Johnny trackt back

Der Spreeblick-Johnny, alter Chaosradio-Mitstreiter und schon damals durch seine regelmäßigen Musiksendungen auf Fritz recht beliebt und bekannt, kehrt endlich wieder ins Radio zurück und macht was neues: Trackback, eine wöchentliche, zwei Stunden lange Radio Show, die ihre Themen aus der Blogosphäre rekrutieren möchte und dazu noch „Podcast Charts“ aufstellen möchte, bei denen die Hörer bestimmen, welche Podcasts sie toll finden. Tolle Sache. Da hoffe ich doch mal, dass Chaosradio seine Erwähnung findet :)

Trackback ist damit die nach Chaosradio erst die zweite Sendung auf Fritz, die als Podcast verfügbar gemacht wird (hier ist der Podcast-Feed). Und in beiden Fällen sind es die Sendungsmacher selbst, die sich darum kümmern, weil das Wort MP3 leider beim RBB immer noch kein Echo auslöst. Immer noch wird Fritz (und Inforadio) nur über RealAudio gestreamt – das ist echt total hinterwäldlerisch und leider vollkommen hinter der Zeit. Wollen wir hoffen, dass Johnny dem Laden jetzt den nötigen Ruck verpasst. Wenn ich mir dazu das Angebot des WDR ankucke kommen mir die Tränen. Ich meine, das ist der Sender wo wir jetzt seit 11 Jahren senden und kann ich mich nicht erinnern, dass wir jemals was anderes gepredigt haben als eine Umarmung der neuen Medien. Leider bis heute davon nichts von zu spüren. Das sind alles verpasste Chancen.

Update: Ich bin eines besseren belehrt worden, wie den Kommentaren hier zu entnehmen ist. Von mir unbemerkt hat der RBB in den letzten Wochen (oder Monaten) doch ein paar Podcast-Angebote eingeführt. Manche sind mir komplett neu, die WM-Angebote von Radio Multikulti („Jürgens Anrufbeantworter“) fand ich nicht der Erwähnung wert und Thadeusz war zu Beginn zwar als Download, aber ohne Podcast Feed im Netz. Ist allerdings nur ein Audio-Podcast, obwohl es sich ja um eine Fernsehsendung handelt. Ich muss mich also korrigieren und meine Kritik auf Fritz selbst begrenzen. Hier wären sicherlich einige Sendungen Podcast-würdig, nicht nur die von Johnny.

Nun ja. Gut Ding will wohl Weile haben und ich bin gespannt, was Johnny abliefern wird. Von meiner Seite aus auf jeden Fall alles gute Johnny. Ich habe die Idee von Anfang an unterstützt und freue mich, dass es jetzt endlich geklappt hat. Der Puls der Zeit kehrt zurück ins Radio.

Mensch und Technik

Pavel hat mal wieder genau hingeschaut und noch genauer beobachtet. Jedem, der das Thema Wahlcomputer verfolgt, sollte sich seinen Bericht zur Wahlbeobachtung in Cottbus bei der Oberbürgermeisterwahl am letzten Wochenende durchlesen. Er liefert eine detaillierte Beschreibung, wie der Wahlvorgang in Cottbus konkret gelaufen ist und bietet eine sorgfältige Analyse des organisatorischen Ablaufs der Wahl, wenn ausschließlich Wahlcomputer im Einsatz sind.

Gegen Ende stellt er fest:

Ein hohes Regierungsamt eröffnet Verfügungsmöglichkeiten über Milliarden von Euros, Militär, Waffenproduktion, Geheimdiensten, Polizei und vor allem Einfluss auf die Gesetzgebung. Die Eintrittskarte ist die Stimme der Wähler, sie sollte daher nicht weniger gut geschützt sein als der Zugang zu Massenvernichtungswaffen.

Und er fährt fort:

Ironischerweise ist der Hersteller der Geräte, die Firma Nedap, in Deutschland als Hersteller von “Überwachungs- und Kontrollgeräten” registriert. Für eine entschlossene Gruppe auf nationaler Ebene oder für einen ausländischen Geheimdienst wäre diese Vision, Wahlgeräte zu Überwachungs- und Kontrollgeräten umzufunktionieren, verhältnismässig einfach zu realisieren, ohne dabei entdeckt zu werden.

Es ist echt nicht mehr zu glauben. Ein Terrorismus-Foobar nach dem anderen, Schlag auf Schlag mit der Axt durch den Freiheitswald, und jetzt will man uns auch noch Computer als Wahlhelfer verkaufen. Ich glaub‘ es hackt.

Um es noch mal ganz deutlich zu sagen: Computer sind programmierbare Maschinen. Sie setzen Gedanken von Menschen um. Sie machen es sehr schnell, sehr effektiv und es gibt keine Möglichkeit für uns, ihnen dabei zuzuschauen. Fernsehen kann man dazu benutzen, seine Meinung durchzusetzen. Computer kann man dazu benutzen, seinen Willen durchzusetzen. Solche Geräte haben in einem Wahllokal einfach nichts zu suchen. Das muss echt langsam mal allen klar werden. Das ist kein Spiel.

Wundert sich eigentlich niemand darüber, dass es ausgerechnet der Chaos Computer Club ist, der gegen den Einsatz von Wahlcomputern ist?

Ich reg mich wieder ab. Aber lest Euch bitte den vollständigen Bericht von Pavel durch.

Embedded Video

Bisher habe ich mich aus verschiedenen Gründen zurückgehalten, in diesem Blog moderne Klickvideos einzubetten und ich kann Euch sagen, dass dies keine religiösen Gründe waren.

Aber ich muss es jetzt einfach mal ausprobieren und dafür habe ich mir ein Video mit Fischen ausgesucht. In meinem jetzigen, ziemlich verstrahlten Zustand fand ich es einfach irre lustig. Mal sehen, wie sich das einen Tag später dann anfühlt. Viel Spaß.

Und?

Der Wahlschrank

Ganz großartig: der Comic „Der Wahlschrank„. Zwecks Archivierung und einfachen Ausdruckens habe ich auf Chaos TV eine Version mit durchsuchbarem PDF gepostet.

Der Trick mit dem Durchsuchen funktioniert mit unsichtbarem Text, der auf den Bildern platziert wurde. Mich würden Rückmeldungen interessieren, ob das PDF bei Euch problemlos tut. Auf dem Mac mit Preview (Vorschau) ist das richtig nett.

10.000 and counting

Die Zahl der Unterstützer der Wahlcomputer-Petition hat jetzt die 10.000er Marke überschritten. Das ist gut, aber es geht besser. Ab 50.000 Unterstützern gibt es automatisch eine Anhörung beim Bundestag in dieser Sache. Das sollten wir doch hinkriegen.

Update: Verschiedene Leute wiesen daraufhin, dass die Zahl von 50.000 Unterzeichner binnen drei Wochen erreicht sein müssten. Dem ist nicht so: wie der Bericht des Petitionsausschusses vom 19.09.2006 (PDF) feststellt, hat die Anhörung automatisch zu erfolgen wenn die 50.000 Unterzeichner in der normalen Verlaufszeit der Petition zusammenkommen.

Wahlcomputer-Petition weiter unterstützen

Die Petition gegen Wahlcomputer hat in den letzten Tagen erstaunlichen Zulauf bekommen und nun fehlen nicht mehr viele Stimmen um die ersten 10.000 Unterzeichner beisammen zu haben. Ich bitte Euch daher, das Thema noch wach zu halten und die Petition weiter öffentlich zu unterstützen.

Unser Besuch in Cottbus hat uns nur noch deutlicher klar gemacht, dass wir uns mit den Wahlcomputern ein echtes Problem einhandeln. Frank hat einen ersten Bericht niedergeschrieben und wir werden unsere Erkenntnisse in den nächsten Tagen nach und nach in die Blogo- und andere Sphären tragen.

Ein anderer Aspekt ist mir zusätzlich noch gerade aufgefallen, als ich den empfehlenswerten Bericht zum Wahlcomputer-Hack in der c’t las. Da heißt am Ende:

In einigen Bundesländern ist das kommunale Wahlrecht schon so kompliziert geworden, dass scheinbar nur noch die computergestützte Stimmerfassung eine reibungslose Auszählung gewährleisten kann

Wenn ich das umdrehe bedeutet dies auch, dass wir bei einer Etablierung von Wahlcomputern uns über kurz oder lang auch noch beliebige Komplikationen im Wahlsystem einfangen werden. Wenn man sich die Entwicklung des Steuerrechts anschaut kann einem da nur noch schlecht werden. Selbst wenn alle Wahlcomputer das Richtige tun (was ich bezweifle und immer bezweifeln werde) könnte das jeweilige Wahlschema so undurchschaubar werden, dass wirklich niemand mehr weiß, worauf seine Stimme letztlich konkret Einfluss nimmt.

Danke

Wikipedia hat mir heute eine Frage beantwortet, die ich mir das erste Mal vor 16 Jahren gestellt habe. Die Frage selbst ist banal und unwichtig. Die Tatsache, dass die Antwort nach so langer Zeit tatsächlich eintraf ist bemerkenswert.

Deswegen erwähne ich das hier mal.