Nach meiner Rückkehr aus Indien steht wieder ein Chaosradio an. Thema ist Instant Messaging. Wenn einige von Euch wieder beim Aufsetzen der Mitmachseite helfen könnten, wäre ich dankbar (ihr seid toll).
Archiv des Autors: Tim Pritlove
About to leave for Bangalore
On wednesday I will take a plane to Bangalore to join FOSS.IN. I have the honour to give the closing keynote there presenting the Chaos Computer Club and European hacker culture in general. I am tryig to do some podcasts from there. Here is the schedule. If you have any suggestions on who to interview, let me know.
Ehrensenf berichtet über die Wahlcomputer-Petition
Ehrensenf berichtet in seiner heutigen Ausgabe auch über Wahlcomputer und die Anti-Wahlcomputer-Petition im bekannt kessen Schmunzelstil:
…und wenn Sie wollen, können sie dann auch eine Petition beim Deutschen Bundestag unterstützen, die den Einsatz von Wahlcomputern verhindern will. Müssen sie aber natürlich nicht. Soll ja auch Leute geben, die Spaß haben am Glücksspiel.
Schönes Ding und eine gute Gelegenheit noch mal zum besten zu geben, dass ich ein bekennender Ehrensenf-Fan bin. Der Petition geht es weiter gut: 37.500 Unterschriften sind bereits zusammengekommen. Nur noch 6.000 Unterschriften bis zum Platz eins der Petitions-Hitparade.
Video Podcast: Ehrensenf: Pixelnotes; Wahlcomputer-Petition; geile Grippe (MPEG-4/MOV, 10,2 MB, 00:03:56)
Masturbieren verboten
Britannien geht ja was die Einschränkungen von Freiheiten betrifft schon lange eigene und traurige Wege. Und es scheint kein Ende zu geben. Aktueller Höhepunkt: Masturbieren verboten.
Das gibt mir auch gleich Gelegenheit für Weird Weird World die Werbetrommel zu rühren. Es handelt sich um ein Kollaborativ-Blog, das alle neu auf LiveJournal geposteten Bilder präsentiert und dem registrierten Benutzer erlaubt, diese dauerhaft zu speichern. Die Liste der gespeicherten Bilder ist dann täglich für einen Brüller gut. Viel Spaß.
Update: Es ist ein Hoax. Aber ein schöner :)
Wahlcomputer bei Trackback
Wie angekündigt war ich heute zu Gast bei Johnny in seiner Trackback Show auf Fritz. Ein bisschen wie früher.
Auch wie angekündigt ging es zunächst um Podcasts im allgemeinen (ab 48:00) und danach um Wahlcomputer (ab 01:06:28 bis 01:22:30 mit ein wenig Musik dazwischen). Ich habe mich bemüht, das komplexe Thema möglichst knapp und prägnant zu schildern. Es bleibt Eurer Wertung überlassen, ob mir das gelungen ist.
Podcast: Trackback vom 18.11. (MP3, 78,1 MB, 01:25:14)
Hurt back and Trackback
Durch einen Hexenschuss und damit verbundener Rückenmalaise weist mein Körper gerade eine extrem nicht-lineare Viskosität auf und hält mich auch sonst von vielen wichtigen Dingen ab. Ich werde wohl auch noch ein paar Tage brauchen bis ich wieder auf dem Damm bin. Dafür kann ich mit Osirix jetzt wieder schön in frischen MRT-Daten rumzoomen, was auch was hat.
Ich werde mich aber trotzdem morgen (Samstag) nach Potsdam zu Johnny in die Trackback-Sendung schleppen und mein Sprüchlein zur Wahlcomputer-Debatte und Podcasts im Allgemeinen aufsagen. Die Sendung läuft auf Fritz von 18 bis 20 Uhr. Ich bin wohl so ab 19 Uhr dabei.
35.000
Die Petition gegen Wahlcomputer hat jetzt 35.000 Unterstützer gefunden ist auf dem besten Wege, die bislang populärste Online-Petition des Bundestags zu werden. Die Zustimmungsquote ist trotz einigem auf und ab recht stabil geblieben, auch wenn in den letzten Tagen die großen Nachrichten gefehlt haben.
Aber daran wird kein Mangel sein. Montag steht die Aussprache über den Widerspruch gegen die Cottbusser Oberbürgermeister-Wahl an, die komplett Stimmzettel-frei mit Wahlcomputern durchgeführt wurde. Angenommen, ein Insider würde jetzt von einer Wahlbetrugs-Intrige hinter den Kulissen berichten: die Politiker hätten keine Chance, sie zu widerlegen, da man nichts nachzählen kann. Und es lässt sich auch niemand finden, der amtlich bezeugen könnte, dass alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Wie auch?
Am 22. November sind dann Wahlen in den Niederlanden, einem nahezu zu 95% mit Wahlcomputern ausgestatteten Land. Neben ein paar abtrünnigen Gemeinden ist es vor allem Amsterdam, was noch mit Papier wählt, weil die Initiative Wij vertrouwen stemcomputers niet erfolgreich war und zumindest die Schlimmsten der Systeme ihrer Zulassung entledigt hat. Die Aufregung im Land zum Thema Wahlcomputer war und ist sehr groß, die Zukunft der Maschinen über die Wahl hinaus beileibe nicht gesichert.
In Deutschland wird das Thema noch auf kleiner Flamme gekocht, da zunächst einmal keine großen Wahlen anstehen. Doch trotzdem sollten die Politiker langsam mal aufwachen und zur Kenntnis nehmen, dass es ihre Posten sind, die hier in Gefahr geraten. Wenn nicht mehr der Wähler sondern nur nach Geld und Korruption entscheidet, wer eine Wahl siegreich bestreiten darf, ist es mit dem sicheren Parlamentsposten so eine Sache.
Aber ich übertreibe sicherlich. Ich bin wohl paranoid. Wer würde schon auf die Idee kommen, dass ausgerechnet in Deutschland korrupte Regime ein Interesse an einer geplanten Machtergreifung haben. Ist so was etwa hier schon mal vorkommen?
Al Jazeera launches in english
Al Jazeera launches an international broadcast channel in english. YouTube has the opening sequence. If anybody knows of a video stream on the Internet, please let me know.
Das Dilemma der elektronischen Wahl
Stephan Schwab schrieb einen Kommentar zu meinem letzten Blog-Eintrag, auf den ich hier mal etwas ausführlichen eingehen möchte, weil die Fragestellung häufiger auftaucht:
Da fragt man sich nur warum es eigentlich so schwer ist eine vergleichsweise einfache Sache wie eine Stimmabgabe auf einem Computer richtig hinzukriegen. Scheint als würden da nur wirkliche Stümper in diesen Projekten beschäftigt werden. Und niemand will es richtig machen.
Es ist deshalb so schwer, das richtig hinzukriegen, weil es nicht geht.
In dem Moment, wo man seine Stimme einem elektronischen System übergibt, verlässt sie unsere Sicht. Die Stimme wird zu einem unsichtbaren Signalfeld. Niemand kann mehr überprüfen, was mit ihr passiert.
Die einzige Möglichkeit, die Stimme sicher zu zählen, bedeutet, die Stimme von Beginn an kryptographisch eindeutig zu markieren, um sie damit später wieder sichtbar und für alle verifizierbar zu machen. Aber dann ist die Stimme zwangsläufig nicht mehr anonym, da mir ein Zugang eingeräumt werden muss, um den Inhalt meiner Stimme zu überprüfen. Wenn ich die Stimme überprüfen kann, können andere mich zwingen, ihnen diesen Weg ebenfalls zu öffnen, womit ich erpressbar werde. Wenn Druck auf mich ausgeübt werden kann, ist die Wahl nicht mehr frei. Die Anonymität oder die Freiheit bei der Stimmabgabe aufzugeben ist nicht akzeptabel.
Wen man es „richtig machen“ will lässt man die Elektronen und Signalfelder zu Hause und setzt auf das Papierverfahren, das als einziges die Freiheit, die Anonymität und Geheimhaltung der Wahl vollständig sicherstellen kann.
Zwei große Diskussionen stehen noch aus. Die Diskussion über Internet-Voting und die über reine Stimmzettel-Zählsysteme. Internet-Voting ist dead on arrival, da es alle Probleme der Wahlcomputer potenziert.
Stimmzettel-Zählsysteme sind ein anderes Problem und benötigen einen anderen argumentativen Ansatz. Sie sind meiner Auffassung nach aber zumindest bedenklich. Der Digitale Wahlstift hat schon mal mindestens das Problem des Ausspähens, da sich dann ein elektronisches Gerät in der Wahlkabine befindet. Die Anonymität der Stimme ist nicht hundertprozentig sichergestellt.
Ein Gerät, das die Stimmzettel nach dem Einwurf in die Urne zählt (z.B. ein Scanner), bricht zumindest nicht mit der Anonymität. Es kann allerdings unzuverlässig sein und muss von starken manuellen Kontrollzählungen begleitet werden. Ob sich das letztlich wirklich lohnt, steht auf einem anderen Blatt.
Wahlen müssen aber auch einfach bleiben bzw. noch einfacher werden als sie es derzeit sind. Transparenz und Nachvollziehbarkeit ist auch für das Gefühl der Menschen wichtig, damit sie zu der Wahl stehen können und ihre Ergebnisse akzeptieren. Der Einsatz von Computern trägt nicht unbedingt zur Vereinfachung des Wahlsystems bei, weil Computer komplexe Auszählungen einfacher durchführen können und einem Arbeit abnehmen, die man sich vielleicht besser nicht abnehmen lassen sollte. Auch, wenn diese Arbeiten nicht primär kritische Komponenten der Wahl sind.
Schon Überhangmandate basieren auf einem recht komplizierten Auswertungsschema, das eigentlich für niemanden so ohne weiteres nachvollziehbar ist. Diese Komplexität sollte möglichst vermieden werden, auch wenn sie teilweise versucht, den Wählerwillen „besser“ zu fassen.
Die elektronische Wahl ist ein Dilemma. Sie bringt wenig Lösungen und viele Probleme mit sich, die nur wenige durchschauen. Wir brauchen sie nicht, aber sie gerät leicht außer Hand.
Electronic voting: the silent catastrophe
Nun nimmt sich auch ars.technica des Themas an und wirft einen Blick auf die Congresswahlen in den USA in der letzten Woche: Electronic voting: the silent catastrophe
Es ist schon interessant zu sehen, welche neuen Begriffe sich die Diskussion um Wahlen eingeführt haben: vote flipping, undervotes oder re-voting. Der Bericht verweist auf zahlreiche Vorfallssammlungen und führt einige herausstechende auf. Darunter dieser Fall aus Florida:
The Miami Herald reports that 18,382 votes either weren’t cast or weren’t counted in the race for House District 13, Katherine Harris’s old seat. What this means is that of all of the voters who went to the polls in that district, signed in, and cast ballots, 18,382 of them either didn’t vote in the House race or didn’t have their votes recorded. So one out of every seven ballots cast in that race did not register a vote for the House seat; this is an extremely high number of undervotes.
Ein Siebtel der Stimmen im Nirvana. Und jetzt?
„The Republican in this race, Vernon Buchanan, has declared victory on the basis of a 368-vote margin and stated that it’s ‚time to move on.‘ Yeah, I bet he’d like to move on and forget about the 18,000+ missing votes, but his opponent, Christine Jennings, is going to fight it out. Right now, the official plan is to conduct a ‚recount,‘ but of course a legitimate recount is impossible to conduct for touchscreen machines with no paper trail, where a vote was never recorded in the first place. So the recount idea is going nowhere. There’s certain to be litigation here, but there’s just no way to recover the intent of the voters with these machines.
Genau. Nachzählen ist bei Wahlcomputern ohne Zettelbeleg totally pointless. Aber kiek an: vor kurzem gab es dort ein Referendum und dort wurden die Abschaffung der Maschinen beschlossen:
Supervisor of Elections Kathy Dent has now done a 180 and will comply with voters‘ demands to scrap the electronic machines entirely and return to paper ballots. Dent had previously accused proponents of a voter-verified paper audit trail (VVPAT) of trying to obstruct the vote and „disenfranchise“ voters. But in light of a newly passed referendum demanding a return to paper ballots (at least those referendum votes were counted), and in light of the embarrassingly large number of undervotes in Sarasota County, Dent has thankfully changed her tune.
Wenn es schon in Florida möglich ist, wieder zur Papierwahl zurückzukehren, dann sollte es uns doch nicht schwer fallen, den derzeitigen Wahlcomputeranteil von 5% auf 0% zu senken.
Update: Heise hat es jetzt auch: Wahlcomputer in Florida unterschlagen jede achte Stimme