Reisefreude

Ich werde die Tage mal wieder ganz ordentlich unterwegs sein. Wenn alles klappt, bin ich Ende des Monats wieder in Zagreb beim mama netculture club, um dort gemeinsam mit Bicyclemark einen Workshop zu Podcasting durchzuführen. Danach geht es nach Belgrad, um dort im REX (auch Heimat des Radiosenders B92) die lokale Netzbürgerszene kennen zu lernen. Daher werde ich leider in diesem Monat nicht an Chaosradio teilnehmen können.

Ende dieser Woche wollte ich nach München zur DLD07-Konferenz. Keine Ahnung, was mich da erwartet, aber ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr in München und wollte die Gelegenheit mal wahrnehmen.

Ich bin übrigens noch auf der Suche nach einer Unterkunft in der City. Falls jemand einen Tip oder ein Angebot hat, bitte ich um Kontakt per E-Mail (tim ett ccc dott de). Habe was gefunden. Danke für die vielen Angebote!

Amsterdam bleibt sauber

Wie Barry berichtet setzt Amsterdam nicht auf die angedrohte Rezertifizerung der SDU-Wahlcomputer und wird die kommenden Kommunalwahlen weiter auf Papier abhalten. Dem Bürgermeister ist wohl nicht entgangen, dass weite Teile der Presse als auch der Parlamentarier das Thema Wahlcomputer noch nicht entfallen und die Aktion Wij Vertrouwen Stemcomputers Niet entsprechenden Widerstand angekündigt hat. Weiter so.

StudiVZ und der CCC

Ein Gespenst geht um. Die Web-Peinlichkeit „StudiVZ“, die jüngst für unangenehm überhöhte Beträge den Besitzer wechselte, soll auch weiterhin vor selbstverschuldetem Medienschaden bewahrt werden und da sind wohl alle Mittel recht. Letzter Scoop ist ein Interview von Konstantin Urban (Chef von Holtzbrinck Networks) im Manager Magazin des Spiegel Verlags, in dem er frech behauptet, der „Chaos Computer Club“ habe „vergebens versucht, sich ins System zu hacken“.

Dazu lässt sich zunächst nur knapp kommentieren, dass eine generelle Politik des Chaos Computer Club ist, sich niemals an irgendwelchen Sicherheitsüberprüfungen jeglicher Art offiziell zu beteiligen. Wer irgendwo liest, dies habe stattgefunden weiß damit sofort, dass es sich um eine glatte Lüge handelt. Diese muss somit Herrn Urban hiermit unterstellt werden.

Die Diskussion wurde auch bei Don Alphonso aufgegriffen und dort wurde auch ein anonymer Kommentar aus einem mittlerweile bei StudiVZ gesperrten Blog (oder so) zitiert, in dem wohl eine Person aus unserem Umfeld recht treffend den von mir oben angesprochenen Sachverhalt beschreibt.

Ich bin diesem StudiVZ-Thema bislang ja aus dem Weg gegangen, aber mir platzt nun langsam die Hutschnur. Ein paar Tage vor dem 23C3 schlugen bei uns über private Kontakte Investoren von StudiVZ auf, die wohl aufgescheucht durch einen im 23C3 Wiki angekündigten Lightning Talk über eine Datenauswertung der für eine Weile frei im Netz zugänglichen Profile der StudiVZ-Nutzerschaft. Man befürchtete hier wohl schlimmeres und wollte den CCC irgendwie dafür gewinnen, doch mit StudiVZ zusammenzuarbeiten oder was auch immer. Wir lehnten dies kurzerhand mit Hinweis auf den schon erwähnten Grundsatz ab und fügten hinzu, dass uns StudiVZ nicht interessiert und dass sie ihr ramponiertes Image gefälligst in eigener Zuständigkeit flicken sollen.

Der CCC hat wichtigeres zu tun, als sich um die amoklaufende New-Economy-Angeber zu kümmern, die sich ihr öffentliches Ansehen durch Belästigung von Frauen in der Öffentlichkeit und dem Witzeln mit Nazipropaganda-Ästhetik verspielen. Echt nicht unser Ding. Ist ja nicht so, dass StudiVZ irgendwie dafür bekannt wäre, für Informationsfreiheit oder andere hehre Ziele zu kämpfen. Hier geht es nur um Geld und sonst nichts.

Nun im Nachhinein aber in der Öffentlichkeit den CCC auch noch als Feigenblatt zu verwenden, um eine Sicherheit vorzugaukeln die zumindest bislang offensichtlich nicht existierte, schlägt dem Fass den Boden aus (und euer Blog habt ihr wohl auch gerade nicht im Griff).

Liebe Damen und Herren Investoren, Geschäftsführer und Gesellschafter. Ich finde es ja rührend, wie sehr Ihr Euch um Eure Millionengewinne auf Kosten der Privatsphäre nichtsahnender Studenten kümmert, aber bitte lasst den CCC dabei heraus. Wir möchten mit Euch nichts zu tun haben, finden Euch peinlich und überflüssig und ab jetzt auch nur noch scheisse. Geht weg.

Ich denke, der Holtzbrink-Verlag wird wenig Freude an seiner neuen Investition haben. Ich wünsche schon mal viel Spaß, denn die ungebetenen Verlautbarungen dürften das Portal nun erst recht in den Mittelpunkt des Interesses der Security-Szene getrieben haben. Selber Schuld. Tip: Hirn einschalten hilft meistens.

Update: Heise hat eine brauchbare Zusammenfassung des Vorgangs.

CRE macht noch ein wenig Pause

Leider habe ich es in den letzten Wochen nicht mehr geschafft, neue Ausgaben von Chaosradio Express zu produzieren. Ich hatte zwar verschiedene Themen im Auge, aber durch Congress und andere private Ereignisse zu viel um die Ohren. Derzeit bin ich ein wenig unzufrieden mit meinem mobilen Equipment und habe für mein großes Zeug gerade keinen Platz zum Aufbauen.

Mit anderen Worten: es ist noch ein wenig Winterpause bei CRE angesagt. Es gibt allerdings schon wieder Ideen für neue Themen und vor allem würde ich gerne ein neues Format ausprobieren, dass allerdings neue Technik erfordert, für die ich derzeit leider kein Geld habe.

Ich hoffe aber, dass es bald wieder weitergeht. Ich bitte noch um etwas Geduld.

MIME Type Day

Es ist schon erstaunlich, wie viele Webserver heute auch in ihrer latest-and-greatest distribution das Thema MIME Types komplett unter den Tisch kehren. Viele durchaus populäre Dateiformate werden von Haus aus nicht unterstützt. Man trifft auch schon mal auf Open Source Produkte, die noch nicht mal für eine .ogg Datei den korrekten Typ herausgeben.

Was noch fast schlimmer ist: kennt ein Server die Datei nicht, gibt es einen Fallback auf „text/plain“, was nun wirklich totaler Quark ist. Wenn man schon nicht weiß, worum es sich handelt, sollte man nicht davon ausgehen, dass es sich um Text handelt. Korrektes Verhalten wäre hier, „application/octet-stream“ zu liefern. Aber das ist selten.

Richtig schlimm ist es mit Audio- und Videoformaten und ich merke das gerade wieder wo die Congress-Videos produziert werden, die mit der Endung .m4v geliefert werden (für MPEG-4 Video). Viele Mirrors liefern hier „text/plain“ und das führt natürlich dazu, dass anstatt eines Videos, im Browser nur 200 MB Textmüll angezeigt werden. Viele Browser stürzen dann ab, werden langsam oder tun andere schlimme Dinge. Der unbedarfte Benutzer weiß nicht, was überhaupt passiert und gibt allem möglichen die Schuld – selten aber dem Server.

Daher meine Bitte an Webserver-Administratoren. Legt mal einen MIME Type Day ein und prüft und aktualisiert eure MIME-Type Einstellungen. Man spart sich und anderen damit eine Menge Ärger.

Ach ja: .m4v möchte gerne ein „video/mp4“ sein :)

Robert Anton Wilson bloggt zum Lebensende

Robert Anton Wilson liegt im Sterben. Und er bloggt aus dem Sterbebett:

„Various medical authorities swarm in and out of here predicting I have between two days and two months to live. I think they are guessing. I remain cheerful and unimpressed. I look forward without dogmatic optimism but without dread. I love you all and I deeply implore you to keep the lasagna flying.

Please pardon my levity, I don’t see how to take death seriously. It seems absurd.

Wie gerne hätten wir ihn beim 23C3 dabei gehabt, aber es ging nicht. Ich selbst hatte die Ehre ihn einmal live zu treffen und ein wenig mit ihm zu plaudern. Er hatte eine bemerkenswerte Distanz zu den Dingen, die er geschaffen hat, aber war auch immer überzeugter Diskordier.

Robert. Ich grüße Dich mit den Worten unserer Dame des Diskords:.

I am chaos. I am the substance from which your artists and scientists build rhythms. I am the spirit with which your children and clowns laugh in happy anarchy. I am chaos. I am alive, and I tell you that you are free.

Und ich verspreche Dir, dass wir auch weiterhin die Lasagne fliegen lassen werden. Big time.

Update: Heute am 11. Januar ist er gestorben. Mach’s gut und danke für den vielen Fisch!

Alert The Internets

Das grossartige Metalab aus Wien hat jetzt einen ebenso grossartigen Video Podcast gestartet: Alert The Internets. Die zweite Ausgabe des avantgardistischen Programms berichtet auch vom 23C3. Empfehlenswert.

Federführend ist hier wohl kewagi, der vorher schon den nicht weniger avantgardistischen Video Podcast Tage im All produziert hat. Da gab es leider nur drei Ausgaben, die aber allesamt sehenswert sind.