Ich werde immer wieder nach meinem Podcasting Setup gefragt und hier und da in den Kommentaren bruchstückhaft Auskunft gegeben. Aber ich denke, ich sollte dazu mal was schreiben. Allerdings ist die Antwort nicht so einfach, da das „Setup“ ein bewegliches Ziel ist. Es ändert sich mit den Möglichkeiten, Umständen und Ansprüchen.
Mein Anspruch ist zu meinem eigenen Elend recht hoch. Um es vorweg zu nehmen: ich werde ihm immer noch nicht gerecht. Was ich anstrebe ist ein flexibles Setup, dass quasi Radiostudio-Bedingungen bietet, ohne Radiostudio. Dabei gibt es zwei Aspekte zu bedenken: die Kopfhörer und Mikrofone, die Interfaces sowie das konkrete Recording Setup. Ich beginne mal mit ersterem.
Mikrofone und Kopfhörer
Anfangs habe ich mit Kondensatormikrofonen und Kopfhörern gearbeitet. Das mit den Kopfhörern ist eines dieser für mich wichtigen Dinge: ich möchte gerne Hinterbandkontrolle- einerseits wegen der Sicherheit, anderseits weil das eine entspannte Diskussionsatmosphäre schafft.
Das erste Setup mit den Kondensatormikrofonen hatte seine Nachteile. Abgesehen vom Preis braucht man Stative für die Mikros, ist daher recht eingeschränkt in seiner Bewegungsfreiheit und die hohe Qualität der Mikrofone sorgt dafür, dass jedes Rascheln mit aufgenommen wird. Das unangenehmste war aber, dass man lange zum Auf- und Abbauen braucht, eine Menge schleppen muss und daher die Spontanität fehlt.
Das mit den Kopfhörern ging von Anfang an prima. Wenn man ein normales Mischpult benutzt braucht man eine Weiche für den zweiten Kopfhörer. Bei mehr als zwei Kopfhörern ist ein externer Kopfhörerverstärker zu empfehlen. Die gibt es in gut und günstig von Samson. Vorteil gegenüber eine normalen Weiche: jeder Teilnehmer kann eine individuelle Lautstärke erhalten. Nicht jeder Kopfhörer ist gleich laut und nicht jeder hat das selbe Lautstärkebedürfnis.
Später habe ich auf Headsets umgestellt. Headsets sind teuer, aber letztlich auch nicht deutlich teurer als eine hochwertige Kopfhörer/Mikrofon-Kombination. Dadurch dass das Mikrofon direkt am Kopf ist entfällt das Problem, dass man zu weit weg ist und schlecht gehört wird. Der Nachteil ist die erhöhte Gefahr, Atemgeräusche aufzunehmen. Mein Fehler war, dass ich mich aus für mich im Nachhinein nicht nachvollziehbaren Gründen für Headsets mit dynamischen Mikrofon entschieden habe. Pegel und Qualität waren mies. Da konnten die Kopfhörerver nicht mehr viel rausholen und die Aufnahmen waren verrauscht. Das habe ich dann in der Regel nachträglich rausgerechnet, was die Qualität noch weiter gesenkt hat.
Jetzt habe ich die Headsets verkauft und durch eine Hörsprechkombination von Beyerdynamic ersetzt. Diese Teile sind Studioqualität und liefern ausgezeichnete Signale. Der Andruck auf die Ohren ist auch sehr erträglich, so dass man problemlos ein, zwei Stunden damit arbeiten kann. Das war bei den Vorgängern auch schlechter.
Mikrofonverstärker und Mischpult
Mit Kopfhörern und Mikrofonen alleine ist es nicht getan, man muss die Dinger auch irgendwo anschliessen. Ich startete mit einem recht einfachen Phonic-Mischpult, das vielleicht nicht Top-Qualität liefert, aber für meinen Bedarf ausreichend war. Mikrofonverstärker und Phantomspeisung für Kondensatormikrofone sind Standard.
Wenn man gute Mikrofone hat, dann will man auch gute Mikrofonverstärker haben, aber was das genau ist, da gehen die Meinungen auseinander. Da damals mein Mikrosignal eh schlecht war, gab es noch keinen Grund, dort besseres einzusetzen. Wer auf guten Klang Wert legt, will hier aber ggf. mehr Geld ausgeben.
Jedes Mischpult bietet sogenannte 2RTN Eingänge. Das steht für „2-Track Return“ und ist die Hinterbandkontrolle. An den REC-Ausgängen schliesst man sein Aufnahmegerät an und das aufgenommene Signal geht via 2RTN wieder zurück. Dieses Signal wird an die Kopfhörer verteilt. Bricht die Aufnahme ab verschwindet auch das Kopfhörersignal und man merkt es sofort. Jede Aufnahmeoption sollte also über so etwas verfügen.
Aufnahmegeräte
Derzeit habe ich als Aufzeichnungsgerät ein Edirol R-4 im Einsatz. Das Gerät, dass ich recht günstig auf eBay habe schiessen können, hat mich leider bislang nicht überzeugen können. Zwar verspricht es mit eingebauter Festplatte und vier XLR-Mikroeingängen eine Menge Versatilität, die wird aber durch einige wirklich dumme Eigenschaften komplett über den Haufen geworfen. Nicht nur, dass das Gerät statt der versprochenen zwei Stunden Aufnahmedauer im Batteriebetrieb bestenfalls 20 Minuten garantieren kann. Nein, es löscht auch die komplette Aufnahme (bzw. speichert sie nicht erst), wenn man es nicht schafft, rechtzeitig auf Stop zu drücken. Wer glaubt, man könne sich durch den Anschluss der Netzversorgung retten irrt: das Gerät führt dann stets einen Reset durch. Wer sich das ausgedacht hat…
Da das Edirol R-4 außerdem noch ein Brummen beim Betrieb meiner Headsets einspielt ist das Gerät demnächst reif für den Verkauf. Mag sein, dass es manchen Leuten gute Dienste leistet, für Podcaster ist es wirklich nur in einem festen Studiosetup zu empfehlen. Aber man kauft ja eigentlich genau deswegen ein mobiles Gerät, weil man eben flexibel bei der Wahl seines Aufnahmeortes sein möchte. Eine echte Enttäuschung.
Was mich zu meiner bisherigen und in gewisser Hinsicht wohl auch meiner zukünftigen Aufnahmetechnik bringt: das Live-Recording auf dem Mac. Ich setze dafür Ableton Live ein, was zwar total overpowered ist, sich aber super bedienen lässt (es ist schließlich, der Name spricht Bände, für den Live-Betrieb optimiert) und ein paar Dinge tut, die für das Podcasting segensreich sind. Abgesehen vom Mehrspur-Recording und der Möglichkeit der Hinterbandkontrolle (wichtig für mein Headset-Setup), kann man auch recht einfach flexible Mischpult-Setups machen, die z.B. die für Internet-Telefonie-Integration nötigen „n minus 1“-Schaltungen realisieren oder für jede Spur Filter anwendet.
Ich sollte auch mal wieder Übercaster eine Chance geben. Ich hatte die Software während ihrer Entstehung als Betatester auf dem Rechner, doch fehlte dem Programm damals noch die nötige Stabilität und Flexibilität mit mehreren Spuren. Seitdem ist es offensichtlich gut vorangeschritten, so dass ich bald noch mal testen sollte. Das neue Garageband 4 macht auch einen guten Eindruck, war aber auf meinem alten PowerBook unbenutzbar. Beide Programme haben gegenüber Live den Vorteil, dass sie auch MP3- bzw. AAC-Encoding integrieren und einen gleich die Metadaten eingeben lassen.
Derzeit gehe ich noch den Umweg über iTunes, was zwar funktioniert, aber irgendwie blöd ist. Ein Podcaster kann da viel Zeit verlieren und ich würde es lieben, wenn ich meine Produktionszeit nach der Aufnahme spürbar verkürzen könnte. Derzeit liegt sie bei ca. der zweifachen Zeit der eigentlichen Aufnahme. Das heißt, dass ein 2-Stunden-Interview mich fast einen ganzen Tag kostet (inkl. Vorbereitung und Nachbereitung). Das ist zu viel.
Interfaces
Mein altes Setup basierte noch auf einem analogen Mischpult. Jetzt liebäugel ich mit einem digitalen Interface. Bis vor kurzem gab es recht wenige bezahlbare FireWire-Audio-Interfaces mit mindestens vier Kanälen, die portabel und bezahlbar waren. Das Alesis IO|14 macht aus der Ferne einen guten Eindruck. Die Kombination von Headsets, Interface und MacBook könnte mir gefallen.
Großes Problem bei allen FireWire-Interfaces ist die Entstörung. Ich habe sehr viel Ärger mit Brummschleifen und Rauschen aller Art gehabt, wenn Geräte ans Netz angeschlossen waren.
Ein anderes Problem ist die Performance. Heutzutage kommen alle Geräte mit CoreAudio-Kompatibilität, was bedeutet, dass man auf dem Mac keine Treiber mehr installieren muss. Zumindest auf dem PowerPC waren diese Treiber allerdings nicht sehr befriedigend. Allein das Anschliessen eines Interfaces belegte die CPU mit regelmäßigen Last-Spikes. Obwohl in der Audioszene ein bekanntes Problem scheint Apple über längere Zeit keine Lösung geliefert zu haben. Wie der aktuelle Stand auf Intel-Macs ist weiß ich nicht. Ich werde da mal testen müssen.
Was man auch bedenken und testen muss bei digitalen Schnittstellen ist die Latenz. Während der Betrieb am analogen Mischpult genau null Latenz erzeugt können die FireWire-Schnittstellen ganz schön trödeln (mit USB verspricht erst Version 2.0 mit richtigen Treibern konkurrenzfähig zu sein, aber ich bin da sehr skeptisch). Die gesamte Latenz sollte möglichst unter 10ms liegen. Aber jeder Weg über ein Kabel und jede Verarbeitungsstufe im Rechner (Plug-Ins, Filter etc.) brauchen ihre Zeit und kann prinzipbedingt nicht synchron laufen. Hier ist also auch Speed auf Rechnerseite gefragt. Lahme Treiber können einem da richtig den Tag versauen.
Konklusion
Ich kann niemandem raten, meine Experimente zu wiederholen, es sei denn, ihr habt den gleichen verqueren Flexibilitätsanspruch. Für einen einfachen Interview-Podcast muss man nicht so viel Aufwand treiben und die meisten tun es auch nicht.
Aber da ich immer wieder gefragt wurde, was ich so alles teste und zum Einsatz bringe, habe ich es jetzt einfach mal heruntergeschrieben. Ich werde versuchen, aktuelle Erkenntnisse nachzuliefern, wenn ich welche habe.