Zwei Jahre Flattr

Flattr logo

Es ist nun ein Jahr her, dass ich das letzte Mal öffentlich Bilanz gezogen habe, wie der Micropayment-Dienst Flattr für mich funktioniert. Damals war die Entwicklung im Rückblick außerordentlich dynamisch. Binnen eines Jahres stiegen meine monatlichen Einnahmen auf 1900 EUR. Dies hat einige Leute überrascht – mich eingeschlossen. Galt doch bisher immer, dass man mit kostenlosen Inhalten im Netz kein Geld verdienen kann – schon gar nicht, ohne Werbung zu schalten.

Mit Podcasts scheint dieses aber zumindest kein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Tatsächlich schneiden Podcasts bei Flattr deutlich besser ab als andere Angebote. Das muss nicht unbedingt so bleiben, aber es ist schon interessant zu sehen, dass die populärsten Einträge bei Flattr tatsächlich Podcasts sind – sowohl die Podcasts als solche als auch die einzelnen Episoden. Und das gilt nicht nur für die Produktionen der Metaebene, sondern auch für andere Podcaster.

Zu den Gründen will ich hier nicht viel schreiben, da ich das Thema ohnehin am kommenden Donnerstag auf der re:publica zu analysieren gedenke. Aber so oder so scheint es bei Podcasthörern eine große Bereitschaft der Unterstützung zu geben. Und Flattr ist zumindest in Deutschland das Unterstützungssystem der Wahl geworden.

 

Das letzte Jahr

Wie ist es nun also weiter gegangen mit Flattr? Nicht schlecht. Über die letzten 12 Monate haben sich meine Zahlen im Jahresvergleich um bis zu 40% gesteigert, so dass ich jetzt bis zu 2500 EUR im Monat nach Abzug der für mich anfallenden Umsatzsteuer verbuchen kann. Die Steigerungen schwanken über das Jahr und im direkten Monat-zu-Monat-Vergleich gingen die Einnahmen auch mal wieder zurück. Trotzdem ist immer noch eine starke Tendenz nach oben zu verspüren, besonders in 2012.

Flattr Revenue with EUR

Entwicklung der Flattr-Einnahmen


Im letzten Jahr hat Flattr einige weitreichende Änderungen vorgenommen. Das System wurde Stück für Stück ausgebaut und hat in diesem Verlauf ein neues Website-Design mit einem komplett überarbeiteten Katalog erhalten, eine von Pinterest inspirierte Oberfläche zum Entdecken neuer Inhalte und die jetzt auch in einer Variante existiert, die sich an dem eigenen Social Network orientiert.

Außerdem erhielt man als Nutzer ein paar neue Statistiken wie z.B. die Anzahl der Nutzer, die in jedem Monat (und insgesamt seit der ersten Teilnahme) zu den eigenen Flattr-Ergebnissen beitrugen. Daraus kann ich Ablesen, dass derzeit ca. 1700 Menschen mich über Flattr regelmäßig unterstützen und es bisher über 5900 Leute gab, die es mindestens einmal getan haben. Die Beteiligungsrate steigt derzeit enorm an, was vor allem zu den ansteigenden Ergebnissen führt.

Unique Users 2012

Teilnehmer, die zu den jeweiligen Einnahmen beitrugen (Unique Users)

Wie man sieht gibt es schon eine Korrelation zwischen Teilnehmern und Einnahmen. Die Einnahmen pro Nutzer sind relativ konstant (und liegen bei mir ca. bei 2/3 des Systemdurchschnitts).

Übrigens spielt der „Donate“-Knopf von Flattr in meinen Abrechnungen keine große Rolle (und diese Spenden sind in den Grafiken oben auch nicht berücksichtigt). Es gab hin- und wieder mal eine kleinere oder auch größere Spende, aber hier zeichnet sich einerseits kein Trend ab und andererseits sind die Beträge im Verhältnis zu den sonstigen Einnahmen zu vernachlässigen.

Für mich spielt das Feature auch konzeptionell eine untergeordnete Rolle, aber es schadet auch nicht. Trotzdem ist das Feature derzeit hilfreich, um „Anteile“ mit Co-Moderatoren auszuschütten, ohne den Umweg des Money Transfers via PayPal/Moneybookers zu machen.

Letztlich würde ich so eine Funktionalität ohne hin lieber vollautomatisiert innerhalb von Flattr sehen, damit man sich Einnahmen automatisch anhand eines Verteilungsschlüssels auf alle Beteiligten abregnen können. Gepaart mit einer Option, Things nach Projekten aufzuteilen, könnte das Flattr vor allem für Projekte mit mehreren Mitstreitern noch attraktiver machen. Das scheint aber ein nicht unerheblicher Aufwand zu sein, vor dem sich Flattr derzeit noch sträubt.

 

Flattr-Integration in Software

Was sich derzeit als als Brandbeschleuniger für die Nutzung von Flattr zu entpuppen scheint ist die von Flattr jüngst in komplett neuer Fassung veröffentlichte API, die es Programmen ermöglicht, Flattr direkt zu integrieren.

Der Clou: Programme profitieren in diesem Fall von durchgeleiteten Flattr-Klicks und verdienen an jeder Transaktion mit (das sogenannte Revenue Sharing). Dies geht wiederum NICHT zu Lasten der Geflatterten, für die sich dadurch nichts ändert. Tatsächlich teilt Flattr ihren 10% Anteil mit der durchleitenden Applikation. Wer sich früher über die vermeintlich hohen Transaktionskosten an Flattr geärgert hat wird jetzt vielleicht verstehen, warum das hier sogar ein Segen sein kann.

Instacast

Die erste Anwendung, die dieses Feature eingebaut hat war dann folgerichtig der Podcast-Client Instacast, der im Februar entsprechend aktualisiert wurde. Nun können Podcasts nicht nur direkt aus der Anwendung heraus „bezahlt“ werden, mit der man den Podcast lädt und hört, Instacast hat auch noch eine Automatik eingebaut, mit der man optional alle Podcasts automatisch flattrn kann, die man hört und die Flattr im Feed unterstützen (WordPress-Nutzer bekommen die Unterstützung automatisch bei Verwendung des Flattr Plugins).

Ich kann hier keine belastbaren Zahlen vorlegen, aber seitdem Instacast Flattr nachgerüstet hat, gehen die Beteiligungszahlen und Episoden-Flattr-Klicks durch die Decke. Ich merke das tatsächlich weniger bei mir als bei befreundeten Podcastern, die nach entsprechender Anpassung des Feeds Steigerungsraten von bis zu 37% gesehen haben. Hier scheint mir das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht, denn Instacast deckt derzeit sicherlich nur einen verschwindend geringen Anteil aller Hörer ab, trotzdem sind die Auswirkungen jetzt schon spürbar.

In der Integration mit mobilen Anwendungen scheint mir ein großes Potential zu liegen und speziell bei Podcasts hat sich hier ein interessanter Kreis geschlossen: der Podcaster bietet seine Dateien zum Download, die letztlich auf einem Mobiltelefon landen, das beim Abhören automatisch eine Mikrobezahlung durchführt. Das ganze mit null Benutzerinteraktion. Ein Traum.

Und gut für alle Beteiligten: der Podcaster wird finanziell unterstützt, der Podcast-Client-Entwickler partizipiert daran und der Hörer kann sich zu einer selbst bestimmbaren Bezahlflatrate bei all den Angeboten bedanken, die er auch wirklich konsumiert und diese am Leben erhalten. Eine Win-Win-Win-Situation.

 

Netzneutralität erforderlich

Wichtig für diese Kette ist übrigens ein interessanter Aspekt der Netzneutralität, der bislang wenig bedacht wurde: Podcast-Clients lesen Feeds direkt von der Quelle und damit wird der maschinenlesbare Flattr-Knopf überhaupt erst möglich. Middle Men wie z.B. Feedburner belassen diese Informationen im auch im Feed.

Möchte man nun eine ähnliche Funktionalität für Blogs haben (wie cool wäre es, wenn man das Auto-Flattr auch in einem Blogreader implementieren könnte), dann wirkt hier ein anderer populärer Dienst als technische Blockade: da viele heutzutage ihre Feeds über Google Reader lesen, dieser Dienst aber die Feeds selbst liest, in JSON umwandelt und Daten, die ihn nicht interessieren einfach wegschmeisst, bleibt von dem maschinenlesbaren Flattr-Knopf leider nichts übrig. Zwar könnten die Programme in manchen Fällen den Knopf aus dem gegleitenden HTML-Code extrahieren, aber besonders robust ist so eine Maßnahme erfahrungsgemäß nicht (wenn auch nicht unmöglich). Unschön, zu mal ich Autoren populärer Feed-Reader-Software kenne, die Flattr lieber heute als morgen einbauen würden.

 

Flattr-Integration in Websites

Aber auch andere Systeme können von einer Flattr-Integration profitieren. Community-Websites wie Thingiverse, die heute schon Flattr unterstützen, können künftig bei Verwendung der API als Mittler der Zahlungen mitverdienen und ich sehe auch keinen Grund, warum nicht auch andere Community-Websites einen solchen Schritt machen sollten. Video-Websites und andere Systeme, die primär von dritten bereitgestellten Content publizieren, hätten so eine elegante Alternative zu Werbung. Plattformen wie Sevenload könnten sich (gleich nachdem sie den Flash Player abgesetzt haben) auf die Integration von Flattr stürzen.

Besonders interessant ist in dem Zusammenhang die recht neue Partner Site Integration, die dem normalen API auch noch die Möglichkeit hinzufügt, dass man für jeden Nutzer einer Community-Website automatisch einen Flattr-Button für seinen Content hinzufügt. Wie jetzt schon bei Twitter kann der Nutzer später einen Account bei Flattr anlegen, ihn mit seinem Community-Login assoziieren und erhält dann alle ausstehenden Klicks. Später soll es auch möglich sein, Follower-Listen in Flattr hinein abzubilden.

 

Weitere Verbreitung von Flattr

Es ist offensichtlich, dass Flattr den Durchbruch noch nicht geschafft hat. So gut es in Deutschland funktioniert, so wenig wirklich durchschlagenden Erfolg gab es bisher auf der internationalen Ebene. Es gibt vielversprechende Ansätze, aber dass sich eine Community so nachhaltig auf das System gestürzt hat wie bei uns, ist noch nicht zu sehen. Trotzdem bleibe ich optimistisch und dass nicht nur, weil Flattr neue Investoren gefunden hat und die Gerüchteküche auch sonst ganz interessante Zutaten aufweist (dazu gibt es vermutlich morgen mehr von Flattr selbst).

Wie oben beschrieben sehe ich in der Adoption der API in Websites und Programmen noch viel Potential. Davon abgesehen hat Flattr auch noch andere schlafende Hunde, die bisher noch noch nicht richtig geweckt wurden.

Eines dieser stiefmütterlich behandelten Elemente sind die sogenannten Subscriptions. Leider bekommt man als Benutzer immer noch wenig Statistiken zur Nutzung dieses Instruments angezeigt, aber aus meinen Analysen ist ersichtlich, dass es ganz erheblich zu den Ergebnissen beiträgt. Und das, obwohl das Feature auf der Website selbst sehr wenig herausgestellt und kaum erklärt wird und es auch im aktuellen API noch nicht angeboten wird, so dass man derzeit mit Programmen seinen Nutzern noch keine Flattr-Abos anbieten kann. Ich hoffe, dass dieser Missstand bald behoben wird.

Sehr unzufrieden bin ich auch mit den angebotenen Statistiken, die einem noch recht wenig Rückmeldung geben, an welchen Tagen wie viele Klicks zusammenkamen. Hier warte ich schon lange auf Verbesserung, allerdings weist Flattr zu recht daraufhin, dass Entwickler mit dem neuen API solche Werkzeuge mit Einschränkung erstellen könnten. An anderen Stellen wirkt sich natürlich auch die generelle Datensparsamkeit des vom Sinn von Privatsphäre überzeugten Teams aus, in dem vieles eben auch schlicht nicht erhoben und gespeichert wird.

Überhaupt lässt sich an der Integration von Flattr in die eigene Website noch viel verbessern, doch vielleicht sind auch hier die Entwickler gefragt. Die Lösungen für Drupal oder andere CMS scheinen alle irgendwie festzustecken (vielleicht täusche ich mich auch, aber es macht den Eindruck).

Dabei wird ja auch Software bei Flattr geführt und geklickt, so dass man darüber vielleicht seine Zeit auch wieder vergütet bekommt.


Akzeptanz und die Banken

Was für viele immer noch eine Bremse zu sein scheint, bei Flattr mitzumachen, sind die Zahlungswege. Da der Weg zum Flattr-Konto immer noch über PayPal oder MoneyBookers führt (die beide im wesentlich identisch sind und nur leicht andere Tarife für ihren Wegezoll haben), geht leider sowohl beim Aufladen des Kontos als auch beim Abholen von Einnahmen sinnlos Geld verloren. Viele wundern sich, warum Flattr nicht „einfach“ am SWIFT-System teilnimmt.

Ich bin da kein Experte und habe das Thema auch nicht bis zum Erbrechen studiert. Aber aus meinen Gesprächen mit dem Flattr-Team war deutlich herauszuhören, dass es leider alles nicht so einfach ist, wie man sich das manchmal wünscht.

Als schwedisches Unternehmen (Schweden liegt nicht im Euroraum), mit einem Ableger im London gilt ein komplexes rechtliches Gerüst, dass allerlei Bedingungen zur Teilnahme am Zahlungsverkehr als „Money Agent“ macht. Ich kann Euch das nicht herleiten sondern nur feststellen, dass wohl an Lösungen gefeilt wird, es aber gute Gründe für die aktuelle Situation gibt. Ob sich hier bald was ändern wird, weiß ich nicht, so sehr ich es auch begrüßen würde.

Das etablierte Bankensystem macht es neuen Mitspielern nicht gerade besonders leicht, neue Strukturen zu eröffnen, denn das könnte ja am Ende auch noch funktionieren und wer spielt dann noch mit den alten Banken?

Aber so oder so: für mich ist Flattr ein Teil einer größeren Bewegung der Veränderung in der Art, wie Geld im Netz und damit auf diesem Planeten künftig fließt. Ob Flattr am Ende als Anekdote der Geschichte oder als Urgestein der Finanzrevolution gesehen wird, weiß ich nicht und es ist mir auch egal.

Tatsache ist: Flattr ist ein geeignetes Modell für manche Konstellationen im Netz, in dem wenige Inhalte oder Dienste im Kern kostenlos bereitstellen und viele einen einfachen finanziellen Beitrag leisten, um diese Inhalte oder Dienste auch künftig erhalten zu können. Nicht mehr, nicht weniger. Das Flattr-Modell ist dabei ausgesprochen pfiffig und macht es den Teilnehmern vergleichsweise leicht.


Persönliche Anmerkungen

In der Diskussion um das Für und Wider von Flattr bekomme ich immer wieder zu hören, dass ich ja ein „Einzelfall“ wäre und/oder dass ich da ja „anders aufgestellt“ wäre oder was auch immer. Das sehe ich nicht so und ich will auch erläutern, warum.

Ich will gar nicht behaupten, dass mit Flattr in Deutschland das Bedingungslose Grundeinkommen eingeführt, alle Finanzierungsmodelle des Web 2.0 über den Haufen geworfen werden oder künftig jedem einmal im Jahr ein Flaschengeist erscheint, dem man seine Wünsche diktieren kann. Flattr ist auch keine Lösung für alle, sondern für manche.

Eine Sonderstellung sehe ich für mich aber nicht. Was soll bei mir anders sein als bei anderen? Ich mache Podcasts, ich stelle sie ins Netz. Das machen viele andere auch. Ich war früh dabei, aber das waren andere auch. Wenn bei mir Flattr besser läuft als bei anderen wird das schon Gründe haben, aber die haben dann wohl mit schlicht meinem Angebot zu tun. Zugegeben, ich habe sicherlich von einer geringfügigen Bekanntheit durch frühere Aktivitäten und Projekte profitiert, aber das ist ein eher geringes Startkapital, dass darüberhinaus auch schon längst verbraucht sein dürfte.

Bei Flattr zählt Beständigkeit, offene Kommunikation und vor allem Persönlichkeit. Man muss darüber hinaus den Dienst auch vermitteln, die eigene Gemengelage erklären und bisweilen auch mal erläutern, was mit den Zuwendungen eigentlich finanziert wird.

In meinem Fall finanziert Flattr mein Studio, meine Investitionen und darüber hinaus auch noch mein Leben und meine Familie. Ich bin in der glücklichen Situation nicht von einem anderen Job abhängig zu sein und versuche durch meine Arbeit und Initiativen wie Podlove den in mich gesetzten und (nicht nur) durch Flattr investierten Dank zurückzugeben. Ich muss mich sicherlich nicht für alles rechtfertigen, aber ich versuche auch mit Offenheit zu antworten und auch Dinge voranzutreiben, die vielleicht nicht unbedingt von mir erwartet werden.

Aber ich bin keine Ausnahme. Ich kenne so einige Podcaster, die in den letzten Monaten steigende Einnahmen über Flattr registriert haben und deren Erwartungen schon längst überschritten wurden. Wäre schön, wenn die sich mal äußern würden, aber das habe ich nicht in der Hand.

Ich glaube auch nicht, dass man sich dafür schämen muss, Flattr zu nutzen und kann die Nutzer auch ruhig mal darauf hinweisen, dass auch ein paar Euro im Monat, über Flattr an mehrere Leute verteilt, am Ende sehr viel bewirken können. Die Einnahmen pro Flattr-User sind weit unter dem, was typischerweise im Schnitt bei direkten Spenden rüberkommt. Aber die Masse macht’s. That’s what crowdfunding is all about.

Flattr wird nicht für jeden funktionieren. Aber es funktioniert wohl für deutlich mehr Leute als sich gerade vorstellen können, dass es für sie funktionieren könnte.

Ich persönlich bin auf jeden Fall nach wie vor und mehr denn je ausgesprochen dankbar für jeden, der bisher auf den Flattr-Zug aufgesprungen ist. Und ich bin glücklich über jeden, der noch dazukommt, auch wenn dann nicht ein Klick in meine Richtung geht. Denn ich halte Flattr grundsätzlich für richtig und ich habe auch ein großes Interesse daran, dass andere in meinem unmittelbaren und erweiterten Umfeld in ähnlichem Maße an Unabhängigkeit gewinnen. Ich spende auch selbst jeden Monat hohe zweistellige Beträge mit Flattr (und über andere Wege) an jeden, der mir irgendwas gebracht hat. Für meinen Geschmack gibt es noch viel zu wenig Flattr-Knöpfe im Web.

 

Fazit

Ich denke, dass Flattr auch für andere Podcaster, Blogger und viele andere Bereiche des Webs funktionieren kann und möchte jeden erneut ermutigen, das einfach einzubauen. Tut einfach gutes und redet darüber und klärt die Leute über Flattr auf. Wenn Geld für Euch nicht wichtig ist, macht es trotzdem und gebt die Einnahmen wieder an andere weiter. Entwickler sollten sich über die Integration in Software und Websites Gedanken machen. 

Flattr hat die Metaebene auf jeden Fall weit vorangebracht. In den drei Jahren seitdem ich mich zu 100% auf Podcasts konzentriere ist hier eine gute Infrastruktur entstanden und es werden wöchentlich im Schnitt drei Sendungen in acht verschiedenen Formaten produziert. Das wäre ohne Flattr nicht gegangen und mit Flattr geht vielleicht auch noch mehr.

Es bleibt spannend.

Neu bei Flattr: Twitter-Integration, Profile-Buttons, Expired Subscriptions, Unique Users

Viel Neues bei Flattr. Nachdem die Site am Montag nahezu den ganzen Tag (angekündigterweise) außer Betrieb genommen wurde, kam sie in einem leicht neuen Look aber weitgehend identischem User Interface wieder online und brachte ein paar schicke neue Features mit.

Twitter

Schon bisher konnte man seinen Flattr-Account mit seinem Twitter- (und Facebook-)Account assoziieren, doch taugte das bislang nur für das automatische Verschicken von Mitteilungen darüber, welche Flattr-Knöpfe man so gedrückt hat. Das nutzen aber weniger, weil es die Timeline zuspammt und auch ansonsten wenig Nutzen hat.

Jetzt geht die Integration aber so weit, dass man als Twitter-Nutzer einen Flattr-Button erhalten kann, auch wenn man selbst noch keinen Flattr-Account eingerichtet hat. Dazu reicht es, wenn ein anderer Flattr-User im Sidebar den eigenen Twitter-Namen eingibt. Damit wird der Flattr-Button angelegt und dem entsprechenden User zugeordnet.

Möchte der Twitter-User an das potentiell dahinter verborgene Geld heran, muss er einen Flattr-Account anlegen und sich via Flattr bei Twitter anmelden (die OAuth-Methode, wie man sie von vielen anderen Diensten kennt, die sich bei Twitter einklinken möchten). Kaum ist die Assoziation hergestellt, gehören die Knöpfe zum Flattr-Account und man nimmt an der nächsten Ausschüttung am Ende des Monats teil.

Der Nutzer hat die Möglichkeit, beim flattrn dieses „unclaimed buttons“ auch gleich automatisiert auf die Twitter-Website weitergeleitet zu werden, um dort dem Begünstigten eine Nachricht über das potentiell auf ihn wartende Geld hinzuweisen. Wenn ich das richtig sehe, schickt Flattr selbst keine Mails oder Twitter-Nachrichten, sondern überlässt den Nutzern.

Profile-Buttons

Jedes Nutzerprofil auf Flattr, was rechts im Sidebar zu sehen ist, wenn man auf einen Nutzernamen klickt, hat jetzt auch serienmässig einen eigenen Flattr-Button. Das ist eine sinnvolle Ergänzung, denn so ist man gleich nach Einrichten eines Accounts auch gleich potentielles Flattr-Ziel ohne dass man erst eigene Buttons anlegen muss.

Der Button übernimmt dabei auch die Funktion der Vanity-Buttons bei imflattrd.com. Der Dienst ist eh zu wenig mehr zu nutze, liegt brach und kann so viel einfacher realisiert werden.

Expired Subscriptions

Im Dashboard versteckt sich noch ein kleines, aber wichtiges Feature: wählt man unten den Tab „Subscriptions“ an kann man mit einem Radio Button jetzt auch noch die Ansicht zwischen „Active Subscriptions“ und „Expired Subscriptions“ umschalten. Damit sieht man das erste Mal die Buttons, auf denen man schon mal eine Subscription laufen hatte, die aber ausgelaufen ist.

Hier kann man also nachschauen, ob da nicht doch noch was dabei war, was man vielleicht wieder neu flattrn will oder sogar in eine Subscription aufnehmen möchte.

Noch etwas unklar ist, ob es bald auch eine Notifizierung im Web Interface oder per E-Mail geben wird, sobald eine Susbcription ausgelaufen ist oder droht auszulaufen. Das fände ich auch noch sehr wünschenswert.

Unique Users

Besonders freue ich mich, dass nun auch – wenn auch ohne viel Tamtam – einer meiner Feature Requests umgesetzt wurde. Der monatliche Transaction Report enthält nun auch die Zahl der „Unique User“, die zu den monatlichen Klicks beigetragen haben. Man weiß nun also auch genau wieviele einzelne Personen einen unterstützt haben und nicht nur wie viele Knöpfe wie oft geklickt wurden – und das auch rückwirkend für die bisherigen Monate. Bei mir sieht das dann so aus:

Unique users

Ich finde diese Zahl sehr wichtig, denn nun wird die kleine Community, die einen unterstützt, etwas fassbarer. Man kann unabhängig von den generierten Einnahmen sehen, ob die Zahl der Unterstützer wächst, sinkt oder gleich bleibt. Und man kann natürlich die Einnahmen auch in Relation zu dieser Zahl setzen und ermitteln, wie viel Einnahmen man pro Unterstützer macht. Das habe ich dann bei mir auch gleich mal nachgeholt:

Revenue per user

Das ist doch schon eine sehr interessante Zahlenreihe. Ich möchte zu bedenken geben, dass in dieser Tabelle die Länge eines Monats noch nicht eingerechnet ist, so dass die Schwankungen der letzten Monate im wesentlichen davon abhängen. Hochgerechnet auf eine Monatsdauer von 31 Tagen hätte z.B. der Februar tatsächlich einen Wert von 1,48 EUR ergeben.

 

 

Ein Jahr Flattr

Vor gut einem Jahr startete Flattr und wurde mit einem Vortrag auf der re:publica 10 von Peter Sunde der Öffentlichkeit erstmals präsentiert. Damals schien das Modell revolutionär und obwohl es von vielen begrüßt wurde, gab es auch viele Zweifel, wie es sich entwickeln würde. Nicht alle Zweifel konnten seitdem ausgeräumt werden.

Gestern hat Peter auf der diesjährigen re:publica eine erste Bilanz gezogen und neue Schritte angekündigt. So kommt die Webseite jetzt nicht nur in englisch, sondern auch in deutsch, schwedisch und französisch daher und auch das von mir schon vor Monaten angedeutete Feature des Revenue Sharing, bei dem Webseitenbetrieber, die für Dritte Flattr-Buttons einblenden, einen Teil des normalerweise bei Flattr verbleidenden Anteils erhalten, wurde jetzt für Anfang Mai fest zugesagt.

Ambitioniert wirkt die Ankündigung, künftig Twitter-Accounts auch ganz ohne Flattr-Buttons flattrn zu können. Hier wird das Geld quasi pauschal schon mal reserviert und der Twitter-User muss sich die Kohle später „abholen“. Ich bin gespannt, wie es technisch genau funktioniert und wenn ja, wie es dann angenommen wird. Die Idee ist sicherlich nicht schlecht und soll vermutlich grundsätzlich auf beliebige URLs ausgedehnt werden. Damit könnte das aktuelle Henne-Ei-Problem zumindest in Bewegung geraten.

Aber die Dinge sind auch so schon in Bewegung: für mich persönlich hätte es mit Flattr kaum besser laufen können. Mit nur wenig Schwankungen sind meine Einnahmen von Monat zu Monat kontinuierlich gestiegen und haben sich zu recht beeindruckenden Zahlen summiert. Mittlerweile ist Flattr für mich nicht mehr nur ein Zuschuss sondern schon eine richtige Einnahmequelle. Im letzten Monat näherte sich das Monatseinkommen der 2000 EUR Marke:

NewImage

(Da es hier immer wieder zu Mißverständnissen kommt: diese Einnahmen sind nicht für mein Blog, wie es häufiger zusammengefasst wurde (ich verstehe mich auch nicht als Blogger), sondern die Summe aller Flattr-Buttons, die alle meine Podcast-Produktionen umfassen – nicht nur, aber vor allem.)

Einen erstaunlich großen Anteil an den Einnahmen haben die Flattr-Buttons, die allgemein für ein Projekt stehen. Das unterstreicht, dass Flattr-Zahlungen vor allem den Charakter eines „weiter so“ haben und weniger als „Bezahlung“ für eine bestimmte Sendung verstehen sollte. Trotzdem tragen auch die Episoden selbst signifkant zum Gesamtergebnis bei. Es ist, im besten Sinne des Wortes, eine Mischkalkulation, aus der man so einiges interessantes herauslesen kann.

Flattr hat mir also binnen eines Jahres eine fünfstellige Euro-Summe als Einnahme beschert, die ich munter in Unterhalt und Ausbau meines Podcaststudios reinvestiert habe. Durch Social Micropayment kann ich mir also den Luxus eines eigenen Studios und der fortgesetzten Unabhängigkeit leisten. Für mich beantwortet das die regelmäßig wiederkehrende Frage, ob man „von so was Leben“ kann nachhaltig: man kann. Wir sind hier noch am Anfang, aber da sind wir schon mal.

Nun ist mir klar, dass das nun nicht bei jedem so funktioniert, aber es gibt sicherlich viele Gründe, warum es in meinem Fall funktionert hat. Flattr ist stark bei Projekten, die sich nicht primär durch eigene Bezahlsysteme, Sponsoring oder Werbung finanzieren und die eine starke Community haben. Verstärkend wirkt, wenn die Distanz zwischen Produzent und Empfänger gering und die Beziehung sehr persönlich ist. Dies gilt für mein Verständnis besonders für Podcasts, was schon mal erklärt, warum Podcasts bei Flattr generell gut dastehen: auch andere Podcast-Produktionen haben bei Flattr gut abgeschnitten, auch wenn ich da nur vereinzelt konkrete Zahlen gehört habe. Der Zuspruch lässt sich aber an den Klickzahlen halbwegs ablesen.

Ich kann nur hoffen, dass noch mehr Leute, die im Netz gute Inhalte anbieten, Flattr eine Chance geben und auch etwas Zeit und Energie investieren, ihrer Community die Vorzüge und Funktionsweise von Flattr zu erklären. Das Ausprobieren kostet nicht viel und der nötige Aufwand zur Integration in bestehende Blogs und Content Management Systeme ist gering. Man bricht sich da auch keinen Zacken aus der Krone und hat wenig zu verlieren.

Meinen bisherigen Analysen zu Flattr in diesem habe ich eigentlich wenig hinzuzufügen. Ich bin trotzdem ziemlich beeindruckt, mit welcher Beständigkeit und Dynamik sich Flattr bei mir von einem Experiment zu einer signifikanten Einnahmequelle entwickelt hat. Ich kann allerdings nicht sicher sagen, ob das auch so bleibt. Vielleicht laufen bestehende Subscriptions irgendwann aus und werden nicht erneuert. Vielleicht gehen die monatlichen Investitionen der Teilnehmer im Mittel zurück und mit ihnen die Resultate der Begünstigten. Aber vielleicht ist hier auch das Potential noch gar nicht genutzt und der aktuelle Trend hält noch länger an. Who knows.

Ich weiß auf jeden Fall, dass ich extrem dankbar über diese Entwicklung bin und ich mich nur nachdrücklich bei jedem einzelnen bedanken möchte, der zu diesem Zwischenergebnis beigetragen hat. Mich versetzt das nach langer Aufbauzeit in die Lage, als unabhängiger Radiomacher eigene Formate voranzutreiben, mit guter Technik zu arbeiten und nebenbei auch noch etwas Geld zurückzulegen für die schlechten Zeiten, die sicherlich auch irgendwann mal wieder dran sind. Das war bisher selten möglich.

Aber das allerbeste ist die Qualität der Motivation. Zu wissen, dass so viele Leute bereit sind über Mikrospenden Einzelkämpfer im Netz zu unterstützen, ist faszinierend und ohne zu pathetisch rüberkommen zu wollen: es ist schon erstaunlich, wie weit wir mit dem ganzen Webkrams in den letzten Jahren gekommen sind. Die Werkzeuge werden immer besser, die Kommunikation immer effektiver und spannender und der Kreativität werden täglich weniger Hemmnisse entgegengehalten.

Was das Radiomachen betrifft sind wir der Brecht’schen Radiotheorie wieder einen Schritt näher gekommen.

Which is good.

Nachtrag: Natürlich verteile ich auch Geld via Flattr. Ich habe mir unlängst eine 1-Euro-per-Click-Rule zugelegt und passe mein Ausgabenbudget entsprechend an. Zuletzt lag es bei 80 EUR im Monat. Es ist abzusehen, dass ich bald an das Flattr-Limit von 100 EUR stossen werde.

Darüber hinaus nutze ich stellenweise auch die Möglichkeit zu direkten Spenden via Flattr. Meine Einnahmen durch Spenden sind übrigens gering und den oben genannten Zahlen nicht enthalten. Sie betrugen 39,80/5/22 EUR in den drei Monaten seit es diese Möglichkeit auf Flattr gibt (also insgesamt 66,80 EUR).

Neues Flattr-Feature: Donations

Flattr hat heute ganz leise ein neues Feature hinzugefügt: es ist jetzt möglich, Personen (genaugenommen Flattr-Accounts), eine direkte Spende zukommen zu lassen. Dazu erscheint jetzt unter jedem Benutzeraccount auf der Profilseite ein neuer „Donate“-Knopf.

Das Minimum liegt wieder bei 2 EUR, das Maximum scheint sich nur aus der verfügbaren Menge Geldes auf dem eigenen Konto abzuleiten beträgt 50 EUR bzw. liegt bei der verfügbaren Menge Geldes auf dem eigenen „Means“-Konto. Die Abbuchung Spende erfolgt gemeinsam mit der Verteilung des „Kuchens“ am Ende des Monats und man kann diese Spenden bis zum Monatsende – so wie die Subscriptions – im Dashboard wieder rückgängig machen.

Auf die Spenden wird wie bei der normalen Ausschüttung die Flattr-Fee von (derzeit) 10% erhoben eine Gebühr von 20 Cent erhoben. Der Empfänger der Spende weiß am Ende nicht, von wem die Spende kam und es ist derzeit nicht ersichtlich, ob einem auch mitgeteilt wird, wie viele einzelne Spender es in dem Monat gab. Man wird sehen.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, was ich von dem neuen Feature halten soll. Ich verstehe zwar die Motivation (vermutlich gab es wg. Wikileaks eine Menge solcher Anfragen), aber ich finde, es bricht ein wenig mit dem Grundmodell, auch wenn natürlich niemand gezwungen ist, das Direktspenden-Feature zu nutzen. Man wird sehen, welche Auswirkungen es hat. Auf jeden Fall wird Flattr damit flexibler und erlaubt auch übermässige Schenkungen und ist damit auch eine Alternative zur Banküberweisung und PayPal – wenngleich es dafür im Vergleich deutlich teurer ist. Aber eben auch einfacher.

Als Spendenkanal für rechtsgültige Spenden an gemeinnützige Organisationen taugt es damit natürlich immer noch nicht, aber das ist hier wohl auch nicht beabsichtigt.

Nachtrag: Wie Martin in den Kommentaren richtig bemerkt, sind die Spenden nur für Accounts und damit eben nicht für Buttons. Das bedeutet, dass man im Zweifel nicht zuordnen kann, für welches Projekt diese Spende gedacht war. Das mag nicht unbedingt ein Problem sein, aber bricht auch sehr mit dem, was man von Flattr bisher gewöhnt war. Warum sollte man den Donate-Knopf nicht direkt mit dem „Thing“ verknüpfen? Auf die Höhe des Betrages und den Empfänger hat es keinen Einfluss, aber man weiß wenigstens, wofür diese Spende erfolgt ist.

2. Nachtrag: Jetzt gibt es auch einen Blogbeitrag von Flattr zu dem Thema und anders als von mir vermutet ist die „Fee“ für eine direkte Spende ein fixer Betrag von 0,20 EUR (auf der Website ist derzeit nur von „Fee“ die Rede, was mich zur falschen Annahme verleitet hat). Damit ist es für große Beträge deutlich billiger, dieses Feature zu nutzen als PayPal. Immerhin.

Außerdem ist das Dashboard etwas detailreicher, man kann sich einen Offline-Flattr-Knopf mit QR-Code bauen, man kann jetzt auch auf 3 EUR Monatsbeitrag erhöhen (vorher kam nach 2 EUR gleich 5 EUR), die Organisationen, die den Monatsbeitrag erhalten, wenn man niemand geflattred hat sind jetzt auf der Website aufgeführt, Gravatar-Icons finden an mehr Orten Verwendung und auf Basis der Tags wird auf „ähnliche“ Things verwiesen.

Am 10. Januar sind die Detailabrechnungen für Dezember 2010 verfügbar. Ich werde dann mal ein wenig Bilanz ziehen und auf das erste Flattr-Kalenderjahr zurückblicken.

Flattr Subscriptions sind da

Heute hat Flattr endlich das Subscription-Feature eingeschaltet, über das ich hier schon vor zwei Monaten berichtet hatte. Wer also gerne ein Flattr-Thing möglichst regelmäßig in seine monatliche Auszahlung einbeziehen möchte, kann dies jetzt automatisieren.

Dadurch ändert sich der Flattr-Knopf dahingehend, dass man nicht nur wie bisher einmal flattrn kann, sondern auch gleich sich entscheiden kann, ob man eine Subskription einschalten will. Dabei kann man wählen, für wie viele Monate das gelten soll.

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Nach Ablauf dieses Zeitraums wird das Abo automatisch ausgeschaltet. Das finde ich prima (nicht zuletzt weil das Feature auf meine Anregung zurückgeht :), denn es passt gut zu dem Grundmodell von Flattr, die Kosten für die Anwender im Griff zu halten.

Leider scheint das Feature noch nicht so richtig zu funktionieren. Erste Tests mit Safari erzeugten eine Menge Durcheinander. Aber ich hoffe mal, dass sich das im Laufe des Tages noch einrenkt. Auf jeden Fall schön zu sehen, wie sich das Micropayment-System weiterentwickelt. Ich denke, dass gerade die Subskription den Sites zu gute kommt, die normalerweise nicht so viel Traffic auf sich ziehen und dass Leute sich über diese Methode auch langfristig erkenntlich zeigen.

Aktuelle Betrachtungen zu flattr

Nun ist es ein wenig ruhiger geworden um flattr, aber das war ja nach der ersten Aufregung zu erwarten und so wurschtelt es mehr im Hintergrund weiter, aber offenbar durchaus erfolgreich. Nachdem das System jetzt in eine offene Betaphase übergegangen ist und sich jedermann einen Account klicken kann, ohne dafür einen Invite-Code einsammeln zu müssen, steht einer breiteren Adoption im Prinzip nichts mehr im Wege.

Technisch scheint sich eine Menge zu tun und als vor ein paar Tagen das gesamte Flattr-Entwickler-Team anlässlich der All Together Now Konferenz in Berlin war, hatte ich die Gelegenheit, mal ausführlich mit der Truppe über ihre Pläne zu quatschen. Ich durfte ein hoch motiviertes und sehr aufmerksames Team erleben, dass über jedes Detail mit sich reden lässt und das sehr aufgeschlossen für Feedback ist.

Derzeit ist flattr vor allem mit der Implementierung und dem Rollout ihrer API beschäftigt. Auf der Konferenz erfuhr ich dabei noch ein wichtiges Detail, dass mir bislang entgangen war: wer das API auf seiner Website implementiert und Flattr-Klicks für andere entgegennimmt (das könnten z.B. Community-Sites, Archive, Entwicklerplattformen), erhält für die „Vermittlung“ des Flattr-Klicks Provision von Flattr. Der Betrag geht allerdings von dem Flattr-Anteil (der derzeit noch bei 10% liegt), so dass also beim eigentlichen Empfänger des Klicks nicht abgezogen wird sondern Flattr quasi sein Geld mit dem „Distributor“ (so nennen sie das) teilt.

Das Modell macht extrem Sinn: würde z.B. eine Code Hosting Site jedem Entwickler die Möglichkeit bieten, im Profil seine Flattr-ID einzustellen, könnte die Site mit jedem Projekt gleich die passenden Flattr-Buttons erzeugen und würde daran auch noch mitverdienen. Entsprechend könnte dies für alle Plattformen funktionieren, die primär den Content anderer anbieten: Baupläne, Howtos, Hausarbeiten, Musik, Grafik und so weiter und so sofort. Meine Kandidaten im ersten Gedanken daran: github, Thingiverse oder Freesound.

Von der API abgesehen sind wohl auch einige wirklich sinnvolle Verbesserung des aktuellen Systems geplant. Allen voran denkt man an die Verankerung einer regelmäßigen „Beflatterung“ von „Things“, so daß man Dinge, die man regelmäßig über Flattr bedenken möchte, quasi ein Klick-Abo einrichten kann. Wie das Feature dann genau funktioniert (ich habe z.B. einen Timeout angeregt, nach dem das Abo automatisch abläuft) und wann es kommt ist aber noch unklar.

Was konkrete Zahlen betrifft, wieviel Geld derzeit durch Flattr bewegt wird, haben sie sich verständlicherweise etwas bedeckt gehalten. Allerdings sind sie mit dem Zuwachs offensichtlich recht zufrieden und ein Flattr-Klick bringt im Gesamtdurchschnitt derzeit wohl 0,15 EUR. Dieser Wert – das haben zahlreiche Veröffentlichung von Ergebnissen in den Blogs gezeigt, kann aber stark variieren. Bei mir lag er zuletzt bei 0,30 EUR.

Meine Einnahmen mit flattr im August 2010 betrugen übrigens 889,01 EUR. Damit lag der Betrag etwas unter dem des Vormonats, im Anbetracht der Tatsache, dass ich im August aber fast nicht zum Produzieren kam (Urlaubs- und Reisezeit), kann ich nur Feststellen, dass sich wohl meine These, warum Leute flattr benutzen, bestätigt: es ist weniger eine Entlohnung für Geleistetes als vielmehr eine Vorauszahlung für Kommendes. Man möchte, dass es weitergeht, dass der Begünstigte in die Lage versetzt wird, sich weiterhin den Dingen zu widmen, die Auslöser für die Zahlung waren. Und es geht auch um Motivation.

In diesem Sinne ist der September bei mir auch schon deutlich produktiver geworden. Es sind schon einige neue CREs produziert worden und harren der baldigen Veröffentlichung und bei mobileMacs sieht es gerade so aus, als ob wir zumindest für die kommende Zeit einen Zwei-Wochen-Rhythmus halten können, da wir uns jetzt fest auf den Donnerstag abend für neue Folgen geeinigt haben. NSFW mit Holgi musste leider aus einer Verkettung von Terminunfällen nun fast zwei Monate pausieren. Aber sobald Holgi wieder aus dem Urlaub zurück ist (Anfang Oktober) geht es so schnell wie möglich weiter – mein Notizzettel platzt bald.

An dieser Stelle noch mal Danke an alle, die mich per Flattr oder auf anderem Wege unterstützen. Ein besonderer Dank geht an die Leute mit Daueraufträgen, die mich teilweise seit vielen Monaten mit teilweise nicht unerheblichen Beträgen fördern. All dies sichert meine Unabhängigkeit und den Ausbau der Metaebene, der noch zu vielen neuen Produktionen führen soll.

(Auf Twitter gibt es mich jetzt übrigens auch als @CRExpress und @Metaebene)

flattr: der dritte Monat

Vielleicht sollte ich dem nicht so viel Aufmerksamkeit schenken, aber ich kann dem Potential und der Dynamik von flattr immer noch eine Menge abgewinnen. Und das nicht nur, weil ich selbst bisher bei dem Dienst gut weggekommen bin, sondern eben auch, weil ich in dem Konzept Social Payment grundsätzlich eine große Zukunft sehe.

Im Interview mit Markus Beckedahl hat Peter Sunde vor kurzem ein paar interessante Einblicke in die Planung gewährt. Unter anderem ist es geplant, flattr direkt an das europäische Bankensystem anzudocken und damit kostenlose Überweisungen zwischen flattr und normalen Konten zu ermöglichen. Weiterhin wird daran gearbeitet, die Möglichkeit zu schaffen, bestimmte „Klicks“ automatisch jeden Monat durchzuführen – quasi ein Flattr-Klick-Dauerauftrag. Beide Features halte ich für den weiteren Erfolg des Systems für außerordentlich wichtig und ich bin froh, dass das in Angriff genommen wird. Weiterhin sei das Ende der Betaphase nicht mehr allzu weit weg (was immer das heißen mag). Dann wird es besonders interessant – siehe unten.

Für mich ist auch der Juli wieder sehr gut gelaufen. Nach den 875,89 EUR im letzten Monat blieben mir wohl viele Flattrer treu und so summierten sich die Klicks im Juli auf respektable 1048,88 EUR. Ein erstaunliches Ergebnis, zumal ich kaum zum Podcasten gekommen bin und auch erst in zwei Wochen wieder voll einsteigen werden kann. Aber hier wird wohl auch in die Zukunft investiert.

Interessanterweise waren es mit 2525 Klicks immerhin gut 500 Klicks weniger als im Juni, trotzdem sind die Einnahmen gestiegen (im Schnitt sind das fast 0,42 EUR pro Klick bzw. 7,95 EUR pro Thing). Ich führe das einerseits darauf zurück, dass Leute nach einiger Zeit bereit sind, insgesamt mehr Geld in die Runde zu werfen und andererseits sich vielleicht eher auf die für sie relevanteren Dinge zu verteilen. Man könnte auch sagen: die Nutzung stabilisiert sich.

Ich selbst verteile ab jetzt 30 EUR monatlich und habe im letzten Monat ca. 40 Cent pro Klick weggeflattert. Leider sind noch viele Dinge, die ich gerne unterstützen würde, noch flattrlos, aber das kann sich ja noch ändern. Dazu muss sich das ganze noch etwas herumsprechen.

Vor ein paar Tagen hat mich mal interessiert, wie viele Nutzer es auf flattr derzeit überhaupt gibt. Da die User IDs numerisch sind und offenbar aufsteigend vergeben werden, habe ich einfach mal auf Twitter herumgefragt. Zu dem Zeitpunkt war die höchste mir genannte User ID bei 256xx. Heute wurde mir schon 269xx gemeldet. Um einen Überblick zu bekommen, habe ich mal aufgerufen, die ID in ein kleines Spreadsheet einzutragen. Die Aktion ist jetzt beendet, hier ist das Ergebnis:

Ja, ich weiß, keine besonders tolle Grafik (bei den neben der Spur liegenden Punkten wurde vermutlich ein falsches Eintrittsdatum eingegeben), aber ich denke, man sieht den Trend. Dazu muss man verstehen, dass der Zuwachs natürlich primär durch die Vergabe von Invite-Codes gesteuert wird und das natürlich keine Aussage darüber liefert, wer hier eigentlich aktiv ist und wer nicht.

Trotzdem finde ich die bewegten Summen ziemlich bemerkenswert wenn man davon ausgeht, dass hier mit für Internet-Verhältnisse extrem niedriegen Nutzerzahlen gearbeitet wird. Will mir gar nicht vorstellen, was abgehen würde, wenn die Userbasis mal Facebook-Dimensionen erreichen würde.

 

Flattr, zweiter Streich

Nun ist der zweite Monat abgelaufen, an dem ich meine kollektiven Projekte über Flattr-Buttons dem Mikrospenden öffne. Nachdem ich im Mai bereits beeindruckende 208,54 EUR eingenommen hatte, war ich gespannt, wie sich die Dynamik entwickeln würde.

Ich hatte verschiedene Erwartungen: mit Sicherheit würde die Zahl der aktiven Teilnehmer steigen, da der ganze Hype um Flattr sich in den letzten Wochen durch die ganzen Berichte wohl erst so recht entfaltet hat. Der wurde im Kern nur durch die zuletzt recht mager vergebenen Invite-Codes begrenzt. Zudem konnte man erwarten, dass manche Teilnehmer von einem recht konservativen Start mit 2 EUR Verteilsumme auf ein höheres Budget wechseln würden.  Wie es nun genau aussieht, kann ich nur raten.

Aber wenn die allgemeine Einnahmesituation da eine Aussage zulässt, dann könnte ich nicht so falsch liegen: Carta erhöht auf 201,22 EUR, das iPhoneblog verbucht 202,10 EUR, das lawblog bezieht 247,68 EUR, netzpolitik.org stellt 576,53 EUR an Einnahmen fest, Herr Niggemeier freut sich über unerwartete 352,89 EUR und die taz scheint in diesem Monat mit 988,50 EUR EUR den Vogel abgeschossen zu haben. Ich vermute, dass einige Blogs und Podcasts, die sich bisher noch nicht geäußert haben oder das auch nicht vorhaben zu tun ggf. auch nicht so schlecht gefahren sein werden.

Und ich? Auch wenn ich nicht vorhabe, meine Buchhaltung künftig komplett über dieses Blog laufen zu lassen, werde aber hier auch noch mal wiedergeben, was Flattr für mich im Juni 2010 eingebracht hat: insgesamt sind es stattliche 875,89 EUR gewesen, die die gesammelten Buttons eingespielt haben. Das ist immerhin eine Steigerung um mehr als das Vierfache.

Ein Großteil der Summe wurde durch das Flattrn (sagt man das so?) von einzelnen Podcast-Episoden bzw. dem Klicken der Buttons, die das jeweilige Projekt insgesamt repräsentieren, eingespielt. Nicht ohne Stolz stelle ich fest, dass sich Chaosradio Express immer noch an der Spitze der Flattr-Top5 befindet und damit natürlich auch für das Projekt als solches wirbt.

Der durchschnittliche Cost Per Click, der im letzten Monat für mich noch bei etwas mehr als 14 Cent lag, hat sich für mich auf überraschend hohe 29 Cent verdoppelt. Wohlgemerkt im Mittel: der Wert schwankt  je nach Button extrem zwischen 0,01 und 1,64 EUR pro Klick. Ich stelle dazu fest, dass dieser Durchschnittswert doch sehr individuell zu sein scheint, da die taz z.B. bei in etwa vergleichbaren Einnahmen nur auf 12 Cent kommt (im Monat zuvor 9 Cent). Das bedeutet wohl, dass Leute, die die taz klicken, entweder generell weniger Geld freigeben oder mehr Buttons anklicken, da kann man nur mutmaßen. Oder es bedeutet, dass zumindest einige meiner Spender recht wenig andere Empfänger an ihren Ausgaben beteiligt haben. Das weiß derzeit nur Flattr selbst.

Tja, was soll ich sagen? Das ist natürlich alles total toll und höchst erfreulich. Allein die Flattr-Einnahmen bisher decken z.B. alle Kosten rund um mein kleines Podcaststudio über die zwei Monate und tragen somit ganz erheblich dazu bei, dass ich mit meinen freien Angeboten so fortfahren kann – und vor allem will. Auch wenn ich weiterhin nebenbei Auftragsarbeiten durchführen möchte und muss, ist der durch Spenden geschaffene Freiraum in meinem Fall enorm. Ich verspüre da schon richtig Unterdruck, so dass ich quasi automatisch überlege, wie ich mehr Material produziert und unter die Leute verteilt bekomme. Ein sehr angenehmer Zustand für alle Beteiligten.

Mit Flattr allein ist das aber alles (noch) nicht zu reissen: ich freue mich besonders über die direkten Zuwendungen, die viele von Euch über die geradezu „traditionellen“ Spendenwege wie Überweisung oder PayPal-Zahlung mir zukommen lassen. Besonders großartig finde ich die Beiträge von denen, die gleich einen Dauerauftrag eingerichtet haben (egal in welcher Höhe), denn dies signalisiert neben der ohnehin hohen persönlichen Komponente einer direkten Überweisung auch noch das Vertrauen in meine zukünftigen Ergebnisse – während Flattr ja vor allem eine Belohnung für bereits geleistetes darstellt.

Trotzdem scheint Flattr meine Erwartungen zu erfüllen und es bleibt zu hoffen, dass noch mehr Inhalteanbieter auf den Zug springen und bei ihren Nutzern für Flattr werben. Ich verstehe die Enttäuschung einiger, bei denen die Umsätze sich nicht mit denen einiger bekannter Adressen vergleichen lassen, aber ich denke, das kommt  nicht überraschend. Für manche zahlt sich hier wohl auch endlich mal die kontinuierliche Arbeit über viele Jahre aus und es ist durchaus vorstellbar, dass sich hier zunächst auch noch die aufgestauten Danksagungen der letzten Jahre Bahn brechen und sich die Situation noch ein paar mal grundlegend verändert. Ich gehe also nicht davon aus, dass sich meine Einnahmen von Flattr in jedem Monat vervierfachen werden, das wäre sicherlich zu viel des Guten. Aber ich denke, wir werden in den nächsten Monaten noch von so einigen anderen hören, die für ihre gute Arbeit im Netz von der großen Zahl der Nutzer entsprechend angemessen vergütet werden.

Ich bleibe Optimist.

I am flattered

Es macht ganz den Eindruck, als ob Flattr, die neue und noch nicht mal vollständig in den öffentlichen Betrieb übergegangene Plattform zum unkomplizierten Verteilen von regelmäßigen und im Betrag vorab festgelegten Spenden im Internet, einen ganz guten Start hat. Dafür sprechen schon die Zahlen der registrierten Nutzer, die man aus den vergebenenen User IDs lesen kann. Während ich recht früh zum Zug kam und mit der Startnummer 243 ausgerüstet wurde, habe ich jetzt schon User IDs über 16000 gesehen. Ich vermute, das Wachstum wird auch noch eine Weile anhalten.

Nachdem die Website im Mai begann, wirklich zu funktionieren, habe ich die entsprechenden Buttons auf meine Blogs und Podcast-Archive geworfen, ein wenig drüber gezwitschert und gewartet, was passiert. Zu meiner größten Überraschung stürmten die für den jeweils gesamten Podcast geltenden Flattr-Items für Chaosradio Express und Not Safe For Work in kürzester Zeit an die Spitze der Charts. Ich leite daraus nicht viel ab. Mittelfristig werde ich da sicherlich von so hyperaktiven und wertvollen Blogs wie netzpolitik.org abgelöst werden, aber so ganz nebenbei sagt es auch eine Menge aus über die Bindung zwischen Podcaster und Hörer, die ich schon immer  stärker eingeschätzt habe als bei Blogs und anderen Medien.

Das User Interface von Flattr ist noch etwas roh. Johnny hat weitgehend recht mit den fehlenden Auswertungswerkzeugen, aber ich habe aus direkten Gesprächen mit Flattr den Eindruck gewonnen, dass dieses Problem sehr wohl bekannt ist. Von daher erwarte ich da inkrementelle Verbesserung. Mit Hilfe des Flattr-Teams habe ich aber meine Monatszahlen mal etwas genauer analysiert bekommen, worüber ich hier mal berichten möchte.

Der spannende Wert ist der Cost Per Click (CPC) oder auch „Click value“ (Flattr scheint da auch noch keine einheitliche Terminologie aus der Taufe gehoben zu haben): wieviel die Zahl auf den Buttons (im Schnitt) wert ist. Dazu bedurfte es zunächst der Zahl der Clicks, die sich wie schon angedeutet nicht so einfach ermitteln lässt, wenn man viele „Things“ am Start hat. Wer seinem Blog einen sog. Autosubmission-Button hinzugefügt hat, hat – entsprechendes Interesse an den eigenen Inhalten vorausgesetzt – in Windeseile eine unüberschaubare große Zahl von „Things“ im System, die einem noch nicht aggregiert werden. Durch die Hilfe des Flattr-Teams brauchte ich aber nicht von Hand zu addieren. Ergebnis: exakt 1501 Clicks konnten im Mai meinem Account zugeordnet werden.

Fragt sich als nächstes, wie viel Geld letztlich darüber hereinkam: der mir von Flattr zugeordnete „Flattr Revenue“ betrug für den Mai genau 208,54 EUR. Keine unerhebliche Summe muss ich sagen und den geringen Aufwand alle mal wert. Ob dieser Betrag jetzt dem ersten Hype geschuldet ist und die Gunst der Hörer damit dann auch schon wieder verpufft ist, lässt sich derzeit nicht sagen. Wir werden sehen.

Kommen wir zu der interessanten Zahl, dem Wert des Clicks. 208,54 EUR geteilt durch 1501 Clicks ergeben einen Betrag von etwas weniger als. 0,14 EUR pro Click. Das deckt sich auch mit den Ergebnissen bei Udo Vetter im lawblog, der auf 15 Cent kam.

Es liegt mir fern, hier in Euphorie auszubrechen, aber ich habe das Gefühl, dass hier was wächst, was durchaus nachhaltig sein könnte. Interessante kurzfristige Folgen bei mir selbst waren, dass ich nach den Einnahmen meinen monatlichen Ausgabenbetrag prompt von 5 auf 10 EUR erhöht habe und bei allen wirklich informativen Artikeln und Podcasts schon intuitiv nach dem Flattr-Button suche. Die dort abgebildete Zahl sagt letztlich nämlich viel mehr aus, als die unverbindlichen „I like“ Knöpchen von Facebook, denn hier sind sie mit Verbindlichkeit gepaart. People put their money where their mouth is. Man bezieht Stellung und fühlt sich dann auch selbst besser.

Kostenloskultur, my ass! Ich habe daran nie geglaubt. Ich weiß, dass es in unserer Gesellschaft (und damit auch im Netz) sehr wohl eine Bereitschaft gibt, für Gutes Geld zu geben. Die Angebote, die sich beklagen, haben entweder ihre Mittel nicht genutzt, ein korrektes Angebot zu schaffen oder hatten nicht die Mittel und Resourcen dazu, ein solches aufzusetzen. Für die letztere, die erheblich größere Gruppe des Netzes, kann Flattr ein Weg sein, Reputation auch in zählbaren Wert umzusetzen. Man schaue sich nur das Augenrollen der taz an, deren Halbmonats-Revenue mit Flattr vermutlich das Gesamt-Onlinespendenaufkommen des letzten Jahres überschritt (Update: Vermutung traf nicht zu, siehe Kommentar der taz weiter unten). Ich wäre wenig überrascht, wenn die Einnahmen für den Juni bereits eine weitere Praktikums-, wenn nicht sogar Redakteursstelle zumindest kofinanziert (ist ja bei der taz nicht so teuer :).

Natürlich werden wir demnächst die typisch deutsche Datenschutz-, Anonymitäts- und Waaaah-Flattr-hat-all-unsere-Daten-und-übernimmt-die-Weltherrschaft-Diskussion führen müssen und ich bin echt froh, dass die Truppe von Flattr in Schweden sitzt und nicht in Hamburg. Aber ich tippe mal, das Netz wird letztlich in Angesicht des unbestritten großen Nutzens des ganzen Projektes auch wieder zur Ruhe kommen. Vielleicht schafft es Deutschland ja auch mal, sich mal mehr den Chancen einer Technologie als nur ihren (theoretischen) Risiken zu widmen. Schöne Grüße auch aus Kalifornien.

Was mich betrifft kann ich mehr als zufrieden sein. Als ich vor zwei Jahren alles auf eine Karte gesetzt habe und beschloss, mich zu 100% aufs Podcasting zu konzentrieren und auch wenig Lust hatte (und habe) mich mit Werbung oder ähnlichen Sponsoring-Konzepten zu finanzieren, war noch nicht klar, wie das Verhältnis der Hörer zu meinen Produktionen wirklich ist.

Aber die Reaktionen auf meine Spendenaktionen Ende 2008 und in diesem Jahr, sowie das unmittelbare Feedback auf den zahlreichen Hörertreffen in den letzten Monaten (wo ich insgesamt schon über 400 Hörer persönlich treffen konnte) haben mir klargemacht, wie wichtig es ist, einen kurzen Draht und vor allem eine persönliche Kommunikation mit der eigenen Community zu pflegen. Das Verhältnis von Medienproduzent zu Medienkonsument ist hier beileibe nicht so asymmetrisch wie in klassischen Medien. Deswegen habe ich mein kleines Abenteuer auch „Personal Media“ genannt. Denn darum geht es: eine extrem persönliche Art der Medienproduktion, die eine höchst persönliche Art des Medienkonsums ermöglicht.

Flattr scheint mir eine interessante Ergänzung dieses Konzepts zu sein: Personal Payment (ich meide hier den Begriff „Social Payment“, der üblicherweise herumgeworfen wird, mal bewusst). Der Flattr-Click ist mehr Anerkennung und Erfüllung eines Dankeswunsches als ein Zahlungsvorgang. Man gibt ja auch nicht zusätzliches Geld aus, man lässt Leute an einem ohnehin existieren Pool teilhaben. Hat ein wenig was von Geburtstagspartyeinladung irgendwie. Auch sehr persönlich.

Nun bin ich gespannt. Nichts würde mich mehr freuen, als wenn durch Flattr eine Zahlungskulturbewegung losgetreten wird, die Leute ermutigt, Dinge zu tun, die sie lieben, anstatt Dinge zu tun, die sie tun müssen, weil ihnen das Geld fehlt, ihre Freiheit zu leben. Im Kern ein ähnlicher Anspruch wie ihn die Debatte um das Grundeinkommen mit sich führt, aber mit andern Mitteln. Auch das Wort „Kulturflatrate“ kommt mir hier mir über die Lippen, denn eigentlich ist es nichts anderes. Allerdings kommt Flattr einerseits ohne Bürokratiemonster aus und andererseits kommt meine persönliche Entscheidung zu 100% zur Geltung. Eine tolle Sache.

Wenn es so weiter geht, werde ich sicherlich meinen Monatsbeitrag auf 20 EUR erhöhen und Flattr wird sich fragen lassen müssen, warum es noch keine 50-Euro-Option gibt. Sollte dieser Kreislauf wirklich in Gang kommen, könnte das Netz noch mal richtig spannend werden. Auch wenn es das ja sowieso schon immer war und immer sein wird. Aber dann merken es viellleicht auch die Anderen (TM).