber nun war es zu spät. Ich hatte einige Probleme, mich zu konzentrieren und brauchte einige Minuten, um überhaupt einen klaren Gedanken fassen zu können. Alles nicht so toll.

Entsprechend verlief dann auch die Diskussion, in der die Teilnehmer sich auch zur „Zukunft“ ihrer Systeme wenig konretes aus der Nase ziehen liessen. Viel PR-Blabla und Allgemeinplätze, was mich auch nicht wacher werden liess. Leider wollte sich auch keiner so richtig mit mir streiten, so dass die Veranstaltung letztlich so blass und elend blieb wie ich mich selbst fühlte. Vielen Dank trotzdem für Eure Anregungen im Vorfeld, ich habe mich bemüht sie irgendwie einfliessen zu lassen, aber ich war einfach alles andere als in Hochform.

Ich bin auch wirklich kein Freund von Panels. Vor allem nicht, wenn sie mit so vielen (in diesem Fall vier plus Moderator) Leuten besetzt sind. Panels funktionieren meiner Erfahrung nach nur in einem von zehn Fällen und sind in der Regel für Teilnehmer wie Publikum gleichermaßen ergebnislos bis frustrierend. Streitgespräche lassen sich besser mit zwei Diskutanten organisieren und inhaltliche Beiträge besser mit Vorträgen. Nun ja.

Auch der zweite Act war dann ein wenig über Par. Zwar konnte ich meinen körperlichen Zustand durch einen halbkomatösen Stunden-Döse-Schlaf auf einem Sofa im CCCB noch halbwegs stabilisieren, aber meine Konzentration reichte dann auch nicht mehr aus, um Peter Glaser immer auf die richtige Spur zu lenken. Wenn man da nicht hellwach mitdenkt und im richtigen Moment seine zwar interessanten, aber manchmal arg vom Weg abführenden Nebenkriegsschauplätze wieder verlässt, verliert man leicht die Linie. Dies gelang mir dann nur zum Teil, so dass so einige Aspekte zur Kritischen Masse, die wir in einem Vorgespräch vor ein paar Wochen schon ganz gut angekratzt hatten, leider unter den Tisch fielen.

So ein Live-Podcast hat auch noch andere Schwierigkeiten. So war es für mich sehr störend, ohne Kopfhörer zu arbeiten. Ab und zu versteht man sein Gegenüber dann mal nicht so gut (es gab auch keine Monitorboxen) und ist sich dann unsicher, ob man nochmal nachfragen soll (um damit weiter Zeit zu vergeuden und von allen für bekloppt gehalten zu werden) oder einfach zum nächsten Punkt weiterzugehen. Die zeitliche Begrenzung nimmt einem auch etwas Freiheit in der Art, wie man vorgeht. Alles nicht so einfach, aber man lernt ja auch immer dazu.

Naja. Shit happens. Ich brauche wohl in den nächsten Wochen eine kleine Kreativpause. Zwar sind für den April ein paar Sendungen geplant, aber ich muss ggf. die eine oder andere verschieben, da auch noch andere Dinge anliegen und ich auch wieder viel unterwegs sein werde (allerdings nicht, um Podcasts aufzunehmen, also don’t hold your breath). Trotzdem geht es natürlich weiter mit Chaosradio Express.

Neuer Podcast: Mobile Macs

Neben meinem Engagement bei Chaosradio Express gedenke ich meine Aktivitäten im Podcast-Bereich in diesem Jahr spürbar zu erweitern. Diese Pläne liegen bei mir schon lange auf dem Tisch, aber aus einer Myriade von Gründen dauert das ja immer ewig. Nun aber gibt es aber endlich was Konkretes zu verkünden.

Schon seit einer Weile schreibe ich sanft getarnt bei Mobile Macs mit, fand aber mit der Schreiberei allein zu wenig Erfüllung. Daher soll es ab sofort einen ca. vierzehntägigen Podcast rund zu All-Things-Apple geben. Anders als Chaosradio Express spiele ich hier nicht den Moderator, sondern forme gemeinsam mit Max Winde von Spreeblick und Denis Ahrens (den ihr schon aus einigen CRE-Sendungen kennen dürftet) ein Team. Wir wollen dabei die jeweiligen Ereignisse der Apple-Landschaft kritisch beäugen und Einblick in Technik und Hintergründe geben. Aber vor allem soll Mobile Macs unterhaltsam sein und locker rüberkommen.

Jetzt ist die Pilotsendung online und ich denke, es ist eine auch eine sehr unterhaltsame Sendung geworden. Aber ihr dürft und müsst natürlich selbst entscheiden. Auf jeden Fall würde ich mich freuen, wenn ihr mal reinhört oder vielleicht Euch auch zu den Abonnenten des Podcasts gesellt. Natürlich nurm wenn ihr mit dem Thema überhaupt was anfangen könnt – für Leute mit Apple-Apathie ist der Podcast sicherlich ungeeignet :).

Easterhegg 2008

Seit Samstag nachmittag war ich dann auch auf dem Easterhegg 2008 in Köln und habe so die letzten beiden Tage der Veranstaltung mitbekommen. Und ich muss sagen, dass das, was ich gesehen habe, mir sehr gut gefallen hat.

Dem Chaos Computer Club Köln (C4) ist da was gelungen. Das begann schon mit der Location, dem Bürgerhaus Stollwerck, dass sich als ideal für diesen Art von Veranstaltung erwiesen hat. Ich war da anfangs eher skeptisch, sah mich aber umfangreich widerlegt. Gratulation an die Orga, die aus der Außenperspektive geschmeidig und entspannt ablief.

Obwohl vieles gut und nur ein übliches Maß an Dingen nicht so gut lief denke ich, dass der C4 aber trotzdem noch unter seinen Möglichkeiten geblieben ist. Da geht noch mehr. Ich denke, hier hat man sich selbst zu wenig zugetraut und sollte schauen, wie man die Schlagzahl erhöhen kann.

Ich fände es wünschenswert, wenn man diese Veranstaltung in Köln – dann vielleicht unter einem anderen Namen – am gleichen Ort weiterführen würde. Der ideale Termin wäre Pfingsten, das ebenfalls ein langes Wochenende bietet und eigentlich der letzte noch nicht vom Chaos Computer Club genutzte christliche Feiertagskomplex ist.

Der Westen Deutschlands könnte von so einer Kernveranstaltung zehren und eine noch lebendigere Chaoskultur entwickeln als ohnehin schon da ist. Mit Hamburg (Easterhegg), Köln (nn), Darmstadt (MRMCD) und Berlin (Congress) wäre dann in nahezu jedem Bereich Deutschlands ein interessantes Veranstaltungsangebot zu finden.

Die Hamburger wären meiner Meinung nach gut beraten, den Easterhegg künftig jedes Jahr auszurichten, denn als Wanderveranstaltung tut ein Zwei-Jahres-Rhytmus für die Szene einfach zu wenig und führt nur dazu, dass man selbst keine Kontinuität aufbaut. Zusätzlich zu den vier genannten Kernveranstaltungen könnte man sicherlich noch eine neues Konzept für eine Wanderveranstaltung finden, die zusätzlich jedes Jahr eine neue Region für den Club erschließt. Da ist noch Luft drin.

Ich brauch VPN

Es ist zum Heulen. Derzeit sitze ich in einem Hotel in Nantes und das via Orange / France Telekom bereitgestellte sogenannte „Internet“ ist so dermassen beschnitten, dass es mir weder gelingt, stabile SSL-Verbindungen zu meinen Chat-Servern noch Uploads von neuen Chaosradio Express Folgen hinzubekommen. Dazu sind noch zahlreiche willkürliche Streaming-Dienste beeinträchtigt oder die Durchsatzraten zu populären Sites wie google.video.com unerklärlich langsam. Hier scheint eine furchtbar schlecht an den europäischen Markt angepasste und ursprünglich für China vorgesehene „Zugangstechnik“ frei zu drehen.

Meine zweite Option ist ein Kulturzentrum, wo ich eigentlich freien Zugang habe. Aber dort hat irgendein Loony den „Microsoft Internet Security and Acceleration Server“ an den Start gebracht, der einfach mal alle Ports jenseits von 1024 zu ignorieren scheint. Verbindungen zu Jabber-Servern sind unmöglich, ein Zwangsproxy verhagelt einem auch die Hälfte des Webcontents und weitere mir technisch noch nicht ganz klaren Kollateralschäden lassen mich langsam daran zweifeln, ob ich hier überhaupt noch ordentlich arbeiten können werde.

Ich brauche ein VPN. Allerdings kein OpenVPN, weil ich damit schon abgeschlossen habe. Ich sehne mich eher nach einem professionellen VPN-Dienst, der mit den Bordmitteln von Max OS X 10.5 problemlos in Betrieb genommen werden kann. Hat da jemand von Euch Erfahrungen und kann einen Anbieter empfehlen?

Update: Hab mir jetzt mal einen Monat Zugang bei Swiss VPN gekauft. Kostet nur 3,33 EUR (USD 5) und macht einen guten Eindruck (Zugang via PPTP) soweit. Erstaunlich wie aus einem Stück Dreck auf einmal brauchbares Netz wird. Und NAT habe ich so auch nicht mehr. Tolle Sache. Mal kucken, ob es hält, was es verspricht.

Kommentarstau

Au Backe. Bin vorhin mal wieder zufällig auf der Admin-Seite meines Blogs gelandet und wurde dort mit dem Hinweis „235 comments in moderation“ begrüßt. Diese Liste bestand zwar aus großen Teilen aus Spam, aber auch aus einer ganzen Reihe sonstiger Kommentare der letzten Wochen. Darunter auch ein paar zornige Wortmeldungen, in denen mir Zensur und ähnlicher Quark vorgeworfen wurde. Ich mache hier keine Zensur, sondern ich habe wenig Zeit und leide wie alle unter den negativen Auswirkungen von Spam.

Wie auch immer: ich bin jetzt diese lange Liste von Hand durchgegangen und haben den offensichtlichen Spam gelöscht und den Rest freigeschaltet. Ich habe jetzt auch eine Einstellung gewählt, die mich von den moderierten Kommentaren per Mail in Kenntnis setzt. Das fehlte bisher. Nebeneffekt eines jüngst neu aufgesetzten Blogs. Shit happens.

Erfahrungen mit M-Audio Firewire Equipment anybody?

Gibt es unter meinen Lesern Leute, die Erfahrungen mit M-Audio Firewire Equipment haben? Mich interessiert, welche Latenzen mit den Audio-Interfaces (und mit welchen) so real zu erzielen sind.

Update: Um das gleich mal zu konkretisieren: mich interessieren ausschliesslich Erfahrungen mit Mac OS X und bevorzugt wäre ich an Erfahrungen mit diesem Gerät interessiert: M-Audio NRV-10. Und was ich am liebsten hören würde ist, dass es mit der Hardware realistisch machbar ist, eine Round-Trip Latenz von unter 10ms hinzubekommen. Dann wäre das extrem brauchbar. Sonst eher nicht. 

Today, we are all Germans

Rop wagt einen Blick zurück seit er mit Frank auf dem 22C3 die Niederlage der Hacker ausgerufen hat und zeigt sich beeindruckt von der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, die uns ein neues Grundrecht beschert hat: Today, we are all Germans.Er vergleicht die Situation mit Deutschland mit anderen Ländern:

So the people of Germany seem to be successfully defending themselves against their government. What’s wrong with the rest of the world? There have been plenty efforts in many other countries to defend the notion of privacy, but the Germans have simply been provided with better and sharper tools for defending themselves.

Und daraus folgert er:

Given how incredibly alone Germany seems to be in defending these principles, the defense of German freedom has long become important to non-Germans as well. At this point in time, I think it makes much more sense for me to defend the real and defended notion of privacy in Germany than fight the eternal uphill battle of trying to re-introduce this profoundly lost concept in The Netherlands.

Mit anderen Worten: Deutschland könnte der Ort sein, an dem sich Entscheidungen über die Sicherung unserer Privatsphöre und Freiheit global auswirken. Deutschland könnte sozusagen zum Swing State der Freiheit werden. Interessante These. Das macht die Arbeit gegen unsere freiheitsunterdrückenden Machthaber noch wichtiger, da irgendwie gilt, dass was in Deutschland an Freiheitsentzug nicht verhindert wird, danach weltweit (oder zumindest in Europa) den Bach runtergeht.