DR203 Podcasting Teil 2

Nachdem ich schon zwei Gastauftritte in anderen Podcasts in den letzten Tagen hier gepostet hatte gibt es jetzt noch den dritten und letzten hinterher: wie schon vor zwei Jahren war ich bei /dev/radio in Ulm zu Besuch und wurde eifrig zu meiner Podcasting-Tätigkeit befragt.

In der Sendung kommt einiges zur Sprache, was manche von Euch vielleicht schon auswendig kennen (Geschichte von Chaosradio und mein Frühzeit des Podcastings), aber auch ein paar interessante Diskussionen rund um die Möglichkeiten des Podcastings und möglicher zukünftiger Entwicklungen.

Das ganze wurde schon vor Weihnachten aufgenommen und am 1. Januar dann live gesendet. Jetzt ist die Aufzeichnung verfügbar: DR203 Podcasting Teil 2 (dort auch flattr-bar).

Kleiner Hinweis am Rande für den Fall, dass das nicht klar ist: der hier im Sidebar aufgeführte Podcast „The Lunatic Fringe“ ist quasi das AV-Material dieses Blogs und enthält damit vor allem Radio-Sendungen und Vortrags-Mitschnitte, bei denen ich in irgendeiner Form mitwirke. Wen das interessiert mag den Feed direkt abonnieren. Just sayin‘.

 

Signal Hackerspaces: 28C3 Year End Roundup

Auf dem 28C3 war ich am Abend des dritten Tages zu Gast beim Signal Hackerspaces, dem Radio der Hackerspaces-Bewegung. Es war eine interessante Runde mit Moderator Thomas Lohninger aka socialhack und Co-Moderator Koen Martens (gmc), HF , Mitch Altman, Jérémie Zimmermann, Mark Fonseca Rendeiro (bicyclemark), Okhin (Telecomix). Das Gespräch wurde natürlich auf englisch geführt.

Es war eine interessante Runde und zu Beginn habe ich ein wenig aus dem Nähkästchen zur Geschichte des Congresses geplaudert, später drehte sich viel um Aktivismus und zukünftige Entwicklungen. Insgesamt ein sehr interessantes Gespräch, dass ich gerne mit Euch teilen möchte.

Rückblick SIGINT 2009

Während ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich gerade auf dem Rückweg von der SIGINT. Von der Abschlussveranstaltung habe ich nur noch die ersten Minuten mitbekommen, aber von der Veranstaltung als solcher um so mehr. Es ist schon sehr entspannend, weder als Veranstalter noch als Vortragender eingebunden zu sein, sondern sich einfach von den Vorträgen berieseln lassen zu können und mit anderen Teilnehmern neue oder längst überfällige Gespräche zu führen.

Trotzdem werde ich natürlich meine Veranstalterperspektive nicht los und schaue auf die SIGINT mit kritischem Interesse. Bevor mich die Erinnerung wieder verlässt möchte ich daher hier ein kleines Fazit der SIGINT09 abgeben.

Ich möchte vorab feststellen, dass ich die Veranstaltung insgesamt sehr gelungen fand und ich denke, dass das Klassenziel, eine neue CCC-Veranstaltung mit gesellschaftspolitischem Fokus loszutreten, erreicht wurde. Ich möchte mich an dieser Stelle auch gleich mal bei allen bedanken, die sich in jeglicher Form im Vorfeld, während und besonders nach (!) der Veranstaltung eingebracht haben. Eine Veranstaltung zu organisieren, ist hartes Brot und es im CCC-Kontext durchzuführen, macht es nicht immer leichter.

Beyond C3

Wie schon erwähnt sollte die SIGINT vor allem dort greifen, wo es beim Congress schwierig ist. Das gilt z.B. für den Termin: um Weihnachten/Neujahr herum werden wir auf absehbare Zeit eine bestimmte Zielgruppe niemals erreichen. Das gilt sowohl für Besucher als auch für Medien und damit auch die öffentliche Wahrnehmung. Das ist zwar alles in den letzten Jahren auf dem Congress viel toller und besser geworden, aber es gibt eben eine Grenze, die nicht überschritten werden kann (und meiner Meinung nach auch nicht überschritten werden muss).

Der Congress ist eine Veranstaltung, die sich vornehmlich (wenn auch nicht ausschliesslich) der europäischen und internationalen Hacker-Community und ihren Freunden zuwendet. Er ist ein Treffen von Hackern für Hacker und solche, die es gerne werden wollen. Das gibt schon eine Menge her. Natürlich versuchen wir, unsere Themen auch halbwegs massennkompatibel zu vermitteln, aber die Zielgruppe ist klar, zahlreich vertreten und wird immer auch ihre eigene Sprache und Codes verwenden. Das geht so auch in Ordnung.

Für den gesellschaftspolitisch interessierten Technikfreak ist daher der Congress ein Mekka: coole Technik, coole Leute und dazu ein gesellschaftspolitischer Roundup, der szenekompatibel verpackt und entsprechend humorvoll präsentiert wird. Das Dilemma: in dieser Verpackung erreichen wir eine Menge Leute nicht. Der gesellschaftspolitische Anspruch des Clubs wird durch die technischen Themen zum Teil verschattet. Ich sage nicht, dass sie eine zweite Geige spielen – sie sind nur nicht isoliert wahrnehmbar und das ist für das Entfachen einer gesellschaftspolitischen Diskussion ein Hindernis.

Eine neue Veranstaltung

Diese Gemengelage hat die Idee geboren, die lange Zeit zwischen zwei Congressen mit einer neuen Veranstaltung zu beglücken, eben der SIGINT. Im Mai positioniert, erbt sie zunächst nichts von dem unglücklichen Timing des Congresses. Mit Köln als Veranstaltungsort findet sie zudem an einem der lebendigsten und traditionsreichsten Außenstellen des CCC statt und inmitten eines riesigen Einzugsgebietes – dem Rheinland und seinen bevölkerungsreichen nahen weiteren urbanen Zentren. Ideal für Leute, denen Berlin schon immer zu weit weg war oder die Reise aus anderen Gründen nicht zuzumuten ist.

Tatsächlich war dies spürbar. Die SIGINT wurde von vielen Leuten besucht, die zuvor noch auf keiner CCC-Veranstaltung waren. Dies ist zwar nur eine Annahme auf Basis einer Hände-Hoch-Umfrage bei der Begrüßungsveranstaltung, aber sie bestätigte sich für mich in vielen folgenden Einzelgesprächen. Dies mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass Themen wie Zensursula weiteres Interesse am Club, seinen Themen und Aktivitäten entfacht hat, aber ich würde es vom Gefühl her vor allem Ort und Zeit zuschreiben.

Der dritte und wichtigste Unterschied der SIGINT sollte die schon erwähnte Konzentration auf gesellschaftspolitische Themen sein. Dies ist gelungen. Ein Blick auf das Programm offeriert eine große Bandbreite aktueller politischer Schwerpunkte und zu meiner Genugtuung waren viele Vorträge in Form und Inhalt sehr ansprechend. Diesen Eindruck vermitteln auch die zahlreichen Rückmeldungen auf Twitter (#sigint, #sigint09). Natürlich war auch wieder das eine oder andere darunter, was nicht so auf den Punkt gebracht wurde, aber die Ausnahme bestätigt auch hier wieder die Regel. Wie das eben immer so ist.

Struktur

Im Großen und Ganzen war die Vorgabe dreier „Tagesthemen“ nicht hinderlich, wenn auch in meinen Augen verzichtbar. Ich finde, die (aktuellen) Themen sollten eher das Programm, als das Programm die Themen definieren. Jeden Tag mit einer Keynote einzuleiten hat trotzdem einen gewissen Stil und die zwei von den drei Keynotes, die ich gesehen habe, waren ansprechende Einführungen oder interessante Thesenpapiere in den gewünschten Kontext. Sowas macht eine Veranstaltung auch aus. Gut.

Hier offenbarte die SIGINT allerdings auch ihre natürgemäß schwierige Selbstfindung: Veranstaltungen waren teilweise auf deutsch, teilweise auf englisch. So sehr ich das Engagement unserer amerikanischen Gäste generell schätze und konkret genoss, bin ich doch davon überzeugt, dass es wichtig ist, die SIGINT zumindest vorerst als klar an den deutschsprachigen Raum adressierte Veranstaltung erkennbar werden zu lassen.

Nahezu alle politischen Themen auf der SIGINT hatten ihren Fokus auf Deutschland oder waren zumindest europäische Herausforderungen, für die wir aus unserer Region heraus eine Veränderungsmoment erwirken wollen. Da ist es ggf. wenig hilfreich, die Tage mit „Control and Surveillance„, „Pranks, Bugs, and Insecurities“ und „The Future of Everything“ zu übertiteln. Nur weil es vielleicht cooler klingt führen diese Titel in Englisch eher zu einer negativen Wirkung, ganz so wie wir am Bahnhof auch kein „Service Point“ vorfinden wollen, sondern eine Auskunft, die uns einfach weiterhilft.

Ich weiß: es gibt ja auch noch Europa und der europäische Kontext spielt in zunehmendem Maße eine Rolle. Ich denke auch, dass die SIGINT gerade mit ihrer räumlichen Nähe zum zentraleuropäischen Raum inkl. Brüssel sich durchaus europäisch entwickeln könnte. Aber man muss zunächst Schwerpunkte setzen und sich dann schrittweise in neue Richtungen bewegen.

Zweifel hatte ich schon im Vorfeld beim Ausrufen eines „Hackcenters“. Dabei geht es mir weniger um die technische Bereitstellung von Tischen mit Daten- und Stromnetzanschlüssen – diese ist sicherlich für eine hochkommunikative Veranstaltung mit netzaffinen Leuten absolut notwendig und sinnvoll. Ich störe mich eher an der Verwendung des Begriffs „Hackcenter“ als solchem, der den Congress-typischen Pumakäfig impliziert und teilweise auch entsprechende Luftqualität nach sich zog. Trotzdem war es aber für die SIGINT an sich kein Problem. Die gemütliche Sofaoption sollte allerdings auch ohne die unmittelbare Nähe zu Rechnertischen nutzbar sein und ein offenes Andocken direkt an den Ausgängen der Veranstaltungsräume ermöglichen. Diskussionsfähig.

Zeitliches

Das bewährte Zeitschema des Congresses wurde leider in einem Punkt nicht vollständig übernommen: eine 15-minütige Überbrückung zwischen zwei Vorträgen wurde nicht vorgesehen. Dies führte wieder zu dem Problem, dass Veranstaltungen quasi nahtlos ineinander übergingen, obwohl man schon einige Minuten brauchte, um die Gebäude zu wechseln und die Vortragsräume zu verlassen und zu betreten. Denk- und Rauchpausen noch nicht mitgerechnet. Das erzeugt Unruhe. Kein großes Problem, lässt sich ja einfach lösen.

Ein Problem sehe ich auch in der zeitlichen Ausdehnung an sich. Man kann diskutieren, ob drei Tage wirklich zwingend erforderlich waren. Am Ende hat es sicherlich nicht geschadet, aber das kostet natürlich auch Geld und Kraft (sowohl den Veranstalter als auch die Teilnehmer). Die einzelnen Tage selbst waren für meinen Geschmack inhaltlich zu gedrängt. Weniger hätte mehr sein können.

Der Zeitplan war aber auch insgesamt zu dicht. Zwei große Pausen waren zwar nicht schlecht, aber man sollte erwägen, nur zwei anstatt drei Vorträge aufeinander folgen zu lassen. Insgesamt war das Programm auch zu lang. Veranstaltungen um 23 Uhr beginnen zu lassen, mag auf dem Congress kein Problem sein. Wenn man aber normale Bürger auch ansprechen will, ist es ein Fehler. Man hätte auch nicht erst um 11 Uhr starten müssen. Mein Vorschlag: um 10 Uhr anfangen und spätestens um 20:00 Uhr ist Schluss. Dann mag es ggf. noch etwas optionales Rahmenprogramm geben, Workshops oder auch ne Party am zweiten Tag, aber die Kerninhalte sollten dann abgespult sein.

Über die Zahl von parallelen Veranstaltungen kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Einerseits denke ich, dass es reizvoll ist, die Zahl der gleichzeitigen Veranstaltungen zu begrenzen, damit man die Teilnehmer eher dazu bringt, in der nächsten Pause über das gleiche Thema zu diskutieren und damit einen Nachbrennereffekt zu erzielen. Andererseits wil man natürlich auch Bandbreite und nicht jeder interessiert sich für alles. Eine Lösung könnte sein, dass man ein oder zwei Veranstaltungen pro Tag als Solitär ohne Konkurrenzveranstaltungen laufen lässt, um ihnen eine gewisse Bedeutung zukommen zu lassen. Das Zensursula-Thema hätte hier sicherlich ob seiner Aktualität und Wichtigkeit eine solche Positionierung verdient. Aber das ist auch nur so ein Gedanke.

Was natürlich immer wieder passiert ist, dass die Popularität und die benötigte Dauer einer Veranstaltung falsch eingeschätzt wird. Warum man allerdings ausgerechnet Udo Vetter auf eine Stunde begrenzt und dazu noch den kleineren Saal wählt, erschließt sich mir nicht. Die große Nachfrage nach seinem Vortrag war zweifelsohne absehbar, wenn auch letztlich doch alle irgendwie reingepasst haben. Aber mehr Zeit hätte er haben sollen.

Ausstattung

Ärgerlich: eine Veranstaltung, die Diskussion auslösen soll, braucht ausreichend Mikrofone. Genug auf der Bühne. Genug im Saal. Und die Saalmikrofone sollten auf Stativen stehen. Funkmikrofone, die herumgereicht werden, sind ein Fehler, der nicht immer wieder wiederholt werden sollte. Wer mitreden will, soll sich zeigen und vor allem aufrecht stehen, damit er nicht launisch in die Diskussion nuschelt. Vor allem will man nicht, dass Leute, weil ihnen das Mikro zu langsam kommt, dann ohne Mikro losquatschen und damit die Nützlichkeit der Aufzeichnung der Veranstaltung ohne Not senken.

Begleitprogramm

Was die Spaßveranstaltungen betrifft, bin ich ein wenig gespalten. Einerseits ist es natürlich zu begrüßen, wenn die doch teilweise schweren Gedankentanker auch von ein paar Ausflugsbooten umfahren werden, damit man nicht die ganze Zeit das Gefühl hat, auf einer schnarchigen akademischen Tagung zu sitzen. Aber warum dann so ausufernd permanent geklampft und gesungen werden musste, hat sich mir dann auch nicht mehr erschlossen. Es wäre sicherlich wertvoller gewesen, am Samstag ein großes, lustiges Abendprogramm zu gestalten und ggf. Sonntag eine Stunde später zu starten um die unvermeidlichen Kater auszuschlafen. Ich mag Johannes und bewundere seine schier unbezwingbare Energie, aber wir sollten überlegen, ob weniger nicht mehr ist.

Warum das Konzert mit Angelika Express erst zwei Stunden nach der Abschlussveranstaltung stattfand erschloß sich mir überhaupt nicht. Hier hätte man am Samstag was Nettes zaubern können, an dem alle hätten teilnehmen können. So war der Samstag mit Grübelcontent bis in die Puppen vollgestopft – ohne Begleitprogramm.

Essen

Ein Minuspunkt war, dass es nur eine Getränkeversorgung gab. Wer denken will muss auch gut essen. Es wäre sehr wünschenswert gewesen, wenn man mit einem kleinen Caterer zusammengearbeitet hätte, der vor Ort qualitatives Essen anbietet, zumindest in Form von belegten Broten, Bagels, Baguette oder was auch immer. Stattdessen gab es nur ungesunde Schokoriegel und die Alternative teurer und teilweise recht schnarchiger Restaurants, auch wenn diese immerhin direkt vor Ort waren. Ich weiß nicht, ob die Mietbedingungen die Platzierung eines solchen Caterers erlaubt hat, aber man sollte zur Not drauf drängen, dass es möglich wird.

Location

Das KOMED ist an sich eine geeignete Location. Gegen Abend wurde der leicht prekäre Wochenend-Abfeier-Mob im Mediapark zwar etwas anstrengend, aber die Veranstaltungsräume als solche waren prima. Gute Akustik und passable Sitze. Leider wurde es versäumt, Steckdosen in den Besucherreihen zu verlegen, aber das mag auch gewollt gewesen sein. Ich würde zumindest in zwei oder drei Reihen eine Steckdosenkette verbauen, so dass die, die auf Strom und Gerät nicht verzichten wollen auch eine Chance haben. Man muss sich ja auch Notizen machen können.

Es war offensichtlich, dass die SIGINT weniger Teilnehmer angezogen hat als erhofft wurde. Man kann auch festhalten, dass sich die Besucher zum Großteil aus unserer Kernzielgrupppe zusammengesetzt hat. Die Gründe dafür sind sicherlich vielfältig. Ob das Wochende mit dem Brückentag hilfreich war darf bezweifelt werden. Viele werden eine solche Konstellation nutzen, um einen Kurzurlaub zu machen. Ob es einen großen Unterschied gemacht hätte, ein anderes Wochenende zu nehmen weiß ich aber auch nicht. Vielleicht einen kleinen.

Preise

Die Preise waren auch etwas unklug gestaltet. Ein Eintritt von 60 EUR für alle Tage geht zwar vollkommen in Ordnung, aber der Club hätte auch seinem Satzungszielen nachkommen müssen und Mitgliedern zumindest einen symbolischen Rabatt zugestehen müssen. Schlimmer fand ich allerdings die Tagesregelung: mit 45 EUR pro Tag gibt man die klare Botschaft aus, dass man eigentlich als Tagesgast nicht gern gesehen ist. Aber mit einer tagesorientierten Programmgestaltung führt sich das selbst ad absurdum, da man gerade den kurzfristig entschlossenen oder den, der einfach nicht mehr Zeit freimachen kann zusätzlich bestraft. Das ist nicht in Ordnung und muss sich nächstes Jahr auf jeden Fall ändern.

Vorbereitung

Was auch nicht gestimmt hat war die Bewerbung der Veranstaltung. Natürlich hätte man auch früher mit allem herauskommen können, aber ich denke, dass sich ohnehin viele Leute sehr kurzfristig entscheiden, auf eine solche Veranstaltung zu kommen. Es ist daher eher eine Frage wohin man abstrahlt. Gelegenheit im Web und in mehr oder weniger sozialen Netzwerken wurden sicher genutzt (die Website und das Design der Veranstaltung kriegt auch ein Sternchen, aber dazu weiter untenmehr). Doch das Hauptproblem war, dass die Ausrichtung als solche sich nicht auf die wirklich interessante Zielgruppe gerichtet hat.

Während der Congress sich wie schon erwähnt auf die Community konzentriert sollte die SIGINT bewusst über die Community hinaus abstrahlen. Über die Wege dahin kann trefflich gestritten werden, aber warum z.B. darauf verzichtet wurde, die Mitglieder des CCC anzuschreiben, von denen ein Großteil sicherlich eher als Fördermitglied zu verstehen ist, da passiv und eher aus Wohlwollen in der Organisation eingetragen, erschließt sich mir nicht. Das mag ein Verpeilung gewesen sein, aber sie ist symptomatisch, weil der Blick nach außen nicht geschärft ist. Während es der Club geschafft hat, in den letzten zehn Jahren das zuvor in der Community verspielte Vertrauen zurückzuerlangen und sich zu über die Jahre zu dem Anlaufpunkt für technisch-politisch interessierte, wissensdurstige Menschen zu entwickeln, kommen wir mit dem gemeinen Bürger irgendwie immer noch nicht klar.

Doch hier liegt genau das Potential und die Notwendigkeit. Wir beklagen stets, dass unsere Thesen und Warnungen in der Außenwelt nicht ausreichend wahrgenommen werden. Aber das liegt natürlich nicht an dieser Außenwelt, sondern an uns. Wer verstanden werden will muss deutlich sprechen. Und wer im falschen Dialekt redet verschwäbelt sich in Diskussion die Argumente. Diese fehlende Sprache muss gefunden werden. Dazu gehört bei einer neuen Veranstaltung auch der für uns unkonventionelle Weg: verständliche, ggf. sogar chronisch unhippe aber effektiv kommunizierende Plakate an Orten, die wir vielleicht selten besuchen. Briefe sind auch in Zeiten von E-Mail immer noch eine sinnvolle Einrichtung, wenn man Aufmerksamkeit erzielen will und ein Stück weit muss man auch mal überlegen, wie man an Universitäten und Schulen auch für sich werben kann. Ich vermeide all zu konkrete Beispiel weil ich das auch nicht bis ins Letzte durchdacht habe, but you get the point. Unkonventionelles Auftreten in eigentlich fremden Umgebungen sollte für Hacker eine Pflichtdisziplin sein. Hier kann man z.B. viel von den Yes Men lernen.

Der Name

Der Name der Veranstaltung liegt mir in dem Zusammenhang auch ein wenig schwer im Magen. „SIGINT“ mag für Hacker elegant kodiert sein und ist für unsereins sicherlich ganz spassig. Aber wenn man die Eröffnungsveranstaltung und in der Folge auch in der Berichterstattung über den Event zunächst mit einer Dekodierungsanleitung für diesen Code einleiten muss dann läuft schon mal was falsch. Anstatt Offenheit zu demonstrieren strahlt man ab: lasst Euch auf unsere Sprache ein, wir haben ja eh recht. Das funktioniert leider nicht. Ein anderer Name wäre sicherlich hilfreich gewesen, zumindest weniger disruptiv.

Aber das Kind ist wohl schon in den Brunnen gefallen und wir werden das Ding nicht mehr los. Man kann über die Zeit natürlich auch seine Definition als Marke durchsetzen, aber das dauert eben und erfordert weitere Anstrengungen. Man kann vielleicht schon einiges damit erreichen, dass man dem Kürzel einen starken Untertitel gibt, der nicht wie ein Congressmotto von Jahr zu Jahr wechselt sondern den Anspruch der Veranstaltung deutlich unterstreicht. Das beste, was ich gelesen habe (keine Ahnung, woher das ursprünglich kommt) war: „SIGINT – Politische Aspekte im digitalen Zeitalter“. Das mag als Arbeitstitel schon mal taugen. Aber es ist wichtig, dass man sagt, was man meint und dass man es auf eine Weise sagt, die auch jenseits der eigenen Dialekte verstanden wird.

Fazit

Diese ganze Kritik soll aber nicht davon ablenken, dass ich den ersten Versuch als gelungen ansehe. Mein Respekt gilt allen, die sich eingebracht habe und am Ende einen guten ersten Schuss agegeben haben. Die SIGINT steht in einem starken Kontrast zu anderen Anstrengungen im Chaos-Umfeld (so fand ich z.B. das letzte Easterhegg in Hamburg ziemlich misslungen) und hat den Anspruch einer bundesweiten CCC-Veranstaltung erfüllt. Ich halte es in dem Zusammenhang auch für irrelevant, ob und wieviel Kosten der Event für den Club verursacht haben mag (die SIGINT hat offensichtlich nicht kostendeckend gearbeitet, aber ich kenne keine genauen Zahlen so don’t ask), die Anstrengung war es wert und der Club muss sich auch Experimente leisten. Die SIGINT ist ein solches Experiment und kann und wird besser werden.

„Das nächste Mal“. Das ist der Satz, auf den ich immer warte, wenn eine neue Veranstaltung gestartet wird. Wenn Leute anfangen, noch auf der Veranstaltung davon zu reden, ist klar, dass es weitergehen wird und man bereit ist, aus seinen Fehlern zu lernen. Und das ist das wichtigste. Für den Club wie für die ganze Gesellschaft.

Support your local Jabber Server

Ich weiss, dass viele von Euch jabber.ccc.de als Server für Jabber-Kommunikation nutzen. Der Server steht jedem kostenlos zur Verfügung und bietet ein hohes Mass an Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit (wie ich finde). Nun wird die Hardware dem Ansturm langsam aber nicht mehr Herr und daher ist es mal Zeit, eine Spende loszuwerden: Spendenaufruf.

Auf diesem Wege auch noch mal besten Dank an VT100, der das Ding seit langer Zeit schaukelt.

Datenschleudern gefällig?

Dank fhs tatkräftiger Hilfe sind nun alle 76 noch verfügbaren Datenschleudern nachbestellbar. Besonders heiss: das Gesamtpaket gibt es für 99 EUR. Für Sammler und Leute, die schon immer mal überlegt haben, wie sie dem Club ganz elegant ne Spende zukommen lassen können. Da ein paar alte Ausgaben schon recht knapp sind, erhält man für den Festbetrag also zunehmend weniger Ausgaben. Also zugreifen, solange der Vorrat reicht.

Chaosradio 109

Das nächste Chaosradio steht wieder vor der Tür. Dieses mal kümmert sich wieder Frank Rosengart um die Sendung (wir wechseln uns ab) und das Thema ist das Informationsfreiheitsgesetz, das auch schon auf dem 22C3 zur Sprache kam. Den Vortrag darüber hielt der Bundestagsabgeordnete und SPD-Mitglied Jörg Tauss.

Von dem Vortrag existiert bisher nur ein Mitschnitt in Windows Media 9 Format (94 MB). Hinweis für Mac-User: Flip4Mac WMV Player (kostenlos) installieren und man kann sich das mit dem QuickTime Player anschauen. Weitere Formate sind derzeit in Produktion. Stay tuned.

Tron, der CCC und Wikipedia

Derzeit zieht es durch den digitalen Blätterwald: die Eltern von Tron haben sich mit einer einstweiligen Verfügung an die Wikimedia Foundation in den USA gewendet, um die Nennung des Realnamens von Tron in dem entsprechenden Artikel rückgängig zu machen oder vielleicht auch für alle Zeiten unmöglich zu machen. Wie die sich das vorstellen ist mir ein Rätsel. Vielleicht fördert die Aktion auch gleich noch die Einführung automatischer Zensurmaschinen um die Hinzufügung bestimmter Informationen in allgemein zugängliche Informationssysteme zu unterbinden. Na dann gute Nacht.

In Anbetracht der Tatsache, dass der Realname schon zahlreich im Internet publiziert ist (und beleibe nicht nur in der Wikipedia) erscheint die Aktion recht sinnlos. Der entsprechende Wikipedia-Artikel wird sicherlich auch nie wirklich verschwinden können. Ob hier der (nachvollziehbare) Wunsch der Eltern auf weniger Aufmerksamkeit durchsetzbar ist erscheint mir mehr als fraglich. Mit solchen Aktionen erreicht man natürlich genau das Gegenteil. Aber vielleicht war das ja auch erwünscht.

Was mich beunruhigt ist, dass nun die Aktion auf den CCC bezogen wird, der daran aber nicht beteiligt war. So liest es sich bei Spiegel Online und dem unsäglichen Artikel von dem unsäglichen Burkhard Schröder in Telepolis, der auch auf seiner Seite nochmal nachlegt. Tatsächlich ist Andy eine treibende Kraft in dem Kontext, doch muss klar sein, dass er hier im Alleingang unterwegs ist.

Im CCC gehen die Meinungen auseinander. Mancher tendiert in der Diskussion mehr zum Schutzes der Privatsphäre, andere zur Unmöglichkeit der Kontrolle der Wikipedia. Ein Konsens wird sich da nicht so ohne weiteres finden lassen, was für solche Diskussionen im Club auch typisch ist. Ich sehe da auch kein Problem. Wichtig ist, dass die Diskussion erfolgt. Das hat sich auch schon bei anderen umstrittenen Themen gezeigt. Dieser Diskord ist an der Stelle für mich selbst immer wieder sehr aufschlussreich und gibt einem neue Sichtweisen, was wichtig ist. Hätte Andy versucht, für seine Vorgehensweise im Club im Vorfeld eine unterstützende Mehrheit zu finden, wäre er aber sicherlich gescheitert, da bin ich mir sicher.

Es muss allerdings klar sein, dass es hier kein „CCC vs. Wikipedia“ gibt! Ich verstehe mich selbst als Wikipedianer, auch wenn ich nicht an Treffen, Mailinglisten oder gar Vereinsfoobar teilnehme. Ich liebe das Projekt und werde es auch künftig unterstützen. Zum 21C3 haben wir das erste Entwicklertreffen der Wikipedia und ein Treffen der Wikimedia Foundation auf dem Congress gehabt und auch auf dem 22C3 war die Wikipedia-Community zu Gast. Henriette, die an meiner Seite seit Jahren den Congress mitorganisiert ist Autorin des ersten Wikipedia-Buches und Vorstandsmitglied im deutschen Förderverein. Dem CCC lässt sich nun wirklich keine Wikipedia-Feindlichkeit unterstellen.

Die Medien und Blogs sollten sich langsam mal an den Gedanken gewöhnen, dass der CCC aus mehr Leuten besteht als nur Andy Müller-Maguhn und dass nicht alles, was Andy sagt und tut dem CCC zugeschrieben werden kann.

Wer Lust hat, sich in die Materie ein wenig einzulesen sollte sich den Eintrag Der Geist von Tron im Weblog von Andreas Bogk durchlesen. Andreas ist mit den damaligen Vorgängen wohlvertraut gewesen und schreibt in der ihm eigenen klaren Art ausführlich über die Zusammenhänge. fukami hat auch noch ein paar interessante Anmerkungen zur Namensproblematik und dort entwickelt sich auch schon der erste Kommentaraustausch mit Wikipedianern.

Talking in Kuala Lumpur

End of the month, I am going to talk on CCC activities in general and more specifically on Project Blinkenlights on the upcoming HITBSecConf 2005 in Kuala Lumpur, Malaysia. There is a nice page describing my talk.

This is new ground for me as I haven’t been to Asia so far except my travel to Sri Lanka beginning of this year. I am really looking forward to this event and meeting some speakers we had at 21C3 and some we are probably going to see at 22C3. I am really curious to see the cultural differences which I expect to be extensive in one way (people and country) and probably similar (hacker culture).

If you have any hints for me regaling Kuala Lumpur (and Singapore which I hope to be able to meet for a day or so) feel free to leave a note here.