Nun ist es ein wenig ruhiger geworden um flattr, aber das war ja nach der ersten Aufregung zu erwarten und so wurschtelt es mehr im Hintergrund weiter, aber offenbar durchaus erfolgreich. Nachdem das System jetzt in eine offene Betaphase übergegangen ist und sich jedermann einen Account klicken kann, ohne dafür einen Invite-Code einsammeln zu müssen, steht einer breiteren Adoption im Prinzip nichts mehr im Wege.
Technisch scheint sich eine Menge zu tun und als vor ein paar Tagen das gesamte Flattr-Entwickler-Team anlässlich der All Together Now Konferenz in Berlin war, hatte ich die Gelegenheit, mal ausführlich mit der Truppe über ihre Pläne zu quatschen. Ich durfte ein hoch motiviertes und sehr aufmerksames Team erleben, dass über jedes Detail mit sich reden lässt und das sehr aufgeschlossen für Feedback ist.
Derzeit ist flattr vor allem mit der Implementierung und dem Rollout ihrer API beschäftigt. Auf der Konferenz erfuhr ich dabei noch ein wichtiges Detail, dass mir bislang entgangen war: wer das API auf seiner Website implementiert und Flattr-Klicks für andere entgegennimmt (das könnten z.B. Community-Sites, Archive, Entwicklerplattformen), erhält für die „Vermittlung“ des Flattr-Klicks Provision von Flattr. Der Betrag geht allerdings von dem Flattr-Anteil (der derzeit noch bei 10% liegt), so dass also beim eigentlichen Empfänger des Klicks nicht abgezogen wird sondern Flattr quasi sein Geld mit dem „Distributor“ (so nennen sie das) teilt.
Das Modell macht extrem Sinn: würde z.B. eine Code Hosting Site jedem Entwickler die Möglichkeit bieten, im Profil seine Flattr-ID einzustellen, könnte die Site mit jedem Projekt gleich die passenden Flattr-Buttons erzeugen und würde daran auch noch mitverdienen. Entsprechend könnte dies für alle Plattformen funktionieren, die primär den Content anderer anbieten: Baupläne, Howtos, Hausarbeiten, Musik, Grafik und so weiter und so sofort. Meine Kandidaten im ersten Gedanken daran: github, Thingiverse oder Freesound.
Von der API abgesehen sind wohl auch einige wirklich sinnvolle Verbesserung des aktuellen Systems geplant. Allen voran denkt man an die Verankerung einer regelmäßigen „Beflatterung“ von „Things“, so daß man Dinge, die man regelmäßig über Flattr bedenken möchte, quasi ein Klick-Abo einrichten kann. Wie das Feature dann genau funktioniert (ich habe z.B. einen Timeout angeregt, nach dem das Abo automatisch abläuft) und wann es kommt ist aber noch unklar.
Was konkrete Zahlen betrifft, wieviel Geld derzeit durch Flattr bewegt wird, haben sie sich verständlicherweise etwas bedeckt gehalten. Allerdings sind sie mit dem Zuwachs offensichtlich recht zufrieden und ein Flattr-Klick bringt im Gesamtdurchschnitt derzeit wohl 0,15 EUR. Dieser Wert – das haben zahlreiche Veröffentlichung von Ergebnissen in den Blogs gezeigt, kann aber stark variieren. Bei mir lag er zuletzt bei 0,30 EUR.
Meine Einnahmen mit flattr im August 2010 betrugen übrigens 889,01 EUR. Damit lag der Betrag etwas unter dem des Vormonats, im Anbetracht der Tatsache, dass ich im August aber fast nicht zum Produzieren kam (Urlaubs- und Reisezeit), kann ich nur Feststellen, dass sich wohl meine These, warum Leute flattr benutzen, bestätigt: es ist weniger eine Entlohnung für Geleistetes als vielmehr eine Vorauszahlung für Kommendes. Man möchte, dass es weitergeht, dass der Begünstigte in die Lage versetzt wird, sich weiterhin den Dingen zu widmen, die Auslöser für die Zahlung waren. Und es geht auch um Motivation.
In diesem Sinne ist der September bei mir auch schon deutlich produktiver geworden. Es sind schon einige neue CREs produziert worden und harren der baldigen Veröffentlichung und bei mobileMacs sieht es gerade so aus, als ob wir zumindest für die kommende Zeit einen Zwei-Wochen-Rhythmus halten können, da wir uns jetzt fest auf den Donnerstag abend für neue Folgen geeinigt haben. NSFW mit Holgi musste leider aus einer Verkettung von Terminunfällen nun fast zwei Monate pausieren. Aber sobald Holgi wieder aus dem Urlaub zurück ist (Anfang Oktober) geht es so schnell wie möglich weiter – mein Notizzettel platzt bald.
An dieser Stelle noch mal Danke an alle, die mich per Flattr oder auf anderem Wege unterstützen. Ein besonderer Dank geht an die Leute mit Daueraufträgen, die mich teilweise seit vielen Monaten mit teilweise nicht unerheblichen Beträgen fördern. All dies sichert meine Unabhängigkeit und den Ausbau der Metaebene, der noch zu vielen neuen Produktionen führen soll.
(Auf Twitter gibt es mich jetzt übrigens auch als @CRExpress und @Metaebene)