FrOSCon: Sonstiges

Ich bleibe meiner Tradition treu, von jeder Veranstaltung von der Keynote zu berichten und danach nicht mehr in die Laune zu kommen, auch den Rest zu bloggen. Man kommt danach einfach zu schnell in den Flow und kümmert sich eher ums Soziale. Und jetzt ist auch schon vorbei.

Die Atmosphäre hier war wirklich gut. Die Veranstalter hatten sich zwar noch etwas mehr Teilnehmer erhofft, aber für eine Erstveranstaltung finde ich die ca. 300 Leute hier schon ein gutes Ergebnis. Die Stimmung unter den Leuten ist prima und beim kollektiven Fussballkucken, Würstchenvernichten und Biertrinken gab es viele angeregte Gespräche zum nächsten Congress. Ich habe einiges interessantes Feedback bekommen und es wurden ein paar gute Ideen entwickelt.

Also: gut gemacht. Es ist schön zu sehen, wie im Chaosumfeld zunehmend gute Veranstaltungen entstehen und damit die Regionen und auch die Themenfelder bereichern.

FrOSCon: Keynote

Die FrOSCon ist eine international angelegte Veranstaltung, auch wenn ich meine Zweifel habe, dass hier wirklich ein internationales Publikum zusammengekommen ist. Bei der Eröffnung hat sich keiner gemeldet, als gefragt wurde, ob jemand nicht deutsch spricht. Aber vielleicht ist deutsch ja auch auf dem Weg, eine populäre Sprache in Europa zu werden (I don’t believe it). Ich blogge hier auf jeden Fall auf deutsch über die Veranstaltung.

Die Keynote ist also auf englisch, gehalten von Martin Michlmayr und es geht um Software-Qualität. Interessantes Futter für das kommende Chaosradio am nächsten Mittwoch, wo es auch Projektmanagement von Software-Entwicklung geht.

Die erste Viertelstunde hält sich weitgehend mit allgemeinen Betrachtungen und Analysen von Quality Assurance auf. Unter anderem gab es die Feststellung: „Some people do care about good user interfaces“. Pfiffig! Count me in. Dass man das noch erwähnen muss?

Martin führt weiter aus, dass zwar auf SourceForge ca. 1.000.000 Entwickler und 100.000 Projekte registriert sind, aber nur die wenigsten tatsächlich Aktivität und qualitative hochwertige Ergebnisse liefern.

Am Ende bin ich ein wenig enttäuscht, denn obwohl das Thema interessant ist, wird mir nicht so ganz klar, welche Punkte Martin nun tatsächlich herausstellen möchte und welche Schlussfolgerungen und Empfehlungen er selbst hat, um die Qualität zu verbessern. Der Vortrag erscheint mir mehr eine Aufstellung der Gesamtumstände und ich merke, wie wichtig Slides sind. Seine Slides sind die üblichen, überladenen Slides mit bis zu 15 Zeilen Text, die nicht klar machen, welchen Beitrag sie zum Vortrag leisten sollen. Ein Punkt wie „Security Updates“ unter „Quality Issues“ sagt mir nichts: tragen die Security Updates dazu bei, die Qualität zu erhöhen? Oder sind sie selbst ein Problem? Seufz.

Am Ende aber dann doch noch ein paar Empfehlungen: erstelle Dokumentation für Entwickler, erstelle Test Suites, benutze Versionskontrolle. Und mann solle Wege finden, Qualität zu messen, zu verbessern, zu automatisieren und seine Praktiken zu dokumentieren.

FrOSCon

Ich nach einer holprigen Nacht im Nachtzug heute morgen auf der FrOSCon aufgeschlagen. Auf den ersten Blick wirkt alles wohlorganisiert und wohlgelaunt. Internet gibt es auch. Ich bin gespannt.

Sachen packen

Nachdem ich heute meinen Vortrag über CCC und Blinkenlights gehalten habe werde ich heute nacht meine Sachen packen und morgen früh in die Heimat zurückdüsen. Wird auch langsam wieder Zeit für mehr Fußballwahnsinn. Hier ist es mir in der Beziehung echt zu zurückhaltend.

Die Bilanz ist erfreulich. Um den mama net.culture club herum gibt es eine interessante, technisch begabte und überaus freundliche Szene und die Communiaty-Arbeit, die hier mit dem mama geleistet wird ist echt vorbildlich. Ich habe das heute auch noch in einem Interview mit Tomislav Medek (aka Tom) vom Mutlimedia Institute hübsch zusammengefasst bekommen. Ich werde den Podcast sobald wie möglich auf Chaosradio International posten.

It’s the Internet, stupid

Da erzählt mir der Live-Stream vom Inforadio (immer noch RealAudio, ihr Penner), dass ich die Live-Reportage des Spiels Deutschland vs. Poland nicht hören darf, weil die FIFA-Regularien das nur innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland erlauben. Als ob irgendein Kroate ernsthaft an einem deutschen Kommentar eines deutschen Spiels interessiert wäre. Und ausgerechnet jetzt ist mein OpenVPN-Server down.

Ein bischen Stocherei fördert dann zutage, dass es allerdings nicht der Streaming-Server ist, der die Lokalisierung der IP-Adresse betreibt, sondern der Webserver, der dann einen anderen Link für den Stream liefert. Na tolle Wurst. Da habt ihr ja mal gut nachgedacht. Mir soll’s recht sein: schnell mal mit nem Browser via SSH auf die Seite und schon geht der Stream auch nach Zagreb.

So eine Radioreportage ist schon eine tolle Sache. Auf jeden Fall unterhaltsamer als ein kroatischer Fernsehkommentar. Außerdem wird ja im Radio deutlich bildhafter gesprochen, was dem Fernsehen auch mal gut tun könnte. Das einzige Problem ist, dass der Ton jetzt dem Bild 10 Sekunden hinterhängt und ich die Aufregung im Ohr immer schon vorher gesehen habe. Ich glaube andersherum wäre es besser, dann könnte ich immer erst dann auf den Bildschirm starren, wenn es spannend wird. Naja. Trotzdem schon recht modernes Setup.

Ich bin ja nach wie vor sehr optimistisch, was Podcasting betrifft. Aber bei der WM zählt echt nur Echtzeit.

Update: Wie geil. Dank der Berliner Heimmannschaft habe ich jetzt auch noch deutsches Fernsehen live via privaten QuickTime-Stream – mit 30 Sekunden Verzögerung. Vorne Laptop, hinten Fernseher. Living the future. Und so sieht das aus.

Kaffee und Pizza

Ich versuche mir eigentlich immer kein Bild zu machen, bevor ich irgendwo das erste Mal aufschlage. So bin ich immer überrascht. Doch das ist natürlich auch ein wenig in die Tasche gelogen: man hat immer Erwartungshaltungen, mindestens unbewußte. Das ist auch gut so, denn so ist noch mehr Überraschungspotential vorhanden.

Kroatien nimmt man als gemeiner Westeuropäer wohl primär als Teil des ehemaligen Jugoslawien wahr und schon damit konnte man seinerzeit eigentlich wenig anfangen (wenn man noch nicht dort gewesen ist, vielleicht aber auch dann nicht, who knows). Dem Balkan fühlt man sich hier übrigens auch nicht zugehörig, auch wenn die Wikipedia das etwas differenzierter sieht. Als Wessi hatte ich schon immer eine Wissenslücke, was alles Slawische angeht.

Kommen wir zur Überraschung, die sich schon anbahnte als mir vor Ort klar wurde, dass sich Kroatien von den anderen Teilrepubliken vor allem durch seine katholische Prägung unterscheidet. Damit rutscht das Land schon spürbar in Richtung Italien, doch wie groß die kulturelle Nähe tatsächlich ist, wurde mir gerade eben im Pizzaladen und kurz danach an der Kaffeemaschine des Mama klar. Die Pizza war definitiv verdammt nah an der Referenzpizza, die vor vielen Jahren mal in Rom zu mir nahm und fortan die Unterlegenheit der deutschen Küche manifestierte. Nun, ich übertreibe ein wenig, aber mit der Straßenpizza nördlich der Alpen hatte das wenig zu tun.

Die Vorstellung von Kaffee entspricht auch nahezu der italienischen Lehre. Klein, schwarz, stark. Und interessanterweise produziert sogar die Kaffeemaschine einen durchaus schmackhaften Capuccino. Tolle Sache. Noch sehr viel interessanter fand ich allerdings die Tatsache, dass die Maschine mit mir auf deutsch kommuniziert, ohne von mir dazu verdonnert worden zu sein. Das Verhältnis Kroatiens zu Deutschland ist übrigens auch ein sehr spezielles.

Aber dazu vielleicht später mehr. Jetzt ist erstmal Spiel kucken angesagt.