Die Frau Kanzlerin verteidigt in ihrem neuesten Video-Podcast zur Inneren Sicherheit das 1984-Programm ihres Innenministers und bereitet ihr Volk schon mal auf die schöne neue Welt vor: „Videoüberwachung von Plätzen“ wäre doch schon mal ne tolle Sache um „einzugreifen“, aber „Videoüberwachung alleine reicht nicht“. Sie beschwört die angebliche Bedrohung des „Internationalen Terrorismus“ und meint, man „müsse völlig neue Wege gehen“: Die Anti-Terror-Datei wäre doch schon mal ein Schritt nach vorne.
Richtig geil: Die Investition von 120 Millionen Euro soll dazu führen, dass „Sprengstoffanschläge vorzeitig aufgeklärt werden können“. Präemptive Aufklärung oder was? Klingt so ein bisschen nach Irak-Krieg und „Minority Report„. Auf jeden Fall weltfremd und bedrohlich.
Als wäre das noch nicht genug, kündigt sie auch die Nutzung der Daten der LKW-Maut zur Strafverfolgung an. Na hurra. Nicht, dass wir schon vor Jahren davor gewarnt hätten, dass genau das passiert, auch wenn natürlich genau das von Anfang an dementiert wurde.
Ich persönlich bin ja schon ein wenig verzweifelt, weil es den meisten Leuten scheinbar nicht in die Birne zu kriegen ist, dass totale Videoüberwachung zwar eine totale Überwachung bringt, aber letztlich an der Sicherheitssituation wenig ändern wird. Technisch sind wir nicht mehr sehr weit entfernt von automatischen Erkennungssystemen, die in den von modernen, hochauflösenden Kameras gelieferten Datenströmen ohne Probleme in Echtzeit einzelne Personen nahezu fehlerfrei herausfinden werden. Ab dem Moment, wo kein Personal mehr zur Überwachung benötigt wird, ist dem Missbrauch auf allen Ebenen Tür und Tor geöffnet und wenn man sich das Geschwurbel von unserer ahnungslosen Kanzlerin anhört verlässt mich jegliche Hoffnung, dass die Politik diesem Treiben auch nur irgendeine Grenze setzen wird.
Das Wort „Freiheit“ ist in der Ansprache von Frau Merkel im übrigen nicht einmal zu hören. Aber „Freiheit“ scheint ja wohl keine besondere Bedeutung zu haben. Das Grundgesetz enthält übrigens das Wort „Freiheit“ 22 Mal. Das Wort „Sicherheit“ kommt im Kern nur einmal vor: „Eingriffe und Beschränkungen dürfen im übrigen nur zur Abwehr einer gemeinen Gefahr oder einer Lebensgefahr für einzelne Personen, auf Grund eines Gesetzes auch zur Verhütung dringender Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere zur Behebung der Raumnot, zur Bekämpfung von Seuchengefahr oder zum Schutze gefährdeter Jugendlicher vorgenommen werden.“. Vielleicht sollte sich unsere Kanzlerin das Dokument noch mal genau durchlesen.
Zum Abreagien empfehle ich an dieser Stelle noch mal auf die beiden großartigen Politiker-Remixe von „Bundestag United“: Sicherheitswahn und Kontrolle muss sein, die ich unlängst auf Chaos TV gepostet habe. Ich habe übrigens keine Ahnung, wer hinter dem Projekt „Bundestag United“ steckt. Falls jemand Erkenntnisse dazu hat möge er/sie sich doch mal bei mir melden. Ich wüsste gerne mal, unter welcher Lizenz das Material steht.