(Parallel zu diesem Blogbeitrag habe ich auch noch eine kleine Ansprache aufgenommen: 5 Jahre CRE)
Tusch! Heute vor genau fünf Jahren habe ich die erste Folge von Chaosradio Express veröffentlicht. Wer sie kennt oder noch mal reinhört (bitte nicht!) wird feststellen: es hat sich seitdem eine Menge getan.
Ich weiß nicht mehr genau, wann für mich der Begriff Podcasting das erste Mal auf der Bildfläche erschien, aber es muss irgendwann Ende 2004/Anfang 2005 gewesen sein. Mir schien die Idee gleich recht schlüssig, allein die verfügbaren Werkzeuge zum Empfang waren nicht so toll. Der Gedanke, eigenes Radio zu machen erschien aber sehr verlockend.
Als dann aber im Juni 2005 iTunes 4.7 erschien und Podcasting als Kernfeature einführte und damit die Lücke zum iPod quasi auf „natürliche“ Art und Weise schloss, war mir klar, dass ich jetzt langsam mal in die Spur kommen muss. Trotzdem dauerte es noch bis zum November bis die erste Sendung draussen war, warum auch immer.
Als Inspiration hörte ich in der Zeit vor allem viel amerikanische Podcasts: die Podcaster der ersten Stunde Adam Curry, Leo Laporte und vor allem Madge Weinstein brachten jeder auf seine Art enorm viel Individualität ein und entwickelten schnell neue Formate und Methoden. Es war spannend, das von Anbeginn an mitzuverfolgen und wie zuvor bei Blogs und Wikis war mir klar, dass hier gerade was geschaffen wird, was in der nahen Zukunft noch eine Menge Bedeutung erhalten wird.
Fünf Jahre später befinde ich mich in einer Situation, die damals zwar für wünschenswert gehalten habe, mit der ich aber nicht unbedingt hätte rechnen können: meine Aktivitäten drehen sich zu 99% nur um Podcasting, ich produziere aktiv und regelmäßig mehrere Shows und mir gehen die Ideen für neue nicht aus. Ich habe ein eigenes Podcast-Studio – die Metaebene – und blicke mit Erstaunen und Freude auf eine empathische und begeisterungsfähige Hörergemeinde, die mein Tun und Treiben kritisch und fördernd begleitet. Was will man mehr?
Nun ja, wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich nie zufrieden bin und das gilt natürlich auch für die aktuelle Situation. Arbeitsabläufe, Technik, Qualität: alles lässt sich noch steigern und muss auch gesteigert werden. Was manchem „professionell“ vorkommen mag ist mir ehrlich gesagt häufig noch zu lau. Aber wie könnte man so etwas auch betreiben, wenn man immer zufrieden ist. Ich denke, diese innere Unruhe gehört irgendwie dazu und ich will mir das auch erhalten.
Die Metaebene
Der Begriff „Metaebene“ geistert ja nun schon eine Weile durch dieses Blog und ich gebe zu, dass es derzeit wohl noch etwas unscharf ist, was ich darunter verstehe. Abgesehen davon, dass es der Name meines Studios ist und für mich auch ganz allgemein beschreibt, worum es so bei meinen Inhalten geht, verstehe ich das ganze auch alles Sammelprojekt für alle meine Podcast-Aktivitäten. Was fehlt, ist eine Website, die das verdeutlicht und das steht auch auf meiner Prioritätenliste ganz weit oben. Allein, es fehlt die Zeit und alle Content Management Systeme sind irgendwie doof. Aber über kurz oder lang wird schon was auftauchen. Geduld.
Der Rahmen ist aber klar: ich versuche primär meine eigenen Produktionen voranzutreiben (derzeit sind das Chaosradio Express, mobileMacs und Not Safe For Work), Kooperationen mit anderen Podcastern zu entwickeln (derzeit ist das vor allem das Bundesradio mit Philip Banse) und dazu noch Auftragsproduktionen zu machen, die zu mir passen. In die letzte Kategorie fallen die Gesprächsserie für die Aktion Mensch dieGesellschafter im letzten Jahr und der neue Interviewpodcast über Raumfahrt in Zusammenarbeit mit der ESA und dem DLR (Raumzeit). Die Testreihen für O’Reilly und Greenpeace sind bislang nicht fortgesetzt worden, aber ich würde die Projekte noch nicht ganz abschreiben. Da geht noch was.
Dazu mache ich Beratung, Vorträge und Schulungen (z.B. im Bereich der Politischen Bildung in Zusammenarbeit mit dem DGB Bildungswerk und der Bundeszentrale für Politische Bildung). Auch hier steht die moderne Medienproduktion im Allgemeinen und Podcasting im besonderen meist im Mittelpunkt. Gerade den Schulungsbereich möchte ich in Zukunft noch etwas ausbauen, weil mir das Erklären schon immer lag und ich dabei eine Menge Spaß habe. Mal sehen, welche Gelegenheiten sich dabei ergeben.
Die Community
Trotz der breit gefächterten Aktivitäten sind die unbezahlten Eigenaktivitäten mein wichtigstes Projekt und die von Euch über die Zeit immer wieder geleisteten Spenden mein wichtigstes Standbein, weil es mich unabhängig und mir quasi mein „bedingungsloses Grundeinkommen“ sichert, das mich davon abhält, darüber nachzudenken, ob ich nicht vielleicht doch besser in einem Bürojob aufgehoben wäre mit all seiner Sicherheit und Langeweile, die mich vermutlich binnen kürzester Zeit umbringen würde. Für so etwas bin ich einfach nicht gemacht.
Die Hörertreffen waren in den letzten Monaten auch ein einziger Quell der Freude. Ich bin immer wieder überrascht, wie bunt und vielseitig die Hörergemeinde ist und dass vom Schüler bis zum Außendienstmitarbeiter, vom Zugführer bis zum theoretischen Physiker, vom Studenten bis zum Professoren irgendwie alles zu vertreten sein scheint, was die Gesellschaft an interessanten Menschen hergibt. Alle eint die Wißbegier, die Aufgeschlossenheit Neuem gegenüber und den Spaß am Medium Podcasting mit all seinen Facetten und Suchtfaktoren. Mir geht es ja auf der anderen Seite des Mikrofons auch nicht anders.
Die BahnCard
Ende 2008 war mein Vorschlag, eine BahnCard zu kaufen, ein voller Erfolg. Der Deal „Ihr spendet – ich fahre“ ging sofort klar und so habe ich (ohne das groß an die Glocke zu hängen) auch in diesem Jahr eine BahnCard geholt, auch wenn mir schon klar war, dass ich sie nicht unbedingt so gut nutzen werden konnte wie im Jahr zuvor. Die Geburt der Tochter hielt mich dann doch schon mehr in der Stadt fest als es dem Programm zuträglich gewesen ist, aber man muss ja Prioritäten setzen, nicht wahr?
Für das kommende Jahr sehe ich da aber deutlich mehr Luft und ich will wieder mehr reisen und auch deutlich mehr Gelegenheiten für Hörertreffen wahrnehmen. So werde ich also auch für 2011 wieder auf die BahnCard 100 setzen, allein schon um den Druck beim Fahren rauszunehmen und um jederzeit jede sich bietende Gelegenheit im Namen des Expresses zu reisen wahrnehmen zu können. Natürlich bin ich hier für jede finanzielle Unterstützung dankbar: Eure Spende, Euer Programm.
Chaosradio 163
Nicht ganz zufällig ergibt sich in dieser Woche auch noch ein zweiter Geburtstag: in dieser Woche wird das Chaosradio bei Fritz 15 Jahre alt. Der zehnjährige Jubiläum hatte mir einst den nötigen Restschub gegeben, die Chaosradio-Podcast-Website zu eröffnen und dann eben auch CRE dazuzupacken, damit es auch einen „richtigen“ Podcast gibt.
Am kommenden Donnerstag steht daher das Chaosradio 163 ganz im Zeichen dieses Geburtstags, allerdings bin ich noch auf der Suche, nach einem richtigen Thema bzw. einer Ausrichtigung der Sendung. Wenn ihr Ideen habt, was man in der Sendung machen sollte, welche Gäste ihr sehen möchtet oder sonstige Vorschläge, bin ich für jede Anregungen entweder hier im Blog oder am besten gleich auf Twitter (gerichtet an @chaosradio) dankbar.
Jahresausklang
Bis zum Jahresende gibt es noch ein paar neue Folgen von Chaosradio Express. Tatsächlich liegen hier gerade noch ein paar Sendungen auf Halde, die ich so schnell wie möglich veröffentlichen werde. Es dauert halt immer eine Weile, bis die Sendungen komplett geschnitten, beschrieben und vollverlinkt sind. Aber es geht immer voran und der Express bleibt nicht stehen.
Zum Jahresende gibt es dann noch zum 27C3 eine kleines mediales Novum als Überraschung. Ob es während des Congresses zu einem Hörertreffen kommen kann habe ich noch nicht entschieden. Ich werde auf dem 27C3 ganz gut in Aktivitäten eingebunden sein und weiß noch nicht, ob das eine Chance hat. Sollte sich die Luft ergeben, werde ich das ggf. kurzfristig twittern. Twitter ist immer noch der spontanste und schönste Weg, mit mir in Verbindung zu bleiben.
Twitter
Hier noch mal die wichtigsten Twitter-Accounts, die ich derzeit aktiv pflege:
Daneben gibt es noch den Twitter-Account @chaosradio für das Chaosradio, den ich aber nur sporadisch verwende und der gemeinsam mit Marcus Richter von mir bespielt wird.
Fazit
Es bleibt spannend und ich freue mich auf ein noch viel dynamischeres Jahr 2011. Ich hoffe, dass sich nicht nur bei mir, sondern in der Podcast-Szene überhaupt eine Menge tun wird. Nach einem eher laschen 2009 hatte ich 2010 das Gefühl, dass viele neue Podcast-Projekte entstanden sind und mehr Leute merken, wie nachhaltig und effektiv das Medium für viele Dinge sein kann. Ob Bildung, PR-Kommunikation, Community-Building und auch nur Unterhaltung: das Podcasting ist dabei, das Medium Radio neu zu erfinden und Formate jenseits des 24-Stunden-UKW-Einheitsbreis zu entwickeln, die Leuten wieder wirklich Spaß machen.
Ich werde weiter versuchen, weiter meinen Beitrag dazu zu leisten.