It’s the Internet, stupid

Da erzählt mir der Live-Stream vom Inforadio (immer noch RealAudio, ihr Penner), dass ich die Live-Reportage des Spiels Deutschland vs. Poland nicht hören darf, weil die FIFA-Regularien das nur innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland erlauben. Als ob irgendein Kroate ernsthaft an einem deutschen Kommentar eines deutschen Spiels interessiert wäre. Und ausgerechnet jetzt ist mein OpenVPN-Server down.

Ein bischen Stocherei fördert dann zutage, dass es allerdings nicht der Streaming-Server ist, der die Lokalisierung der IP-Adresse betreibt, sondern der Webserver, der dann einen anderen Link für den Stream liefert. Na tolle Wurst. Da habt ihr ja mal gut nachgedacht. Mir soll’s recht sein: schnell mal mit nem Browser via SSH auf die Seite und schon geht der Stream auch nach Zagreb.

So eine Radioreportage ist schon eine tolle Sache. Auf jeden Fall unterhaltsamer als ein kroatischer Fernsehkommentar. Außerdem wird ja im Radio deutlich bildhafter gesprochen, was dem Fernsehen auch mal gut tun könnte. Das einzige Problem ist, dass der Ton jetzt dem Bild 10 Sekunden hinterhängt und ich die Aufregung im Ohr immer schon vorher gesehen habe. Ich glaube andersherum wäre es besser, dann könnte ich immer erst dann auf den Bildschirm starren, wenn es spannend wird. Naja. Trotzdem schon recht modernes Setup.

Ich bin ja nach wie vor sehr optimistisch, was Podcasting betrifft. Aber bei der WM zählt echt nur Echtzeit.

Update: Wie geil. Dank der Berliner Heimmannschaft habe ich jetzt auch noch deutsches Fernsehen live via privaten QuickTime-Stream – mit 30 Sekunden Verzögerung. Vorne Laptop, hinten Fernseher. Living the future. Und so sieht das aus.

Kaffee und Pizza

Ich versuche mir eigentlich immer kein Bild zu machen, bevor ich irgendwo das erste Mal aufschlage. So bin ich immer überrascht. Doch das ist natürlich auch ein wenig in die Tasche gelogen: man hat immer Erwartungshaltungen, mindestens unbewußte. Das ist auch gut so, denn so ist noch mehr Überraschungspotential vorhanden.

Kroatien nimmt man als gemeiner Westeuropäer wohl primär als Teil des ehemaligen Jugoslawien wahr und schon damit konnte man seinerzeit eigentlich wenig anfangen (wenn man noch nicht dort gewesen ist, vielleicht aber auch dann nicht, who knows). Dem Balkan fühlt man sich hier übrigens auch nicht zugehörig, auch wenn die Wikipedia das etwas differenzierter sieht. Als Wessi hatte ich schon immer eine Wissenslücke, was alles Slawische angeht.

Kommen wir zur Überraschung, die sich schon anbahnte als mir vor Ort klar wurde, dass sich Kroatien von den anderen Teilrepubliken vor allem durch seine katholische Prägung unterscheidet. Damit rutscht das Land schon spürbar in Richtung Italien, doch wie groß die kulturelle Nähe tatsächlich ist, wurde mir gerade eben im Pizzaladen und kurz danach an der Kaffeemaschine des Mama klar. Die Pizza war definitiv verdammt nah an der Referenzpizza, die vor vielen Jahren mal in Rom zu mir nahm und fortan die Unterlegenheit der deutschen Küche manifestierte. Nun, ich übertreibe ein wenig, aber mit der Straßenpizza nördlich der Alpen hatte das wenig zu tun.

Die Vorstellung von Kaffee entspricht auch nahezu der italienischen Lehre. Klein, schwarz, stark. Und interessanterweise produziert sogar die Kaffeemaschine einen durchaus schmackhaften Capuccino. Tolle Sache. Noch sehr viel interessanter fand ich allerdings die Tatsache, dass die Maschine mit mir auf deutsch kommuniziert, ohne von mir dazu verdonnert worden zu sein. Das Verhältnis Kroatiens zu Deutschland ist übrigens auch ein sehr spezielles.

Aber dazu vielleicht später mehr. Jetzt ist erstmal Spiel kucken angesagt.

Fussball in Kroatien

Heute abend werde ich die Freude haben, das Spiel Kroatien vs. Brasilien in der kroatischen Hauptstadt mitzuverfolgen. Dass das Spiel ansteht lässt sich schon an der deutlich gestiegenen Quote rot-weiß gescheckter Trikots erkennen, die durch die Stadt laufen.

Im Fernsehen dementsprechend auch spürbar mehr Interview-Berichterstattung, die interessanterweise nahezu ausschliesslich von hübschen Blondinen durchgeführt werden. Der typisch-deutsche zugeknöpfte und beschlipste männliche Oberlehrer-Moderator scheint hier kein populäres Modell zu sein. Ich habe natürlich keine Ahnung, was dort tatsächlich gesagt wird, aber hübsch anzuschauen ist es allemal. Darum geht es dabei wohl auch im wesentlichen.

Mama und Pula

Wie schon erwähnt, bin ich gerade auf Einladung des Multimedia Institut in Zagreb. Hinter dem sperrigen Namen steht eine durchaus chaoskompatible Organisation, die in mitten in der Stadt einen öffentlichen Ort betreibt, der gemeinhin schlicht als „Mama“ bekannt ist. Dahinter steht eine Kombination aus Büro, Internet-Café und Präsentationsaum, die für alle offen steht. Die Website ist derzeit leider fast ausschliesslich in kroatisch.

Die Internetnutzung wird auf Stundenbasis abgerechnet, was sich kaum anders machen lässt, da die Kosten für einen Internetzugang in Kroatien ziemlich hoch sind. Mir wurde hier freundlicherweise Zugang via WLAN eingerichtet, so dass ich hier wie gewohnt flat am Datenmeer nippen darf. Speed ist okay, Ports sind alle offen.

Gestern war ich in Pula und habe dort eine ähnliche Truppe besucht, die sich Montaparadiso Collective nennt, die dort unter dem Namen „Hacklab“ einen ähnlichen Ort wie das Hacklab betreibt und für den September eine Neuauflage des vor zwei Jahren schon mal durchgeführten Transhackmeetings plant. Umfang ist unklar, aber man wünscht sich eine europüärische Beteiligung von mehr als 100 Leuten. Mit der Ankündigung sind sie (auch sehr chaoskompatibel) noch ein wenig hinterher, aber das wird wohl bald kommen.

Die Location steht auch noch nicht fest, aber es gibt hier umheimliche Resourcen. Da ihm Hafenbereich in den letzten Jahren das Militär einen Standort nach dem anderen aufgegeben hat, ist dort jetzt eine Geisterstadt, die leider mangels Wachschutz schon Opfer marodierender Jugendlicher geworden ist. Trotzdem ist dort noch vieles gut nutzbar und es ist denkbar, dass die Jungs dort einen dieser Orte auswählen, um das Event stattfinden zu lassen.

EFF Podcast

Die Electronic Frontier Foundation hat jetzt auch einen Podcast namens EFF Line Noise gestartet und sie setzen ihn sehr sinnvoll ein: in kurzen Interviews werden knapp aber einleuchtend aktuelle Aktivitäten und Gesetzesvorhaben erläutert.

Der Podcast ist auf der Website selbst kaum zu entdecken, aber eer ist bei iTunes geführt. Hier ist der Link für den Podcast in MP3 und für die besonderen Weltverbesserer in OGG Vorbis.

Zagreb

Heute bin ich in Zagreb angekommen. Ich werde hier eine Woche verbringen und am Donnerstag im mama (dazu später mehr) einen Vortrag über den Club und das unvermeidliche Blinkenlights halten. Bis dahin werde ich die Zeit nutzen, mal in Ruhe ein paar Dinge fertig zu machen und mich mit der kroatischen Kultur und Gesellschaft vertraut zu machen. Es ist nämlich meine erste Reise in dieses Land.

Der Unterschied zum fußballverrückten Berlin ist offensichtlich. Auf einmal gibt es keine johlenden Massen mehr und auch Großbildschirme sucht man in der Hauptstadt vergeblich. Mir wurde die Einschätzung geliefert, das würde schon kommen, wenn es die kroatische Mannschaft ins Achtelfinale schafft. Ich hoffe, dass sich hier am Dienstag beim Spiel der Kroaten gegen Brasilien zumindest etwas Atmosphäre entwickelt. Das Wetter war in Berlin übrigens auch deutlich besser. Aber das wird schon.

Aber ich kann nicht klagen. Die Jungs vom Multimedia Institut, die mich eingeladen haben, sind extrem nett und ich habe eine ganze Wohnung für mich alleine inmitten der City. Im MAMA (dazu später mehr) läuft auch immer das aktuelle Spiel und es gibt ungefiltertes Netz als Flatrate über die Luft. Optimale Voraussetzungen also.

Morgen ist aber wohl spielfreier Tag, denn es steht ein Ausflug nach Pula auf der Halbinsel Istrien an.