Elektronische Wahlgeräte bei der Bundesdelegiertenkonferenz

Wie sich hier schon in einigen Kommentaren ankündigte sind bei der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen elektronische Wahlgeräte zum Einsatz gekommen. Wie Patrick in einem Artikel schreibt, handelt es sich dabei offenbar um System der niederländischen Firma Interactive Voting System.

Es wäre sicherlich interessant, über die Funktionsweise dieser Geräte etwas genaueres zu erfahren, als die Website hergibt. Dort ist nur davon die Rede, dass die Geräte mehrere Wahlarten zulassen und dass es sie in Varianten mit und ohne Kabel und mit und ohne Chipkarte gibt. Auf der BDK sind wohl Chipkartensysteme zum Einsatz gekommen. Ich vermute, die Chipkarten dienen der Authentifizierung, so dass die Frage aufkommt, wie die Geräte die vom Bundesvorstand geforderte Geheimheit und Anonymität der Wahl sicherstellen.

„Hallo“

Etwas, was ich aus nicht nachvollziehbaren Gründen in der letzten Chaosradio-Sendung zum Thema „Instant Messaging“ nicht erwähnt habe, ist sind die Aspekte sinnvoller und nicht sinnvoller Kommunikationsarten bei der Verwendung von Instant Messaging.

Wer schon ein wenig Erfahrung mit dem Medium gesammelt hat wird mir sicherlich zustimmen, dass ein großer Vorteil darin liegt, dass man zwar jederzeit Nachrichten senden und empfangen kann, aber die entsprechende Replik des Gegenüber nicht zwingend sofort erfolgen muss. Trotzdem entwickelt sich über die Zeit ein Gespräch, das auch deutlich schneller hätte ablaufen können als es sich letztlich ergeben hat. So könnte eine 5-Stunden-Kommunikation durchaus auch nur 5 Sekunden gedauert haben, hätte man telefoniert. Aber das Telefongespräch hätte eben beide Gesprächspartner zur selben Zeit gefordert. Instant Messaging erlaubt aber die Ausdehnung ohne Qualitätsverlust. Die Antwort kommt eben dann, wenn sie fertig ist („when it’s ready“). Ein Beispiel:

A: Hast Du eigentlich noch unseren Termin am Sonntag auf dem Zeiger?

(Pause von 5 Stunden. B findet wieder den Weg zum Terminal)

B: Klar. Ich werde da sein.

Toll, oder? Absolut minimal-invasiv, maximal effektiv. So mag man das. Es hätte so schön sein können. Aber.

Aber? Das Problem ist, dass manche das Wesen von Instant Messaging so recht nicht begreifen.

A: Hallo.

(Pause von 5 Stunden. B findet wieder den Weg zum Terminal)

B: Hallo.

Wie schön hätte es sein können. Aber da A hier leider darauf verzichtet hat, gleich mit dem Anliegen rauszurücken, kann B leider nicht viel dazu sagen. Als A darf man hier schon glücklich sein, wenn man überhaupt eine Antwort bekommt.

Der Klassiker allerdings ist dieser:

A: Bist Du da?

Der Wunsch, hier möglichst umgehend erhört zu werden, ist verständlich. Trotzdem muss hier ein Mangel an Medienkompetenz attestiert werden. Die Antwort auf diese Frage ist immer „Ja“ – oder es gibt eben keine Antwort. Was soll dann also die Frage? Man hätte auch ein „Ist der Himmel blau?“ oder „Ist die Erde rund?“ fragen können (auch wenn es sicherlich irgendwelche Kreationisten gibt, die das auch noch verneinen würden).

Was lernen wir? Dem Telefonzellen-Credo der Achtziger Jahre – „Fasse Dich kurz“ – kann man also nun noch das „Nenne Dein Anliegen zuerst“ hinzufügen.

Cuyahoga, Ohio hat auch keinen Bock mehr auf Wahlcomputer

Der Frust sitzt tief. Auch nachdem noch mal 14 Millionen Dollar (!) investiert wurden, um Mitarbeiter zu schulen, die ursprünglich für 17 Millionen Dollar (!) angeschafften Touchscreen-Wahlcomputer ordentlich bedient zu bekommen und „Backup Ballots“ zu haben, ist man in Cuyahoga, Ohia auf dem besten Weg, komplett von vorne anzufangen und den Wahlcomputer-Bestand einzustampfen: Ohio county may junk e-voting machines.

NIST will DRE-Wahlcomputer abschaffen

Auch in den USA scheint langsam wieder die Vernunft einzukehren. Das National Institute of Standards and Technology (NIST) hat sich der Wahlcomputer-Problematik angenommen und empfiehlt nun die Abschaffung aller so genannten Direct Record Electronic (DRE) Wahlcomputer, da es keine Möglichkeit gäbe, deren Ergebnisse zu prüfen als auf die Software zu vertrauen, die diese Ergebnisse selbst errechnet hat.

… potentially, a single programmer could ‚rig‘ a major election.

Für die kommenden Wahlen ab 2007 werden nun Wahlsysteme gefordert, die komplett Software-unabhängig sind. So kann’s weitergehen. Mal sehen, wann die Bundesrepublik aufwacht.