Etwas, was ich aus nicht nachvollziehbaren Gründen in der letzten Chaosradio-Sendung zum Thema „Instant Messaging“ nicht erwähnt habe, ist sind die Aspekte sinnvoller und nicht sinnvoller Kommunikationsarten bei der Verwendung von Instant Messaging.
Wer schon ein wenig Erfahrung mit dem Medium gesammelt hat wird mir sicherlich zustimmen, dass ein großer Vorteil darin liegt, dass man zwar jederzeit Nachrichten senden und empfangen kann, aber die entsprechende Replik des Gegenüber nicht zwingend sofort erfolgen muss. Trotzdem entwickelt sich über die Zeit ein Gespräch, das auch deutlich schneller hätte ablaufen können als es sich letztlich ergeben hat. So könnte eine 5-Stunden-Kommunikation durchaus auch nur 5 Sekunden gedauert haben, hätte man telefoniert. Aber das Telefongespräch hätte eben beide Gesprächspartner zur selben Zeit gefordert. Instant Messaging erlaubt aber die Ausdehnung ohne Qualitätsverlust. Die Antwort kommt eben dann, wenn sie fertig ist („when it’s ready“). Ein Beispiel:
A: Hast Du eigentlich noch unseren Termin am Sonntag auf dem Zeiger?
(Pause von 5 Stunden. B findet wieder den Weg zum Terminal)
B: Klar. Ich werde da sein.
Toll, oder? Absolut minimal-invasiv, maximal effektiv. So mag man das. Es hätte so schön sein können. Aber.
Aber? Das Problem ist, dass manche das Wesen von Instant Messaging so recht nicht begreifen.
A: Hallo.
(Pause von 5 Stunden. B findet wieder den Weg zum Terminal)
B: Hallo.
Wie schön hätte es sein können. Aber da A hier leider darauf verzichtet hat, gleich mit dem Anliegen rauszurücken, kann B leider nicht viel dazu sagen. Als A darf man hier schon glücklich sein, wenn man überhaupt eine Antwort bekommt.
Der Klassiker allerdings ist dieser:
A: Bist Du da?
Der Wunsch, hier möglichst umgehend erhört zu werden, ist verständlich. Trotzdem muss hier ein Mangel an Medienkompetenz attestiert werden. Die Antwort auf diese Frage ist immer „Ja“ – oder es gibt eben keine Antwort. Was soll dann also die Frage? Man hätte auch ein „Ist der Himmel blau?“ oder „Ist die Erde rund?“ fragen können (auch wenn es sicherlich irgendwelche Kreationisten gibt, die das auch noch verneinen würden).
Was lernen wir? Dem Telefonzellen-Credo der Achtziger Jahre – „Fasse Dich kurz“ – kann man also nun noch das „Nenne Dein Anliegen zuerst“ hinzufügen.