Merlin

Wer sich gefragt hat, warum hier (und bei Chaosradio Express) schon so lange Sendepause ist, obwohl mir ja „nur“ der Rechner geklaut worden ist: es gab noch einen weiteren Grund, den ich bisher außen vor gelassen habe, aber jetzt nach erfolgreichem Abschluss publik machen möchte: ich bin Vater geworden. Hier ist das Ergebnis:

Lovely Merlin

„Merlin Quintus Akira Pritlove“ erblickte am 9. Juli 2007 das Licht der Welt und erfreut sich seitdem (wie auch die Mutter) bester Gesundheit (und 4345 Gramm Startgewicht) und Spass am Leben. Die Zeit vor der Geburt war bei mir mit entsprechenden Vorbereitungen verbunden und hielt mich ganz schön auf Trab. Jetzt ist das Gröbste vorbei und ich kann mich langsam wieder auf Neues konzentrieren.

Da ich ungern Dinge ankündige, bevor sie wirklich spruchreif sind, möchte ich dies hier auch nicht tun. Nur so viel: ich arbeite an ein paar neuen Sachen, die in den nächsten Monaten Stück für Stück umgesetzt werden sollen (nein, keine weiteren Kinder vorerst :). Um das zu tun, baue ich mir gerade neue Technik auf, die ich aus den mir zugegangenen Spenden finanziere.

Mit Chaosradio Express soll es dann auch so bald wie möglich wieder weitergehen. Spätestens zum Camp sollte da sich alles wieder normalisieren. Auf dem Camp werde ich dann mit Kind und Kegel anwesend sein. Und Merlin ist dann bestimmt der jüngste Camp-Teilnehmer.

Freitag der dreizehnte

Der letzte Freitag war eigentlich ein großartiger Tag. Nach drei Tagen ging die re:publica zu Ende, an der ich die Ehre hatte, mitzuwirken. Ich habe drei Panels moderiert und über Pentabarf referiert. Ich habe viel ermutigendes Feedback zu Chaosradio Express bekommen und eine Reihe sehr interessanter Gespräche geführt. Die Stimmung vor Ort war großartig und am Ende fühlte ich mich von der Atmosphäre ein bisschen an das erste Camp erinnert.

Alles war super, die Sonne schien und der krönende Abschluss war eine feuchtfröhliche Abschiedsparty in den Räumen von newthinking. Als sich die Veranstaltung gegen 23 Uhr begann aufzulösen, wollte auch ich langsam meine Sachen packen. Doch dies wurde bereits im Vorfeld vereitelt: meine Tasche samt PowerBook, iPods, diversen Aufnahmegeräten, Kopfhörer, Kabeln, Adaptern und anderen sowohl persönlich als auch finanziell wertvollen Dingen war offensichtlich aus einem Privatraum geklaut worden. Alles weg. Freitag der dreizehnte. Der Horror kam, als es am schönsten war.

Frust

Meine Situation könnte jetzt kaum schlechter sein. Meine wichtigsten Produktionsmittel sind futsch und natürlich kommt es dann auch gleich richtig hart: mein letztes Backup ist unbrauchbar. Nahezu die gesamte digitale Arbeit der letzten zehn Jahre ist vernichtet. Die Dokumentation und Rohdaten von Blinkenlights, interhemd und vielen anderen Projekten ist nicht mehr da. Nur meine E-Mail und alle anderen Server-basierten Daten gibt es noch. Ich fühle mich so leer wie schon lange nicht mehr. Ein Moment der Unaufmerksamkeit und es ist alles vorbei. Es ist unbeschreiblich.

Ich denke, ich werde auf absehbare Zeit zahlreiche Projekte nicht fortführen können. Ohne mobilen Rechner und meine Daten darf ich quasi bei Null anfangen.

Fahndung

Der Dieb soll allerdings keine Freude an seinem Gerät haben. Mit den verschlüsselten Daten auf dem Rechner wird er nichts anfangen können und ein verschlissenes PowerBook ist auf dem Markt nicht mehr viel wert. Sollte derjenige allerdings diese Zeilen lesen: für die vollständigen Daten zahle ich gerne den Neupreis des Gerätes. Bei newthinking hängt ein entsprechendes Schild am Fenster. Lies es, es ist deine einzige Chance.

Ansonsten soll der Rechner zu seiner Stolperfalle werden: Ich fordere hiermit jeden auf, künftig nach folgenden MAC-Adressen zu fahnden: 00:14:51:86:49:D1 (WLAN) und 00:0a:95:f2:0d:38 (Ethernet). Das Gerät ist ein Apple PowerBook G4 1.67 15″ DLSD/HR (Modellnummer M9969LL/A, letzte Generation der PowerBooks). Die Seriennummer des Geräts lautet W8548G5NSX2. Wenn ich schon meine Daten nicht wiederbekomme dann will ich wenigstens das PowerBook irgendwann wieder auf meinem Tisch sehen und damit eine Spur zum Dieb bekommen. Sachdienliche Hinweise an tim at ccc dot de.

Call for help

Als ich Trottel vor einiger Zeit mal meinen iPod verloren hatte (der sich auch nicht wieder einfand) gab es von einigen von Euch Angebote, mich für einen Neukauf finanziell zu unterstützen. Da ich das aber gerade noch selbst wuppen konnte und mir die Sache auch echt zu peinlich war, bin ich darauf nicht eingegangen.

Dafür wäre ich jetzt für jede Unterstützung dankbar. Wem meine Arbeit in den letzten Jahren was gegeben hat und wer mir helfen will, bald wieder in die Lage zu kommen, neue Podcasts zu produzieren, der kann sich ja überlegen, ob er mir eine Spende zukommen lassen möchte. Dieses Mal könnte ich es wirklich gebrauchen. Seufz.

Wer das machen will klickt den Button hier unten (Zahlung via PayPal Account, Bankeinzug und Kreditkarte möglich). Alternativ Sparkasse Hannover, Konto 0142003698, BLZ 250 501 80. Den potentiellen Spendern sage ich schon mal im voraus vielen Dank.

Epilog

Ihr seid alle total grossartig und macht mich fassungslos. Ich habe gerade mal auf mein Konto geschaut und durfte feststellen, dass in den letzten sieben Tagen zahlreiche kleine und größere Spenden bei mir eingegangen sind, die mich in die Lage versetzten, zumindest meine verloren gegangene Hardware neu zu beschaffen.

Allen Spendern ein dickes Dankeschön! Das ist wirklich sehr ermutigend und ich werde jetzt den Vorfall schnell vergessen und nur noch nach vorne schauen. Was sind schon alte Daten, wenn man noch alle beisammen hat und Neues schaffen kann!

Trotzdem wird es hier noch eine Weile etwas ruhiger sein als sonst, da ich einerseits immer noch mit der Wiedererstellung meiner digitalen Arbeitsbasis zu tun habe und andererseits jetzt in eine neue Wohnung umziehe, dort mit Ausbauarbeiten beschäftigt bin und daher nicht viel Zeit fürs Netz habe.

Aber ich werde wieder an die Netzoberfläche zurückkehren und ich werde mich bei allen Unterstützern durch neue Podcasts erkenntlich zeigen. Und ich hoffe, dann auch mit ein paar Neuigkeiten überraschen zu können. Die neue Wohnung wird mir dann nach gut einem halben Jahr Diaspora endlich ein eigenes Podcast-Studio bieten und dann wird alles gut.

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Die Wahlcomputer-Lobby schlägt zurück

Der Vorschlag der NIST, Direktwahlcomputer in den USA komplett abzuschaffen und durch eine Papierlösung zu ersetzen, weil das gesamte System die Demokratie gefährde, wurde nun vom „Technical Guidelines Development Committee“ des US-Congresses schlichtweg abgelehnt. Und das, obwohl das Votum der NIST sehr deutlich ausfiel: Ron Rivest, weltbekannter Kryyptograph Miterfinder des RSA-Kryptosystems, und Mitglied NIST-Gruppe fasste die Grundbeurteilung der NIST einfach zusammen:

Rivest told committee members that software errors in paperless machines could go undetected, leading to a situation in which „an election result is wrong and you have no evidence to show that it’s wrong.“

Doch die Antwort des TGDC war schlicht: „You are talking about basically a reinstallation of the entire voting system hardware“. Und das ginge ja nicht. OMFG!

Aber ja, liebe TGDCm, genau darum geht es. Aber das scheint den Verantwortlichen schlicht zu teuer. In schlichten Worten zusammengefasst: kann ja sein, dass alles scheisse ist, aber jetzt haben wir den Blödsinn schon eingeführt, da können wir es doch unmöglich zurücknehmen. Au weia. Man ahnt, warum die USA sich auch im Irak so festgefahren haben. Das SNAFU-Prinzip lässt grüßen.

Update: Es gab wohl ne Menge Gegenwind und nun wurde der Vorschlag der NIST trotzdem angenommen, allerdings mit einem faulen Kompromiss, der den existierenden Geräten Bestandsschutz gibt. Hier ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen. Immerhin, die Diskussion tobt.

Nun, daran kann man schön sehen, warum es gerade JETZT so wichtig ist, gegen die Wahlcomputer-Infrastruktur und ihre Verfechter in Deutschland vorzugehen. Sind die Maschinen erst mal überall installiert, wird auch die Einsicht, dass man einen Fehler gemacht hat, sich nicht mehr durchsetzen, weil niemand bereit ist, die politischen und finanziellen Konsequenzen des Scheiterns zu tragen. Und dann haben wir den Salat.

Insofern muss ich leider auch die Wolfgangs vom CC2-Podcast schwer enttäuschen, die sich gegen Ende der 20. Ausgabe ihres wöchentlichen Computerstammtischs wieder über den „aggressiven und verbohrten“ Widerstand gegen Wahlcomputer beschweren und jammern, dass doch so viele „ehrenhafte und honorige Leute“ an diesen Systemen arbeiten würden, die „nicht betrügen“ wollen, sondern nur Gutes im Sinn hätten. Ach wisst ihr: das glaube ich denen sogar, allerdings halte ich sie in den Zusammenhang allesamt für inkompetent und hochgradig naiv. Wären sie das nämlich nicht, würden sie einsehen, dass sie mit ihren Systemen das ideale Einfallstor für koordinierten und nicht nachweisbaren Wahlbetrug in unserem Lande installieren und das ist zumindest grob fahrlässig (wenn nicht gar grob böswillig).

Und Wolfgang und Wolfgang muss ich leider diese grobe Fahrlässigkeit jetzt auch unterstellen: ihr stellt Euch der Diskussion nicht, lasst die Kernargumente der Diskussion vollständig aussen vor (oder habt sie noch nicht verstanden) und tragt mit Eurem dummen Geschwätz („Es ist ’ne gute Sache und es wird sowieso kommen“) dazu bei, eine derzeit noch unkritische und unaufgeklärte Masse in ihrer Unkenntnis zu belassen. Und regt Euch jetzt bloss nicht auf: „grobe Fahrlässigkeit“ war jetzt schon eine wirklich sehr zurückhaltende Formulierung.

Nur einem Eurer Statements der letzten Episode kann ich mich voll und ganz anschliessen: „Lasst uns aufpassen, dass es sauber bleibt“. Da könnt ihr Gift drauf nehmen, dass wir das tun werden. Würde sich unsere Gesellschaft nur noch auf solche unreflektierten Sesselpupser wie Euch verlassen können, wären wir schon längst am Ende.

Petitionsserver broken?

Die Wahlcomputer-Petition ist wohl immer noch unterschreibbar und der Server spuckt auch immer noch die Summe aller Unterzeichner aus, aber fordert man die Gesamtliste aller Unterzeichner an kommt da seit gestern nur noch unvollständiger Müll. Vielleicht kommt das System mit mehr als 22.000 Stimmen nicht mehr klar?

Ich deute das jetzt mal ganz optimistisch als gutes Zeichen.

Stimmen hören

Niemand hört so gut Stimmen wie das Erratik Institut Berlin.

Und das hörte das Institut heute:

Dienstag, circa 23:30h, ZDF.
Johannes B. Kerner im Gespräch mit Til Schweiger:

Kerner: „Herr Schweiger, wie bringen Sie denn Ihren Kindern Kultur und Musik nahe?“
Schweiger: „Limewire?“

Toll. Moderne Zeiten.

Mac-Applikationen auf die Spur kommen

Schon immer mal gefragt, wo Programme seine Einstellungen, Caches und sonstigen Informationen eigentlich wirklich hinschreiben? Wenn man auf Mac OS X mit fseventer zuschaut, kommt man schnell drauf. Das Tool ist eine Echtzeit-Visualisierung von Aktivitäten im Dateisystem und zeigt einem eine Menge interessante Details, die einem sonst verborgen bleiben.

Chaosradio Statistiken

Ich werde immer wieder von Leuten nach Statistiken und Hörerzahlen von Chaosradio gefragt. Leider erfassen wir die nicht besonders professionell und man muss sich das ein wenig zusammensuchen (jemand nen Vorschlag für ein Podcaster-kompatbiles Statistiktool?).

Ein paar Aussagen lassen sich allerdings treffen. Im Durchschnitt werden die Chaosradio-Sendungen in den ersten zwei, drei Wochen gut 12.000 bis 15.000 Mal heruntergeladen. Die Nachfrage geht dann deutlich zurück, ebbt allerdings nie so richtig ab. Ich schätze, dass über die Zeit die Reichweite auf gut 20.000 ansteigt. Besonders beliebt in letzter Zeit waren die Ausgabe 110 und 112 (Tatütata). Doch auch die alten Sendungen der letzten 10 Jahre erfreuen sich immer noch reger Nachfrage.

Chaosradio Express schwankt ein wenig mehr, da hängt es doch sehr vom Thema ab. 5.000 bis 7.500 Downloads scheinen der Durchschnitt zu sein. Bestimmte Themen wie Wireless Mesh Networking, Windows Security oder Extreme Programming bringen es über die Zeit allerdings auch schon auf 15.000 bis 20.000 Downloads. Ich finde das ziemlich beeindruckend.

Die Nachfrage nach Chaosradio International ist erwartungsgemäß deutlich geringer, hat aber jetzt mit der Sendung zu Pirate Bay das erste Mal die 15.000er Grenze geknackt, was auf ein weitreichendes Echo in den Blogs zu dem zugegebenermassen sehr aktuellen Thema zurückzuführen ist.

Insgesamt ein sehr befriedigendes Echo, auch wenn man natürlich nicht immer von Downloads auf tatsächlich gehörte Folgen schliessen kann (allerdings lassen jüngst durchgeführte Umfragen hoffen). Die Zahl der tatsächlichen Podcast-Subscriber lassen sich leider aus unseren Logs nicht so ohne weiteres herauslesen, aber die Zahl derjenigen, die stündlich abrufen liegt wohl bei ca. 3000 Subscribern.

Die Bandbreite, die chaosradio.ccc.de insgesamt weghaut, hat sichdaher auch gewaschen: derzeit pumpt der Server ca. 5 TB (!) pro Monat ins Netz. Nach frischen Uploads geht das schon mal mit 100 MBit/s raus. Wir bedanken uns in diesem Zusammenhang bei unseren Freunden von XS4ALL für das Hosting :)

Summa summarum lohnt sich das Engagement offensichtlich. Ich werde auf jeden Fall Chaosradio Express und International weiterführen und hoffentlich auch ausbauen. An die Hörer von Chaosradio möchte ich allerdings auch noch folgende Botschaft richten: gebt Feedback. Es muss nicht immer eine Frage sein und schon gar nicht ein eigener Beitrag für eine Sendung. Aber es freut den Podcaster immer sehr, von seinen Hörern Rückmeldung jeder Art zu bekommen, damit man auch merkt, dass hinter den Downloads auch Menschen stehen.