MIME Type Day

Es ist schon erstaunlich, wie viele Webserver heute auch in ihrer latest-and-greatest distribution das Thema MIME Types komplett unter den Tisch kehren. Viele durchaus populäre Dateiformate werden von Haus aus nicht unterstützt. Man trifft auch schon mal auf Open Source Produkte, die noch nicht mal für eine .ogg Datei den korrekten Typ herausgeben.

Was noch fast schlimmer ist: kennt ein Server die Datei nicht, gibt es einen Fallback auf „text/plain“, was nun wirklich totaler Quark ist. Wenn man schon nicht weiß, worum es sich handelt, sollte man nicht davon ausgehen, dass es sich um Text handelt. Korrektes Verhalten wäre hier, „application/octet-stream“ zu liefern. Aber das ist selten.

Richtig schlimm ist es mit Audio- und Videoformaten und ich merke das gerade wieder wo die Congress-Videos produziert werden, die mit der Endung .m4v geliefert werden (für MPEG-4 Video). Viele Mirrors liefern hier „text/plain“ und das führt natürlich dazu, dass anstatt eines Videos, im Browser nur 200 MB Textmüll angezeigt werden. Viele Browser stürzen dann ab, werden langsam oder tun andere schlimme Dinge. Der unbedarfte Benutzer weiß nicht, was überhaupt passiert und gibt allem möglichen die Schuld – selten aber dem Server.

Daher meine Bitte an Webserver-Administratoren. Legt mal einen MIME Type Day ein und prüft und aktualisiert eure MIME-Type Einstellungen. Man spart sich und anderen damit eine Menge Ärger.

Ach ja: .m4v möchte gerne ein „video/mp4“ sein :)

Robert Anton Wilson bloggt zum Lebensende

Robert Anton Wilson liegt im Sterben. Und er bloggt aus dem Sterbebett:

„Various medical authorities swarm in and out of here predicting I have between two days and two months to live. I think they are guessing. I remain cheerful and unimpressed. I look forward without dogmatic optimism but without dread. I love you all and I deeply implore you to keep the lasagna flying.

Please pardon my levity, I don’t see how to take death seriously. It seems absurd.

Wie gerne hätten wir ihn beim 23C3 dabei gehabt, aber es ging nicht. Ich selbst hatte die Ehre ihn einmal live zu treffen und ein wenig mit ihm zu plaudern. Er hatte eine bemerkenswerte Distanz zu den Dingen, die er geschaffen hat, aber war auch immer überzeugter Diskordier.

Robert. Ich grüße Dich mit den Worten unserer Dame des Diskords:.

I am chaos. I am the substance from which your artists and scientists build rhythms. I am the spirit with which your children and clowns laugh in happy anarchy. I am chaos. I am alive, and I tell you that you are free.

Und ich verspreche Dir, dass wir auch weiterhin die Lasagne fliegen lassen werden. Big time.

Update: Heute am 11. Januar ist er gestorben. Mach’s gut und danke für den vielen Fisch!

Alert The Internets

Das grossartige Metalab aus Wien hat jetzt einen ebenso grossartigen Video Podcast gestartet: Alert The Internets. Die zweite Ausgabe des avantgardistischen Programms berichtet auch vom 23C3. Empfehlenswert.

Federführend ist hier wohl kewagi, der vorher schon den nicht weniger avantgardistischen Video Podcast Tage im All produziert hat. Da gab es leider nur drei Ausgaben, die aber allesamt sehenswert sind.

Blinkenlights Videos in 640×480

Ich spiele gerade sehr erfolgreich mit der aktuellen SVN-Version von HandBrake herum und bin jetzt endlich in der Lage, DVDs direkt in iPod-kompatible Videos im 640×480-Format zu wandeln. Sehr schick, denn jetzt gibt es endlich ein Format, dass nicht nur amtliche Qualität erzeugt sondern via iPod hochmobil ist. Ideal für ad-hoc-Präsentationen, mobile Videoabende und zur Festplatten-Archivierung von DVDs.

In dem Zuge habe ich dann auch gleich mal hochauflösende Versionen der beiden Blinkenlights-Dokumentationen gemacht und anstatt der kleineren Versionen auf Chaos TV gepackt. Wer Interesse hat kann sich also Blinkenlights- und Arcade-Filmchen in richtig schick ziehen. Die Dateien sind vielleicht etwas größer als sie sein müssten, aber ich wollte da mal keine Qualitäts-Kompromisse eingehen.

Wer auch das aktuelle HandBrake haben will, muss sich Subversion und jam installieren (z.B. via MacPorts) und via svn co svn://multics.dynalias.com/HandBrake/trunk auschecken. Dann die Textdatei BUILD durchlesen und ab geht er, der Peter.

Update: MPEG Streamclip hat auch vor ein paar Tagen ein Update erfahren und kann jetzt auch das große iPod-Format. Es geht voran.

Video der Hinrichtung von Saddam Hussein

Der 23C3 lenkt ganz schön ab. Und jetzt, wo ich mir die Nachrichtenlandschaft wieder so anschaue kommt mir die unglaublich verschrobene Diskussion, „was man denn zeigen dürfe“ vor die Nase. Es ist wohl mal wieder Zeit, ein wenig Realität zu verbreiten. Daher landet hier jetzt das Saddam-Video im Podcast Feed. So richtig grausam ist es ja nun wirklich nicht. Eigentlich nur ganz normale Staatsräson à la Auge-um-Auge. Letztlich verrät die Eile der Hinrichtung nur, worum es eigentlich geht: dass der junge Herr nicht ausplaudert, was er alles so erlebt hat, in seinem Leben. Das wäre für einige wohl allzu peinlich.

Echt tolle Demokratie, die die USA da im Irak „gebaut“ haben. Ein gnadenloses Armutszeugnis und wahrscheinlich für die nächsten 50 Jahre der Default-Lehrbuch-Inhalt, wie man Weltpolitik großräumig verkackt, sich dabei seine eigene Wirtschaft in eine Krise reitet und so ganz nebenbei eine halbe Million Leute killt und weiteren 23 Millionen Menschen ohne jede Not das Leben ruiniert und die Lebensgrundlage entzieht. Und daher ist auch jede Schönfärberei unangemessen. The public must eat it’s own dog food.

Video Podcast: Video der Hinrichtung von Saddam Hussein (MPEG-4, 5,9 MB, 00:02:37)

[via insanefilms.com]

Podcast Feed für The Lunatic Fringe.

Artikel zu Wahlcomputern in der FAZ

Vermutlich weil das Thema auf dem 23C3 wieder auf der Agenda stand, hat die FAZ dazu gebracht, einen Artikel zu Wahlcomputern zu schreiben, der die aktuelle Situation zusammenfasst. Die Dringlichkeit der Situation kommt mir dabei zu wenig rüber aber besser als nichts.

Update: Der Artikel war wohl doch schon seit zwei Wochen in der Mache und erschien auf Seite 1 (!) der Printausgabe. Das Timing würde ich aber trotzdem mit dem Congress in Verbindung bringen wollen.

It’s fun to hack the RFID

Eines der Highlights auf dem Congress war die Gruppe monochrom aus Wien. Sie traten als die Proto-Melodic Comment Squad auf und dichteten allerlei Lieder und trugen diese dann auch spontan auf dem Congress mit Gitarrenbegleitung lauthals vor.

Das mit Abstand tollste Lied war „RFID„, das auch die Melodie des Pop-Klassikers YMCA von den Village People gesungen wird.

Die Performance kann jetzt schon auf YouTube bewundert werden. Unser Dokuteam hat aber noch eine Aufnahme gemacht, die eigentlich besseres Bild und Ton bieten sollte. Das dauert aber noch ein paar Tage. Dann landet es sicherlich auf Chaos TV.

Eine Frage des Vertrauens

Ich bin nicht ganz unglücklich darüber, wie das Thema „Vertrauen“ auf dem 23C3 aufgegriffen wurde. In vielen Vorträgen, Interviews und Gangdiskussionen kam es zu Tage. Allerdings in stets abgewandelter Form. Das war zu erwarten und auch beabsichtigt, denn natürlich lässt ein so einfacher Satz wie „Wem kannst Du vertrauen?“ Raum für Spekulation und Interpretation. So soll es sein.

Ein wenig haarig wurde es allerdings schon bei der Opening Keynote, denn der Ansatz, den ich in den Raum geworfen habe entsprach nun wirklich nicht dem, den John Perry Barlow aufgriff und vertrat. Seine Bemerkungen, dass er Teilen der Hacker Community nicht vertraue und mehr Engagement gegen die erwarte, die nicht zu einem geselligen Beisammensein im Cyberspace beitragen kann ich verstehen, auch wenn er natürlich ausgerechnet bei dem Congress-Publikum mit solchen Bemerkungen auf wenig Gegenliebe traf, da das Selbstverständnis (zu recht) ein anderes ist. Trotzdem war es sicherlich auch nicht schlecht, nicht unbedingt nur Marmelade ums Maul zu bekommen und etwas Kontroverse von Beginn an tut dem Congress gut. So wie im letzten Jahr die „We Lost The War“ Diskussion die Leute auf Trab hielt war das Hin und Her um Barlows Kommentare ständig wiederzufinden. Am Ende dürften alle dazugelernt haben: das Publikum als auch Barlow selbst, der sicherlich überrascht war, soviel Rücklauf auf seine Bemerkungen zu erhalten.

Ich für meinen Teil habe versucht, andere Aspekte zu betonen. Mir ging es um ein positives Bild des Vertrauens als Kraft in der Gesellschaft. Der gesellschaftliche Zusammenhalt basiert auf Vertrauen und überall wo Vertrauen durch Kontrolle ersetzt wird („Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“), entsteht Enttäuschung und Misstrauen, dass am Ende genau das Fehlverhalten erzeugt, was eigentlich verhindert werden sollte. Beim Terrorismus lässt sich dieses Schema bestens beobachten.

Daher meine Kernthese: Vertrauen schafft Sicherheit. Die Rufe unserer Politiker danach Flugzeuge abzuschiessen, die Heimcomputer aus der Ferne auf Verdächtiges auszulutschen und durch die Vorratsdatenspeicherung als grundsätzlich verdächtig darzustellen verletzt nicht nur unser Grundgesetz, es vernichtet Vertrauen. Und es vernichtet vor allem das Vertrauen der Gesellschaft in ihre Führer, was am Ende vielleicht das Schlimmste ist, was uns passieren kann, weil selbst ein gut meinender und ggf. sogar gut handelnder Politiker am Ende nicht mehr mit der nötigen Autorität handeln kann, die ihm lieb ist.

„Vertrauen erfordert Offenheit und Diskretion“ war eine andere These. Diese geht sehr mit der CCC-spezifischen Erweiterung der Hackerethik („Private Daten schützen, öffentliche Daten nützen“) und zeigt aber auch die Schwierigkeit in der Abwägung. Wo endet die Offenheit, wo endet die Diskretion? Dies stets abzuwägen ist unser Auftrag. Aber wichtig ist, das Vertrauen als Basisprinzip des Miteinander voranzustellen. Gegenseitiges Vertrauen schafft gegenseitigen Frieden. Und das ist die Sicherheit, die wir brauchen. Ich denke, wir sollten uns mit diesem Ansatz Scharfmachern vor allem aus der CSU/CDU und FDP (siehe NRW-Entscheidung zur Online-Durchsuchung) entgegensetzen.