Die Totale Terror-Para

Mir geht die Terror-Para in den Medien (allen Medien inklusive Blogosphäre) derzeit richtig auf den Sack. So viel bekloppte Scheisse wie in den letzten Wochen war echt noch nicht zu lesen. Spiegel, Tagesschau und andere Postillen überschlagen sich mit Meldungen von Bomben, Katastrophen, Terroristen, Videoüberwachung, Jehova, Jehova, Jehova, Fnord, Fnord, Fnord. Zum Kotzen.

Und die Zeichen mehren sich, dass der Gewöhnungseffekt bei uns weiter zunimmt. Geschichten wie die der angeblichen Terrorplanung in Britannien, die zur Defakto-Schließung aller Flughäfen und der Entfernung der letzten verbliebenen Annehmlichkeiten des Flugverkehrs (und demnächst dann wohl auch des Bahnverkehrs) führte, bleiben nicht hinterfragt, werden geglaubt und in epischer Breite der Masse um den Mund geschmiert. Schon schreien alle nach mehr Videoüberwachung, damit wir noch mehr unschuldige Touristen auf Bahnhöfen in der Bild als Angstgegner präsentieren können. Nächste Haltestelle Freiheitsentzug. Sehr kluge Ausführung und wieder einmal interessante Zahlenspiele gibt Pavel zum Besten: Tödliche Sicherheit.

Ich will ehrlich sein: ich glaube, was die Londoner Geschichte betrifft, schlicht nichts. Das halte ich für Stimmungsmache und alle darauf folgenden Maßnahmen für nutzlose Armwedelei zum Zwecke irgendeiner Kriegsvorbereitung oder anderer Freiheitsbeschneidungen. Die aktuelle Koffergeschichte in Deutschland halte ich mindestens in der Darstellung für fragwürdig. Anstatt alle in Panik zu versetzen sollten wir eher lernen, die Ruhe zu bewahren. Selbst wenn uns dann wirklich mal ein Anschlag trifft: seine Auswirkungen werden im Vergleich zum Straßenverkehr keine signifikante Bedrohung darstellen, es sei denn, es führt dazu, dass wir uns unserer eigenen Freiheiten berauben.

11 Gedanken zu „Die Totale Terror-Para

  1. Hallo,

    es freut mich sehr zu sehen, dass Du den Artikel doch noch veröffentlicht hast. Mein RSS-Reader hat die ältere Version aufgeschnappt, und ich hatte mich schon sehr gewundert, als er so schnell wieder weg war.

    Und obwohl ich wohl weniger verschwörungstheoretisch bin als Du, frage ich mich natürlich, wieso diese Version nun so stark gekürzt ist.

    Jedenfalls finde ich es schön so etwas zu lesen. Meiner Freundin hängt mein ewiges Gemecker über diese Drecks Terrorpanik nämlich schon langsam zu den Ohren raus.

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  4. Na, hyper, hyper. Ist dieses Terror-/Sicherheitstheater nicht letztlich eine willkommene Gelegenheit für alle Unterbeleuchteten sich mal eine Runde ins Rampenlicht zu stellen?

    Vielleicht ließe sich dieser verkappte Hype austrocknen, indem wir jeden, der seine „berühmten 15 Minuten“ gekommen glaubt, als Möchtegern-Wichtigseier outen würden. Öffentlich. Laut.

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  6. So dringend und bedenklich das mit den Bürgerrechten ja ist, so wenig möchte ich wissen was hier passiert wenn wirklich mal was passiert. Das ist ja alles keine globale innenpolitische Verschwörung ist, sondern reale Ereignisse, bei denen reale Menschen sterben, das vergisst man über die kritische Attitüde (und Pavels Aufrechnerei) zur mediatisierten Berichterstattung mal gerne. Vergleiche wie mit dem Straßenverkehr (der schon von jedem Kettenraucher, der später an Lungenkrebs starb, aus der Mottenkiste geholt wurde) bringen einen in so einem Diskurs auch nicht weiter. Ruhe bewahren ist tatsächlich die beste Gegenstrategie, das stimmt. Aber wenn ich diesen verblendeten Idioten mit seinem Koffer auf dem mir sehr vertrauten Bahnhof in Köln sehe, fällt das nicht leicht.

  7. Ich finde schon das die Haltung richtig ist. Man muss sich wirklich mal vor Augen führen was durch die Sicherheitsmaßnahmen erreicht wird. Fühlt sich jemand sicherer oder gar besser wenn den ganzen Tag Kameras auf einen gerichtet sind?

    Und ich finde die Argumente der „anderen Seite“ viel viel schlechter und weit weniger nachzuvollziehen. Ich hörte gerade erst wieder eine Radiosendung, in der Bosbach (der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Union) sprach, er nannte als Beispiel, wie wundervoll und nötig Kameraüberwachung wäre, den Leipziger Hauptbahnhof und das die Kriminalität, seit der Vorplatz Kameraüberwacht ist, um 2/3 zurückgegangen sei. Dann rief einer aus Leipzig an und erzählte, dass die Kriminalität in Leipzig genau gleich geblieben sei, seit den Kameras am Bahnhof, und das man jetzt eben ne Strasse weiter überfallen wird, weil sowieso jeder weiß wo die Kamera ist. Können die nicht denken? Oder was ist das Problem? Natürlich wurde darauf dann nicht eingegangen und es ging fröhlich weiter.

    Wenn man sich sowas anhört und darüber nachdenkt, fängt man damit an sich nach den Gründen zu fragen (wieso jemand das trotzdem möchte). Mir ist dann auch gleich Otto Schily eingefallen, der ja wie kaum jemand sonst (zumindest öffentlich) den biometrischen Reisepass voran getrieben hat. Nun, seit er nicht mehr der Bundesinnenminister ist, sitzt er bei 2 verschiedenen Sicherheitsfirmen im Aufsichtsrat. An der einen hat er sogar (kürzlich) Anteile erworben. Wollte der Mann wirklich nur erreichen das wir „sicherer“ leben, als er den Pass einführte? Also mal ganz abgesehen davon das der Pass ohnehin schon geklont werden kann und total unsicher ist, sogar schon bevor ihn überhaupt eine große Menge der Bürger besitzt, die ihn dann für bis zu 10 Jahre so mit sich rumschleppen werden… Mein Vertrauen in die ganzen, von Politikern herbeigesehnten, Vorkehrungen wird dadurch alles andere als gestärkt, ums mal so zu sagen.

    Und ich finde auch nicht das man sich mit der Einstellung gegen Sicherheit ausspricht, oder Dinge die wirklich was bringen. Gute Umsetzungen waren sowas wie sichere Türen in Flugzeugen, so das eventuelle Entführer nicht einfach ins Cockpit können. Das nimmt keinem die Freiheit, verschlechtert für keinen die Lebensqualität und macht sogar noch genau das was es soll, schützt die Piloten.

    Achja, Aufrechnerei ist natürlich sehr übel wenn es um Menschenleben geht, es gibt keinen Weg das zu machen ohne das man dabei einen üblen Beigeschmack hat, trotzdem zeigt es doch recht klar, das hier bei diesem Thema keinerlei Verhältnismäßigkeit mehr gegeben ist. Man stelle sich mal vor Strassenverkehr würde mit so vielen Ideen bedacht wie der „War on Terror“. Dann würde man vermutlich mehrfach täglich angehalten werden, Durchsuchung nach verdächtigen Flüssigkeiten (Alkohol oder so), dann auch 1x pro Woche TÜV, ob ja nix kaputt gegangen ist am Auto seit dem letzen Check…

    Ohje, schon wieder so lang. :D

  8. Mit der Aufrechnerei meinte ich auch nicht nur die (offensichtlichen) ethischen Probleme sondern auch andere: Ein Verkehrsunfall wäre nie das gleiche wie ein Anschlag auch wenn sie statistisch vergleichbar gemacht werden können. Einmal weil das eine eine absichtliche boswillige Angelegegenheit ist, die wir ächten und das andere weil es ein unwillkürlich herbeigeführtes Ereignis ist. In der Rechtsprechung spiegelt sich das im Unterschied zwischen Mord und fahrlässiger Tötung ganz gut wider.

    Leben ist gefährlich und endet immer tödlich, ja, aber der moralische Imperativ daß man Anschläge verhindern muss, auch wenn sie rechnerisch nur einen Bruchteil der Gefahr für das Individuum ausmachen steht wohl auf einer ziemlich breiten Basis. Letztlich bezahlt man den Staat ja auch mit seinen Steuern dafür, daß er einen vor jeder Art von Bedrohung schützt, aber genau da wirds halt schwierig, weil man seit der Erfindung von Terrorismus die Grenzen zwischen internen und externen Gefahrenquellen stark verwischt ist, was mit der Idee des Selbstmordanschlags noch einmal an Problematik gewonnen hat.

    Daß dagegen Kameras nichts bringen ist natürlich klar und ich glaube, daß dieser innenpolitische Aktionismus auf der einen Seite natürlich opportunistische Politik von Konservativer Seite ist, aber andererseits auch eine gewisse Hilflosigkeit im Umgang mit der ganzen Sache zeigt.

    Zu den Zügen muss man sagen, daß es natürlich einen Unterschied zwischen Zug und Flugzeug gibt, praktisch und historisch. Praktisch: man kann einen Zug einfach nicht entführen, zumindest nicht nach Libyen. Und das ist genau, was in den frühen 70er Jahren sehr oft passiert ist, also hat man Personenkontrollen eingeführt. Und wenn man mit so etwas einmal anfängt kann man nicht mehr damit aufhören, solange sich die politische Hintergrundsituation nicht geändert hat. Hat sie aber nie wirklich und die Rolle der potentiellen Bomber haben ja dankend die Strategen des religiös-politischen Extremismus von den Revolutionären übernommen.

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  10. Moin moin,

    möchte mich Tims Kotzanfall enthusiastisch anschliessen. Auch mir geht der Terror-Hype gehörig auf die Nüsse, vorallem, wie schon mehrfach angedeutet, weil mir das ganze Theather doch all zu sehr inszeniert und gesteuert vorkommt. Ich will dabei gar niemandem unterstellen, dass er bewusst die Angstspirale schürt, oder dass er a la Verschwörungstheorie gar selbst am Terror beteiligt und/oder nutzniessend ist – was ich aber auf jeden Fall vorwerfe ist die geradezu ignorante und dumme Herangehensweise seit den Anschlägen, letztendlich sogar schon vorher. Jedem einigermaßen vernünftigen Menschen leuchtet die Kausalkette von sozialen Missständen und ungerechten Verhältnissen in vielen Weltregionen zu gewalttätigem ‚Widerstandskampf‘ gegen diese Ungerechtigkeiten ein, und jeder, ausgestattet mit gesundem Menschenverstand und einem Portiönchen Mitgefühl, würde als allererstes darauf drängen diese Missstände abzuschaffen um weiteren Terror zu verhindern. Statt dessen wird weiterhin die Monopolstellung des ‚Westens‘ mit allen Mitteln verteidigt, der geistige und wirtschaftliche Raubbau vorangetrieben, und um sich vor dem drohenden Gezeter der Verlierer zu schützen, das mit jeder dämlichen Entscheidung weiter angeheizt wird, erhöhen die grauen Eminenzen ihre Verteidigungsetats in erschreckende Höhen und bauen fleissig an Orwells Utopie, die leider langsam aber sicher ihren utopischen Charakter verliert. Diese scheinheilige Arroganz und Ignoranz, auf der einen Seite Menschenrechte, Gerechtigkeit und friedliches Miteinander predigen, und auf der anderen Seite die wirtschaftlichen Messer wetzen und rücksichtslos jeden abstechen der diesen Interessen im Wege steht, ist eine derartige Frechheit, das man sich schon manchmal überlegt nicht selbst in einen wie auch immer gearteten Widerstand einzutreten. Was hier schon gesagt wurde – auch ich glaub den Herren und Damen kein einziges Wort mehr. Sobald einer politische oder wirtschaftliche Macht ausübt scheint die Moral an der Garderobe abgegeben zu werden, und ehemals nachhaltige Pläne verwandeln sich unter dem Druck von diversen Lobbies oder ‚wirtschaftlichen Zwängen‘ zu kurzsichtigen egozentrischen Plänen, die meist nur einer verschwindend kleinen Gruppe nützlich sind und bewusst die Gemeinschaft aussen vor lassen, meist sogar zu deren Schaden durchgesetzt werden. Kurz: unsere ‚Eliten‘ sind schlicht zum Kotzen und ich verliere mehr und mehr die Lust mich von denen vertreten zu lassen. Warum soll ich diesen Schwachsinn mit meinen Steuergeldern mitfinanzieren? Kümmere ich mich doch lieber um mein direktes Umfeld und geb dort mein Geld aus….

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