Schöner Artikel im Stern: Chaos Computer Club: Die Laserkanone der Demokratie. Korrekte Publicity auch für Frank und Constanze, die sich jüngst in besonderem Maße um unsere Sache verdient gemacht haben. Aber es gibt auch noch viele andere.
Archiv des Autors: Tim Pritlove
Heute zu Gast bei /dev/radio
Ich bin derzeit in Ulm und heute als Gast bei /dev/radio eingeladen, dem Ulmer Chaosfunk. Die Sendung ist live auf FreeFM und läuft von 13.00h bis 15.00h. Thema soll „Podcasting und/oder allgemein der Mehrwert von ‚eigenen‘ Medien und Kommunikationskanälen“ sein. Ich bin gespannt.
Es gibt wohl einen Stream, aber vor allem einen Podcast-Feed.
Apple vs. FSJ
Wie es aussieht, geht Apples Rechtsabteilung gegen das Fake Steve Jobs Blog vor, dass nichts weniger als der beste tägliche Nachrichtenkommentar der letzten Monate war. Zwar gibt es noch keine Klage, aber ziemlich unverhohlene Drohungen.
Hier schiesst sich Apple kräftig in den Fuss, wenn sie hier weitermachen und es wird eine Menge Apple-Fans sehr, sehr ärgerlich machen. Da schliesse ich mich ganz klar mit ein.
Richtig scheisse verhält sich dazu auch noch die EFF, die ihre Unterstützung verweigert, weil sie sich von FSJs großartiger Satire verarscht fühlt: „Wir helfen nur Leuten, die wir mögen“. Na so viel zu Freedom of Speech, Freetards! Echte Scheissaktion.
Update: Es gibt mal wieder Zweifel, ob es sich hier nicht um einen Hoax handelt. Ich kann das nicht ausschliessen und wenn es so ist werde ich mir künftig ein Nachtblogverbot erteilen. Ich habe in den letzten Wochen so viel Scheisse verzapft, weil ich auf ungeprüfte Quellen reingefallen bin, dass ich langsam mal meinen Internet-Führerschein neu machen sollte.
Der Podcast ist tot. Es lebe der Podcast!
Au weia. Nachdem sich kürzlich der Podcastverband zusammengefaltet hat, hat nun auch der zweite „Interessenverband“ namens Podcastclub die Türen geschlossen. Anlass war das Hickhack um die technisch blauäugig durchgeführten Podcast-Awards. Jetzt ist der Vorsitzende „nur noch genervt“ und lässt das Projekt komplett sterben. Sein Gejammere wurde in einer „Sondersendung“ des Podcast-Journals aufgezeichnet.
Es lässt sich bemerken, dass die Leute, die vor gut zwei Jahren in totaler Euphorie das Podcasting in Deutschland mit allerlei Jubelveranstaltungen und Gründungen eben jener Interessenvertretungen die deutsche Podcast-Szene herbeibeschworen haben, jetzt alle die Löffel fallen lassen. Man fühlt sich überfahren von YouTube und Marketingabteilungen, die das Podcast-Konzept nicht verstanden haben. „Menschen der ersten Stunde“ wie Gerrit von Aaken werfen ebenfalls das Handtuch und überhaupt sind sich alle einig, dass Podcasting ja total am Ende sei und alle total frustriert sind und überhaupt und alles scheiße und ich will wieder nach Hause zu Mami und keiner hat mich lieb.
Ich bin beruhigt. Irgendwie fand ich diese selbsternannte Internet-Welle schon immer ein wenig anstrengend. Events wie das Podcamp waren weder überlaufen noch inhaltlich besonders interessant. Statt einer „Szene“ konnte ich eher eine Reihe übereuphorischer Einzelkämpfer beobachten, die es geschafft hatten, sich auf der ersten Hypewelle tolle Pole-Positions bei irgendwelchen Verlagen oder anderen Plattformen zu beschaffen oder auch sonst permanent interviewt zu werden. Das stand meiner Meinung nach in einem krassen Missverhältnis zur Realität der deutschen Podcasts.
Ich betone: deutsche Podcasts. Die Podcast-Landschaft in den USA z.B. ist ganz anders und um ein vielfaches unterhaltsamer, experimentierfreudiger und unterhaltsamer. In Deutschland hatte vieles Kegelclub-Niveau und kam selten über die Tagebuch-Ebene hinaus. Klar, gute Beispiele gibt es auch zu hauf, aber trotzdem waren das noch zu zarte Pflanzen als dass sie so einen Hype bereits verdient hätten. Trotzdem zeigt sich, dass wir es in Deutschland auch noch recht gut haben, da es Qualitätsradio gibt wie den DLF und viele andere öffentlich-rechtliche Sender. Das Podcast-Angebot des WDR ist zum Beispiel vorbildlich und macht es natürlich einer unabhängigen Szene schwer, zu sich selbst zu finden.
Aber jetzt gleich die nächste Keule zu schwingen und alles als tot zu erklären halte ich für ausgemachten Quatsch. Es mag ja sein, dass die Leute in Deutschland in der Mehrheit das Abonnenment-Konzept des Podcastings noch nicht verstanden haben, dass sich eine Mehrheit den webbasierten Video- und Audioangeboten widmet und eine deutsche „Szene“ nicht existiert. So what?
An den Vorzügen des Podcastings ändert das nichts. Wer eine Nische mit interessanten Content beschallen will, kann dies immer noch tun und die Werkzeuge dafür werden täglich besser. Es kommt immer mehr Audio-Hardware auf den Markt, die die Produktion vereinfacht und spezialisierte Software wird den Aufnahme- und Publikationsprozess weiter vereinfachen. Man schaue sich da mal nur solche Programme wie Übercaster an.
Ich selbst kann auch keinen Niedergang verzeichnen. Chaosradio Express erfreut sich seit Anbeginn steigender Nachfrage. Es gibt viele tausend Abonnenten und viele tausend weitere, die jeder Folge über andere Wege lauschen. Ich denke, es ist letztlich alleine eine Frage der richtigen Inhalte für die richtige Zielgruppe. Stimmt eines davon nicht, klappt es eben nicht.
Ich denke es hilft in der Diskussion, zwei Begriffe auseinanderzuhalten: Podcasting und Podcasts. Podcasting ist ein Distributionsmodell und es ist sehr erfolgreich. Wer kontinuierlich Inhalten folgen möchte und vor allem mobil und offline konsumieren möchte, für den ist es immer noch die beste Methode, diese Inhalte auch zu beziehen. Dass Podcasting nicht jedem bekannt ist ist kein Problem. Es wird immer bekannter mit jedem verkauften iPod. Irgendwann werden vielleicht auch die anderen Hersteller begreifen, dass Podcasting-Support eine tolle Sache ist und vielleicht endlich mal Software dafür bereitstellen. Bis dahin wird der iPod sicherlich weiter Markanteile dazugewinnen.
Podcasts wiederum sind ein kulturelles, kein technisches Phänomen – und noch sehr jung. Was in zwei Jahren nicht gelungen ist, kann in drei oder vier Jahren schon ganz anders aussehen. Es musste auch erst mal experimentiert werden. Nun fallen also ein paar Podcasts unter den Tisch, weil ihr Konzept nicht trug oder die Leute es nicht mehr produzieren wollten (oder das Publikum es nicht nicht mehr hören). Macht nix. Auch bei den Blogs gibt es ein Kommen und Gehen. Das hat den Blogs wenig geschadet. Nur Qualität setzt sich durch.
Technisch lässt sich noch eine Menge bewegen. Unter anderem müssen Metadaten umfangreicher genutzt und besser mit dem Web verwoben werden. Kapitelmarken mit Titeln, URLs und Summaries können den Weg zu speziellen Playern eröffnen. Hier dürfte das Release von Flash 9 ggf. schon helfen, da es jetzt MPEG-4 Audio und iTunes-Kapitelmarken unterstützt. Mit den schon oben erwähnten verbesserten Produktionsmethoden könnte der Audio-Content (und natürlich auch der Videocontent) bald noch einfacher durchsuchbar, linkbar und damit integrierbar werden.
Mit anderen Worten: der Podcast ist tot, es lebe der Podcast! Ich werde auf jeden Fall nicht so schnell aufhören und habe noch so einige Ideen, wie man voranschreiten kann.
Farbdrucker, die einen nicht verpfeifen
Farbdrucker haben heute meistens kleine aber feine gelbe Punktmuster, die die Herkunft des Ausdrucks verraten. So kann man über seinen Kaufbeleg ggf. als Urheber eines Pamphlets zurückverfolgt werden. Tolle Sache. Hilft bestimmt gegen Terror.
Wer da keinen Bock drauf hat, sollte mal auf die Liste auf dieses Feature getesteter Farbdrucker der EFF schauen. Dort stehen auch ein paar Modelle, die einen nicht verpfeifen.
Elektronisches Wählen im Parlament
Ich musste ja schon grinsen, als die Grünen auf ihrem Parteitag jüngst einen Beschluss gegen den Einsatz von Wahlcomputern absegneten – und dabei ein elektronisches Abstimmungssystem benutzten.
Diese sind in Parlamenten allerdings bereits weit verbreitet. Und eben lese ich auf tagesschau.de über die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine:
Die pro-westliche Politikerin Julia Timoschenko ist zur Ministerpräsidentin der Ukraine gewählt worden. Bei der Abstimmung im Parlament in Kiew erhielt die Wortführerin der Orangenen Revolution von 2004 mit 226 Stimmen allerdings nur knapp die Mehrheit. In der vergangenen Woche hatte ihr für die Wahl ins Amt der Regierungschefin noch eine Stimme gefehlt. Sie machte dafür Manipulationen an der elektronischen Abstimmungsanlage verantwortlich. Ein Beweis fand sich allerdings nicht.
Tja, genau. Denn einen Beweis wird man auch nie finden können. Das ist ja genau das Ding mit den elektronischen Stimmgeräten: sie lassen sich bei ihrer Arbeit nicht beobachten. Da in Parlamenten meiner Kenntnis nach keine Stimmbelege gedruckt werden (auf jeden Fall nicht bei „geheimen“ Abstimmungen), ist auch eine Nachzählung nicht möglich. Vielleicht sollte man das noch ein wenig mehr im Kontext Wahlcomputer thematisieren.
Zwitscher
Na gut. Ich zwitscher jetzt mit. Mehr sag ich dazu nicht. Ihr wisst ja, was es bedeutet und wie ihr mich da findet. Ich dachte ja, ich könnte es mir ersparen, aber ich bin halt ne alte egomanische Netzhure.
Schicht
Wer schon immer einen Eindruck haben wollte, wie ich so arbeite, der kann jetzt im Buch Schicht! vom Suhrkamp Verlag nachschlagen. Peter Glaser hat mich dort unter dem Titel „Arbyte“ zusammengefasst. Allerdings nicht nur mich: das Buch ist ein Sammelsurium von Arbeitsbeschreibungen von vielen Autoren.
GSM-Telefone verkaufen!
Dem geneigten Leser möchte ich doch mal kurz den Podcast CRE056 GSM Hacking nahelegen. Das ist eine echte UMTS-Kaufempfehlung, denn es sieht ganz so aus, als GSM bald den Weg von WEP geht und man von einer Abhörsicherheit nicht mehr sprechen kann. Hintergründe dazu kann man auch noch bei ORF Futurezone nachlesen.
Wahlhelfer dringend gesucht
Nachdem der Wahlstift nun in Hamburg also erfreulicherweise nicht zum Einsatz kommen wird, hat die Stadt Hamburg ein Problem: denn es ist nicht „Business as Usual“, da ja vor kurzem durch eine Bürgerrechtsinitiative ein neues Wahlrecht durchgesetzt hat, dass vorgeblich „mehr Demokratie“ bewirken soll, meiner Meinung nach aber nur zu kompletter Verwirrung beitragen wird, da mit Begriffen wie Kumulieren und Panaschieren eben kein Schwein was anfangen kann.
Nun fehlen Wahlhelfer. Ich denke, das wäre doch für Einwohner der Stadt Hamburg mal ein interessantes Betätigungsfeld. Natürlich ist der Aufenthalt in einem Wahllokal in der Liste von „coolen Sachen, die ich in meinem Leben schon immer machen wollte“ recht weit unten. Doch hier kann man eben viel lernen über die Dynamik einer Wahl und Realitäten im Wahllokal. Das sollte es einem mal Wert sein.