Linuxtag 2006

Der Umzug des Linuxtages von Karlsruhe nach Wiesbaden hat am Flair der Veranstaltung wenig geändert, was man positiv und negativ sehen kann. Der Wegfall von Großsponsoren lässt den Event allerdings deutlich konsistenter rüberkommen als der Firmenaffentanz in den letzten zwei Jahren, was ich als erfreulich werte, wenngleich es den Veranstaltern sicherlich die eine oder andere Sorgenfalte auf die Stirn zaubert.

Einen Vorteil hat der Umzug aber auf jeden Fall: da das Internet nicht mehr vom Hauptamt für Vorauseilenden Gehorsam (aka KALUG) bereitgestellt wird, gibt es hier zumindest keine Portsperren mehr auf dem Eventnetz. Wurde ja auch langsam mal Zeit, dass sich Netzneutralität auch in der Linuxszene rumspricht.

Ich bin heute noch etwas unproduktiv von Stand zu Stand geschlendert und habe mir erstmal ein Bild gemacht, was so abgeht. Hier und da habe ich mich auf ein paar bekloppte Diskussionen eingelassen, was ich vielleicht hätte besser bleiben lassen sollen. Die Verbohrtheit und Nutzeragnostizismus einiger auf dem Linuxtag vertretenen Free Software Projekte fand ich allerdings verstörend. Manche Entwickler legen eine Beratungsresistenz an den Tag, dass man sich nur noch wundert, warum das überhaupt jemand nutzen möchte, was solche Leute so produzieren. Naja. Ich habe sicherlich auch ein wenig übertrieben daherargumentiert, weil ich es derzeit auch gerne mal knirschen lasse, damit überhaupt mal einer was merkt. Aber die Entdeckung des Benutzers steht in der Linuxgemeinde noch aus. Na ja, ist ja auch erst das 21. Jahrhundert.

Aber es gab natürlich auch viele gute Gegenbeispiele und morgen hoffe ich ein oder zwei Beiträge für Chaosradio Express zu produzieren. Thema wird noch nicht verraten, aber ich denke, es könnte ganz interessant werden.

7 Gedanken zu „Linuxtag 2006

  1. Um das im Trackback erwähnte, kurz gefasste (vgl. Artikel) „Müll“ etwas näher zu erläutern: Ich stand zufällig neben dir, als du dich am OpenOffice.org-Stand über einen fehlenden nativen Port für OS X beschwert hast. Es gibt zwar einen für X11 auf dem Mac, aber keinen wirklich „nativen“ Aqua/Cocoa-Port; sieht man von NeoOffice mal ab, das aber auf OO.o 1.x basiert. Alles scheiße, da geb‘ ich dir recht. Ich warte auch seit Jahren auf den nativen Port von KDE auf Windows, um diese Dosen endlich mal benutzbar zu machen. Das darf aber nicht dazu verleiten, sich am Messestand wie ein Pavian aufzuführen.

    Du hast den OO.o-lern erzählt, OpenOffice auf dem Mac hätte Perspektive weil es ja massenweise User gäbe, die nicht auf MS Office beschränkt sein wollen, und dass sie sogar bereit wären, Geld dafür auszugeben. Das mag ja alles sein, ich kann das nicht beurteilen. Und von den Problemen, die auftreten würden, wenn OO.o auf dem Mac was kosten würde und sonst nirgends und dass ein Kopierschutz entwickelt werden müsste und Gott weiß was alles möchte ich jetzt gar nicht reden. Aber dann die Entwickler wegen dem schleppenden Fortschreiten des Ports blöd anzumachen und sie sollen sich doch endlich mal um die Mac-User kümmern, die mit dem jetzigen Port nicht leben können, weil das Menü im Fenster und nicht am Bildschirmrand ist und weil „Mac-User die einzigen sind, die auf Usability Wert legen“, das ist ein bisschen dreist. Auch wenn Sun dahinter steckt, OO.o ist immer noch ein Community-Projekt. Wenn du etwas getan haben willst, bezahle jemanden dafür (und zwar nicht nur mit Einnahmequellen-Versprechungen) oder mach‘ es selbst. Wenn du dafür keine Zeit hast, musst du damit leben. Ich könnte auch aus Gründen wie deinen an den Ständen von Drupal, der DZUG oder Debian auf und ab hüpfen. Das führt aber zu nichts, außer dass die Leute frustriert werden weil ihre Arbeit nicht geschätzt wird und die User immer nur motzen. Der Ton macht die Musik. Nicht „ich will aber“, sondern eher „Jungs, wie könnte man“.

    Was die Portsperren anbetrifft: Hab‘ ich weder dieses noch letztes Jahr miterlebt, einfach weil ich auf dem LinuxTag mit Gesprächen und Vorträgen ausgelastet bin und eh von dort aus nicht ins Netz muss. Aber ich werf‘ jetzt einfach mal das Zauberwort „VPN“ in die Runde, einfach weil ich einem fremden Netz sowieso nicht weiter traue als ich mein WLAN-Kabel sehen kann. Und dann interessieren mich auch Portsperren herzlich wenig.

    Nochmal zum Thema „Nutzeragnostizismus“: Die Entwickler hören sicher auf User, aber nicht auf Ärsche. Und aus meiner (ich bilde mir ein, relativ neutralen) Sicht hast du dich eher als letzterer dargestellt. Das war vielleicht dieses „ein wenig übertrieben daherargumentiert, weil ich es derzeit auch gerne mal knirschen lasse“ (warum eigentlich gerade „derzeit“?), aber es hat weder der Sache noch dem Ansehen deiner Person etwas genützt. Nix für ungut, ich hab echt Respekt davor, was du alles an Projekten laufen hast, wo du überall bist und wie du die Zeit für all das auftreiben kannst. Die ganze Chaosradio-Entwicklung im letzten Jahr ist einfach klasse, und vielen Dank dafür, dass man bei dir immer wieder interessante Dinge findet. Aber du solltest dabei persönlich ein bisschen auf dem Teppich bleiben.

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