Auf der kommenden re:publica 08 bin ich als Moderator auf dem Panel Die Zukunft der Social Networks engagiert. Mich würde mal interessieren, was ihr von einer solchen Diskussion erwarten würdet und ob ihr Tips für Gesprächsthemenkarten habt. Bitte kein sinnloses StudiVZ-Bashing sondern nur ernstgemeinte Zuschriften :)
Tag.
Ich weiss nicht ob das ein zu großes Fass ist, was da aufzumachen wäre, aber bei der Zeit, die soziale Netzwerke schon konsumieren und wie dort von den Nutzern mit privaten Daten umgegangen wird, wäre sogar die Ausweitung auf die Zukunft der Gesellschaft zumindest einen kurzen Ausblick wert. Wie werden wir uns in Zukunft verhalten, wenn ich von jedem, den ich mal irgendwo kennengelernt habe, alles mögliche weiss?
Oder wird es garnicht so weit kommen, weil alle Angst kriegen vor Bild-Reportern, die durch die Profile Verunglückter gehen um die Meldungen aufzuhübschen?
In wiefern werden Begriffe wie Freundschaft oder Beziehung verändert oder neu belegt, wenn ich mal eben in der Mittagspause mit ein paar Klicks mit meinem gesamten Freundeskreis „kommunizieren“ kann, ohne auch nur ein Wort zu sagen/schreiben (z.B. Gruschel-Button o.Ä.). Chance oder Gefahr?
Verändert uns so etwas auch in unserem zwischenmenschlichen Umgang von Angesicht zu Angesicht?
Wie weit beeinflussen Soziale Netzwerke unser Leben außerhalb des Webs? Es gibt da ja auch immer Ansetze die Netzwerke Physisch aus dem Web zu holen. Da war doch mal was mit Mobiltelefonen und Bluetooth…
Vielleicht werden die Dinger das Web ja in Zukunft auch mal völlig verlassen.
Hallo,
mir fällt Datenschutzaspekt als erstes ein, und ganz allgemein wie Web-2.0-Anwendungen uns — und insbesondere junge Nutzer — zu einem arglosen Umgang mit den eigenen Daten verführen bzw. uns daran gewöhnen.
Ein aus technischer Seite interessanter Aspekt ist die Möglichkeit, mit Hilfe von entsprechenden APIs (siehe Facebook) Anwendungen auf der Basis bestehender sozialer Netze zu bauen. Und wie weit da der Stand der Nutzung entsprechender Semantic-Web-Technologien (siehe FoaF) ist.
Mmm … Distanz und Interesse. Effektiv schaffen gegenwärtige Netzwerke Distanz, indem sie Überwachung und automatische Auswertung durch Capchas, fehlende APIs etc künstlich schaffe.
Vielleicht werden irgendwann Minority-Report mäßig Stalker mit unguten Absichten ausgemacht. Social Networks schaffen mir endlich ein übersichtliches, gemütliches, rechtlich geordnetes „Internet“, schaffen beim Betreiber aber zugleich unglaublich viel Kontrollmacht.
Durch die zentrale Struktur wird eine Art digitales Panoptikum (tadaaaa, Buzzword) geschaffen. Eine Dezentraliserung würde dieses Problem abschwächen, aber gleichzeitig erwünschte Features beschädigen, bzw. verkomplizieren.
Effektiv blicken wir einer Veränderung des Menschenbildes entgegen – Selbstinszenierung, die es immer gegeben hat und immer geben wird, tritt in einen starken Konflikt mit Privat- und Intimsphäre, deren Qualitäten gegenwärtig Selbstverständlichkeiten scheinen und deren Schutzfunktion unsichtbar scheint.
Sorry für das Gelaber – wahrscheinlich alles Kram, den du dir selbst schon gedacht hast – aber ich war gerade in Stimmung.
PS: Entwertung von Symbolischem Kapital, kritischere Betrachtung von Selbstdarstellungen, jede Menge psychischer Störungen, weil die Funktion „Vergessen“ nicht implementiert ist. Umwertung der Begriffe „Freund“ und „Bekannter“.
Je nach Gestaltung der Löschungs, Verlust und Vergessens-Strukturen werden Biographische Brüche vielleicht sichtbarer und selbstverständlicher, oder aber sie werden zu Markeln, die es um jeden Preis zu verbergen gilt. Wie stellen sich Schwangerschaften und eigene Ableben, bzw, das von Freunden in Social Networks da – wie äußern sich Religiösität und politische Überzeugungen, bzw. deren Veränderungen (die eigentlich immer starke umorganisationen des Beziehungsgeflechts nach sich ziehen).
Werden diese Social Networks irgendwo/irgendwie relevant?
Kann man damit (überhaupt) Demokratie machen?
Weitere spannende Fragen sind ja:
* Wem gehören eigentlich die Daten, die ich dort reinstelle und warum?
* Brauchen Daten ein Verfallsdatum?
Tim, machssu beim Musical auch mit? :-)
Ich würde mich fragen ob diese Systeme Zukunft haben, wenn die Nutzer NICHT eine Möglichkeit dazu erhalten alles was sie wollen zu löschen. Also mal unabhängig davon das ja sowieso schon jeder andere beliebig alles gespeichert haben kann in der Zwischenzeit. Oft ist es ja nicht mal mehr möglich bestimmten Einfluss auf Accounts zu nehmen auch wenn man das jetzt möchte. Auch weil dann ja immer noch alle Treffer von vielleicht seit langem falschen Profilen angezeigt bekommen. Daten können ja aus unzähligen Gründen unaktuell/falsch werden.
Das schon genannte Verfallsdatum wäre eine spannende Sache. Da Datenspeicher immer größer werden, wird sicher nicht eine begrenzte Möglichkeit zum Speichern das Datensammeln eindämmen, sondern nur gezieltes Vorgehen/andere Hindernisse.
Was passiert irgendwann mit Leuten die in keinem Social Network zu finden sind? Wenn es mal stark verbreitet ist immer zuerst in einem solchen zu suchen? Wird einem diese Nichtauffindbarkeit/das Fehlen von Daten dann auch negativ angerechnet, wie das Vorhandensein „schlechter“ Daten?
Werden die Menschen noch lernen zu verstehen, dass Daten falsch sein können? Oder geht das blinde Vertrauen weiter und es passiert einfach nur noch mehr Scheiße als bisher?
Eine Auseinandersetzung/Beschäftigung damit, inwieweit Organisationen wie Geheimdienste jetzt schon Nutzen aus Social Networking ziehen, könnte auch spannend sein.
http://www.heise.de/newsticker/Social-Networking-weckt-Neugierde-der-Geheimdienste–/meldung/74104
Ob SN irgendwann so aufgebaut sein werden wie echte Freundeskreise. Eine Spaltung in viele kleinere, private Gruppen innerhalb eines Dienstes. So das nicht mehr alles pauschal für jeden anderen Nutzer offen ist. Quasi so eine Abbildung des echten Lebens ins Netz hinein. Und ob sie dann überhaupt noch Sinn machen, wenn der einzige Unterschied der ist, dass sie eben online sind. Pure Kommunikation über Distanzen ging ja schon immer, möglicherweise viel besser als so.
Kann man einer einzigen Firma mit all diesen Daten vertrauen, oder sollte sowas eher wenn schon eine reine Community Lösung werden, wie Linux/Wiki und Konsorten. Nur so kann ja auch verhindert werden das mit allem Schluss ist, würde eine solche Firma mal pleite gehen. Und das Verkaufen der Daten/Dienste ist natürlich immer noch so eine Sache, eventuell landen die Daten mal in den Händen einer Gruppe, der man die Daten nie gegeben hätte, hätte diese den Dienst von Anfang an besessen.
Wird das Zeug überhaupt noch jemanden interessieren in einigen Jahren? Vor 8 Jahren waren Webforen total angesagt, dort gab es richtig Action, heute herrscht dort fast überall gähnende Leere, die Masse der User ist weitergezogen zu eigenen Blogs und ähnlichen, neueren Dingen. Inwiefern handelt es sich dabei auch um eine Art von Modeerscheinung.
Bieten SNs vielleicht sogar neue Chancen für Datenschutz und Privatsphäre und Co., wenn Leuten durch Pannen bei diesen Diensten diese Problematik viel stärker ins Bewusstsein gerückt werden wird als es bisher der Fall war?
Ich hoffe das wenigstens irgendwas brauchbares dabei war.
Können dezentrale Soziale Netze funktionieren?
Also dezentrale Datenhaltung in einer lokalen Instanz, die dann öffentliche Updates an die bekannten Dienste (flickr, twitter), und private nur an „befreundete“ Instanzen verteilt?
Beispiel: NoseRub. (Obwohl das AFAIK im
moment lediglich als Aggregator meiner Aktivitäten in anderen Netzen
funktioniert)
Alle Möglichkeiten zu haben schafft Beliebigkeit, interessant fände ich Begrenzungen:
* regionale Einschränkung (Momentan technisch nicht realisierbar, Location Based Service könnte scharfe Grenzen ziehen)
* Definiertes Verfallsdatum, „verblassende Information“ (schon genannt, das digitale Vergessen ist vielleicht *das* Thema)
* Einschränkungen im Volumen (Twitter ist ohne 140 Zeichen Limit nicht Twitter)
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Weiter
* Wie *löst* man Verbindungen, die im realen Leben einfach einschlafen?
* gibt es schichtspezifische Ausgrenzungsmechanismen? Wer nutzt heute Mobiles, wer SNs, wer geht in die Kneipe?
Für mich kann eine Zukunft der Social Networks nur dezentral sein. Es sollte sich eher in Richtung Darknet und Web-of-Trust entwickeln. Auf jeden Fall möchte ich, dass nur meine „Freunde“ sehen, wer meine „Freunde“ sind.
Dürfen soziale Netzwerke an Instanzen gebunden sein, die Geld verdienen wollen?
Ruhig mal ein bisschen auf dem Begriff soziales Netzwerk rumreiten und ernsthaft auseinander nehmen warum dass mehr ist als ein Geschäftsmodell und warum man sich immer noch vollständig entblößt hat auch wenn der Trend irgendwann vorbei sein sollte.
…und warum sind Geeks so anfällig für diese Dinger? Wieso wird man als Hacker komisch angeguckt, wenn man sagt, dass man in keinem einzigen Social Network ist und warum stößt man auf Aggression und Ignoranz wenn man anfängt nicht nur die Plattform sondern auch ihre Nutzer zu kritisieren?
SN als etwas, wo man in Echtzeit für oder gegen etwas sein kann (z.B. Abstimmung/Demonstration).
open vs. closed SN (es gibt Dinge, die man nur seinen Freunden zeigen will!
Also ich kann svens Kommentar nur zustimmen. Die Folgen für unsere Gesellschaft (werden nicht) sondern sind in der Tat schon drastisch. Ich selbst bin Student an der FH in Erfurt und beschäftige mich mittlerweile Gewerblich u.A. mit dieser Thematik. Eigentlich bin ich Systementwickler doch wenn ich sehe wie viel Arbeit ich mit der Einrichtung meiner gemischten GNU/Linux & Unix-Infrastruktur, Groupware Server, ERM, CRM und Entwicklungsumgebungen sowieeinem duzend Clients hatte und dann all diese M$ Windoof daddelnden, in sVZ, facebook und WeißDerGeierWo „abhängenden“ sehe, dann prallen jedes mal wieder Welten aufeinander. Das schlimme daran ist zweifellos – und damit möchte ich zum Punkt kommen – dass Bildungsgrad und Umfeld nicht mehr die bestimmenden Faktoren sind. Die Menschen sind meist nicht erfahren genug im umgang mit diesen Technologien oder haben schlichtweg keine Lust sich mit der Thematik (und damit auch der Gefahr) zu beschäftigen.