flattr: der dritte Monat

Vielleicht sollte ich dem nicht so viel Aufmerksamkeit schenken, aber ich kann dem Potential und der Dynamik von flattr immer noch eine Menge abgewinnen. Und das nicht nur, weil ich selbst bisher bei dem Dienst gut weggekommen bin, sondern eben auch, weil ich in dem Konzept Social Payment grundsätzlich eine große Zukunft sehe.

Im Interview mit Markus Beckedahl hat Peter Sunde vor kurzem ein paar interessante Einblicke in die Planung gewährt. Unter anderem ist es geplant, flattr direkt an das europäische Bankensystem anzudocken und damit kostenlose Überweisungen zwischen flattr und normalen Konten zu ermöglichen. Weiterhin wird daran gearbeitet, die Möglichkeit zu schaffen, bestimmte „Klicks“ automatisch jeden Monat durchzuführen – quasi ein Flattr-Klick-Dauerauftrag. Beide Features halte ich für den weiteren Erfolg des Systems für außerordentlich wichtig und ich bin froh, dass das in Angriff genommen wird. Weiterhin sei das Ende der Betaphase nicht mehr allzu weit weg (was immer das heißen mag). Dann wird es besonders interessant – siehe unten.

Für mich ist auch der Juli wieder sehr gut gelaufen. Nach den 875,89 EUR im letzten Monat blieben mir wohl viele Flattrer treu und so summierten sich die Klicks im Juli auf respektable 1048,88 EUR. Ein erstaunliches Ergebnis, zumal ich kaum zum Podcasten gekommen bin und auch erst in zwei Wochen wieder voll einsteigen werden kann. Aber hier wird wohl auch in die Zukunft investiert.

Interessanterweise waren es mit 2525 Klicks immerhin gut 500 Klicks weniger als im Juni, trotzdem sind die Einnahmen gestiegen (im Schnitt sind das fast 0,42 EUR pro Klick bzw. 7,95 EUR pro Thing). Ich führe das einerseits darauf zurück, dass Leute nach einiger Zeit bereit sind, insgesamt mehr Geld in die Runde zu werfen und andererseits sich vielleicht eher auf die für sie relevanteren Dinge zu verteilen. Man könnte auch sagen: die Nutzung stabilisiert sich.

Ich selbst verteile ab jetzt 30 EUR monatlich und habe im letzten Monat ca. 40 Cent pro Klick weggeflattert. Leider sind noch viele Dinge, die ich gerne unterstützen würde, noch flattrlos, aber das kann sich ja noch ändern. Dazu muss sich das ganze noch etwas herumsprechen.

Vor ein paar Tagen hat mich mal interessiert, wie viele Nutzer es auf flattr derzeit überhaupt gibt. Da die User IDs numerisch sind und offenbar aufsteigend vergeben werden, habe ich einfach mal auf Twitter herumgefragt. Zu dem Zeitpunkt war die höchste mir genannte User ID bei 256xx. Heute wurde mir schon 269xx gemeldet. Um einen Überblick zu bekommen, habe ich mal aufgerufen, die ID in ein kleines Spreadsheet einzutragen. Die Aktion ist jetzt beendet, hier ist das Ergebnis:

Ja, ich weiß, keine besonders tolle Grafik (bei den neben der Spur liegenden Punkten wurde vermutlich ein falsches Eintrittsdatum eingegeben), aber ich denke, man sieht den Trend. Dazu muss man verstehen, dass der Zuwachs natürlich primär durch die Vergabe von Invite-Codes gesteuert wird und das natürlich keine Aussage darüber liefert, wer hier eigentlich aktiv ist und wer nicht.

Trotzdem finde ich die bewegten Summen ziemlich bemerkenswert wenn man davon ausgeht, dass hier mit für Internet-Verhältnisse extrem niedriegen Nutzerzahlen gearbeitet wird. Will mir gar nicht vorstellen, was abgehen würde, wenn die Userbasis mal Facebook-Dimensionen erreichen würde.

 

35 Gedanken zu „flattr: der dritte Monat

  1. Verdient. Mich würde mal eine Stellungnahme zum Thema Micropayment der Befürworter eines Leistungsschutzrechts für Verlage interessieren. Zusammen mit der Möglichkeit Google&Co. (via meta-tag) auszusperren, nimmt Ihnen das meiner Meinung nach den Großteil ihrere Argumente.

    Gibts da schon was, dass ich übersehen hab?

  2. Die Facebook Benutzerzahlen lassen sich am einfachsten erreichen, indem Facebook auf den Zug aufspringt. Das ist auch irgendwie das Damoklesschwert, das über Flattr schwebt. Auch wenn es für die Content-Anbieter von Vorteil wäre, würde mir das nicht sonderlich gefallen – zugegebenermaßen aber eher aus persönlichen als aus sachlichen Gründen (ich mag Facebook nicht und würde den Flattr-Machern den Erfolg gönnen).
    Aber vermutlich ist Social-Payment auch in absehbarer Zukunft eine so kleine Nische, dass Facebook Flattr gar nicht auf dem Radar hat. Zumal für Facebook – trotzt Social-Komponente – nicht  „Micro-Schmeicheln“, sondern Micro-Payment von Interesse sein dürfte.

    Eine Abo-Funktion wünsche ich mir ebenfalls, wobei das Klicken für mich auch irgendwie dazugehört. Auch die Idee, dass man über Flattr „Trending Content“ findet, klappt nur dann, wenn die Leute gezielt auf Buttons klicken. In diesem Zusammenhang bin ich mir momentan noch etwas unschlüssig, ob ich globale Flattr-Buttons für den kompletten Content einer Seite gut oder schlecht finden soll. Wenn eine Seite solch einen Button anbietet, habe ich ihn bisher meist geklickt, schon allein weil es einfacher ist. Bei Seiten ohne globalen Button hat das jedoch dazu geführt, dass ich mir die Buttons ganz gezielt heraussuche und somit gleichzeitig den einzelnen Content bewerte.
    Ich weiß momentan nicht, was ich besser finde. Vermutlich ist es aber eine Kombination aus abonnierbaren globalen Buttons für Seiten, deren Content man ohnehin regelmäßig nutzt (z.B. abonnierte Podcasts und RSS-Feeds) und einzelne Buttons für Sachen, die einem besonders gut gefallen oder über die man beim alltäglichen Surfen stolpert.

  3. Was mir igrendwie fehlt, ist eine Möglichkeit, aus dem RSS-Reader heraus zu flattern…
    Ich lese die meisten Blogs mit irgendeinem Reader, und ich bekomme in der Regel gar nicht mit, ob das Blog Flattr unterstützt. Ich will mir das aber nicht für jedes Blog merken müssen!
    Gibt es dazu eigentlich auch schon Ideen?

  4. Freut mich, dass Flattr bei dir derart gut funktioniert! Auch ich hoffe auf eine große Zukunft für »Social Payment«-Konzepte.

    Leider fehlt mir bei flattr etwas ganz Wichtiges: Crypto und Security, denn sonst geht imho von solchen Systemen eine sehr große Gefahr aus. Wie es mit Crypto ginge ist z.B. in Kapitel 6 von Pfitzmanns Skript beschrieben.

  5. Ich begrüße die Weiterentwicklung der Idee mit zahlreichen Features.

    Ich bin allerdings immer noch nicht bereit, da mitzumachen, weil ich eine Provision von 10% an flattr für viel zu viel halte. Die derzeitigen Systementwicklungen rechtfertigen diese hohen Kosten jedenfalls nicht.

  6. @Dirk Für WordPress gibt es ein Plug-In, dass den Flattr-Button in den Feed einbaut. Warum das nicht mehr Blogs machen, verstehe ich auch nicht.
    Ich find’s schade, dass Flattr nicht mehr aggregierte & anonymisierte Daten zum Auswerten raushaut. In der Regel liest man nur von den „großen“ wie Flattr bei ihnen läuft.
    Mich würde mal interessieren, wie viele Blogs eher so im einstelligen Bereich sind. Vorletzten Monat hat mir Flattr 94 Cent gebracht, mein neues Blog innerhalb eines Monats 4,68€ (siehe http://bit.ly/de8O9y ). Immerhin etwas und ich bin auch froh drüber. Mit Werbung o.ä. käme vermutlich gar nichts rein, aber trotzdem wäre es interessant auch die „kleinen“ Stimmen mal zu hören.

  7. @Matthias
    Dafür dass die Sparkasse gerade eingeführt hat, dass einmal Geld holen 2€ kostet, halte ich die 10% für gerechtfertig.
    Milchmädchenrechnung:
    Wenn sie 25000 Nutzer haben, die durchschnittlich 2€ im Monat (aus dem Bauch raus geschätzt) ausgeben, sind das 50.000 € die sie monatlich verwalten. Das sind bei 10% gerade einmal 5000€ im Monat die bei ihnen bleiben.

    Davon kann man nicht 5 Leute bezahlen und noch 10 einstellen und schon gar nicht für das gleiche Geld was die 5 kosten noch einmal Anwälte bezahlen.

    Ich _will_ die Funktionalität haben die flattr bietet, auch wenn ich nur 40 EUR im Jahr ausgebe dafür. Wenn dann 4€ davon bei flattr bleiben ist das eigentlich wenig.

    Und an Tim: Danke für die Jahre.

  8. Pingback: Lesenswerte Artikel 2. August 2010

  9. Pingback: WikiLeaks setzt auf Flattr: Des einen Freud ist des anderen Freud » netzwertig.com

  10. auch wikileaks benutzt jetzt flattr :) ich hoffe das bald noch youtube dazukommen wird, genauso wie golem.de, somafm.com und vielleicht noch eine durchdachte wikipedia-integration. bis zu „flattr auf SpOn.de, wirds wohl noch ne weile dauern ;)

  11. Das ist ein Gespür – den 02. merke ich mir schonmal für nächsten Monat. Spätestens ab jetzt, wo WikiLeaks auf den Zug aufgesprungen kann man von neuen Welten träumen. WikiLeaks sorgt für höhere Nutzerzahlen (weltweit) und bei jedem Klick, der weltweit getätigt wird geht noch ein Cent an WL. Das wird ein Bootstrapping.

  12. Großartig Tim!
    Freut mich sehr, dass da endlich mal relevante Beträge zusammenkommen die eine unabhängige Contentproduktion in absehbarer Zeit tatsächlich finanzieren könnten!

    Werd dich weiter fleissig flattern ;)

  13. @Arndot: Flattr hat den Button auch auf ihrem eigenen Blog eingebaut, und dort klicken die Leute auch ab und an drauf, aber momentan wird sicher durch die Verwaltungsgebühr mehr eingefahren als durch die handvoll Flattrings im Blog.

  14. Pingback: the dao of flow − Flattr and science (blogging)?

  15. Habe mich schon lange nicht mehr so über nen Geldbetrag gefreut der nicht auf meinem Konto gelandet ist. Ein tolles Beispiel dafür dass toller Content auch finanziert werden kann. Gibt mir immer so ein bischen den Glauben an die Menscheit zurück wenn ich sehe das Kohle bei Leuten landet die sie verdienen.

  16. Flattr benötigt langsam den nächsten Schritt – wenn die TAZ 1.400 EUR macht (lächerlich im Verhältnis zu den Kosten), und die Entwicklung nicht langsam _richtige_ Perspektiven aufzeigt, stirbt es bald wieder.
    1) Kooperationen (Gesichtsbuch, Ich kenne wen Du kennst, etc)
    2) Payment-Systeme (IBAN, etc)
    LG
    Nerdy

  17. Pingback: Social Micropayment Service Flattr Opens Up Beta

  18. Bettler!
    Wenn ich irgendwas *wirklich* gut finde, dann spende ich dieses Projekt direkt, aber das mit Flattr ist einfach nur armseelige Bettelei!
    Zum Glück gibt´s ABP…

  19. Pingback: A million foundations.

  20. Pingback: CARTA

  21. Pingback: CARTA

  22. Sehr schön zu hören, dass du mit flattr so erfolgreich bist.
    Was mich wirklich interessieren würde, wäre wie viele flattr klicks du im vergleich zu den bloghits hast, um in etwa abschätzen zu können ob sich das auch für meinen podcast blog lohnen könnte.

    lg

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