Computer Club 2 findet Wahlcomputer toll

Die Altherrenriege vom ehemaligen WDR Computerclub betreibt ja seit einiger Zeit einen Podcast namens CC2, wo ja erst mal nichts gegen einzuwenden ist. Die nächste Ausgabe Nr. 16 steht für den nächsten Montag an und das Thema sind Wahlcomputer.

Auf der Website gibt es dazu eine Ankündigung. Diese URL wird sicherlich bald ihren Inhalt ändern (Permalinks anybody?), daher quote ich das Ding hier mal in voller Länge – mit Anmerkungen.

Der Wahlcomputer von Nedap in der Kritik

Alle Welt regt sich im Moment auf, dass die Wahlcomputer so unsicher sein sollen. Man impliziert, dass eine Wahl mit Wahlcomputern ähnlich ist, wie eine Wahl in Südamerika. Ich habe da meine eigenen Erfahrungen machen können. Seit langer,langer Zeit gehöre ich zu den Wahlhelfern in Köln und habe auch mindestens schon 5 Wahlen mit Wahlcomputern durchgeführt. Ich habe mir schon meine Gedanken gemacht, ob das alles rechtens ist, was da abläuft. Die Wahlcomputer von Nedap machen in der Tat den Eindruck, als habe ein Freak einen C64 auseinandergenommen und ihn zu einem Wahlcomputer zusammengeschraubt. Das sah alles sehr primitiv aus und vermittelte wenig Vertrauen.

Hui. Alle Welt regt sich auf, weil Wahlcomputer so unsicher sein sollen? Ich denke, das Paper des Hacks spricht da eine deutliche Sprache und es impliziert eher, dass unsere Wahlen bald so ablaufen wie in _Nord_amerika.

Die Herren Wolfgang und Wolfgang haben also schon fünf Mal mitgewählt und bisher noch keine Zweifel aufkommen lassen, obwohl die Systeme auf einmal „wenig Vertrauen vermitteln“? Das dürfte ja schon einige Jahre umfassen.

Ich komme ins Grübeln und lese weiter:

Mein Vertrauen wurde auch sehr gestört, als ich in dem niederländischen Artikel erfuhr, dass man dort 100 Schlüssel bestellt hat, die auf alle Wahlcomputer passten. Ich muss das erklären:

Ein Wahllokal ist dann funktionsfähig, wenn mindestens 3 Wahlhelfer im Lokal zugegen sind. Bei den Wahlmaschinen sind zwei Schlüssel zu vergeben, ein roter und ein weißer. In der Regel ist das der Vorsitzende und der 2. Vorsitzende oder der Schriftführer, die die Schlüsselgewalt bekommen. Aber wenn der Schlüssel wirklich so „allerwelt“ ist, dass man 100 passende Schlüssel nachbestellen kann, dann ist das schon ein Skandal. Es scheint aber so zu sein.

Ja, was für ein Skandal. Noch viel größer ist allerdings der Skandal, dass dieses hier beschriebene heilige Schlüsselkontrollsystem eh nur blanke Theorie ist. In Cottbus durften wir das live beobachten: nicht mal der Wahlvorstand machte auch nur im Ansatz den Eindruck, als könnte er mit Schlüsseln und System im Ansatz umgehen. Das tolle Schlüsselpaar wurde da auch nach Belieben rumliegen gelassen und wurde mitnichten immer separat gehandhabt. Von einem sicheren Handling ist man da weit entfernt. Aber das sind sicher ja nur „isolierte Prozedurfehler“ – doch wurde ja gerade mit diesen Prozeduren im Vorfeld der Wahl immer so geprotzt.

Allerdings ist der Schlüsseltango in Anbetracht der primitiven Sicherheit der Schlüssel eh egal. Das Schloss der NEDAP-Kisten kriegt jeder Lockpicking-Anfänger mit wenig Übung binnen Sekunden mit einfachsten Werkzeugen auf – ein Experte braucht sicherlich nur eine Büroklammer.

Ach ja: das Wahllokal samt Wahlcomputer als „funktionsfähig“ zu bezeichnen, wenn drei Wahlhelfer – die von dem eingesetzten System weder Tuten noch Blasen haben – da bekloppt rumsitzen und verlegen die Black Box anlächeln, ist echt ein Witz. Aber über solche Aspekte macht Ihr Euch aber offensichtlich keine Gedanken.

Mit offen stehendem Munde nehmen wir zur Kenntnis:

Es ist klar, dass man jede Wahl manipulieren kann, wenn die richtigen Kräfte zusammenkommen. Wenn die drei notwendigen Personen im Wahllokal zusammenhalten, dann ist die Wahl der Manipulation überlassen.

Das Wählerverzeichnis hat man ja vorliegen und man sieht, wer wählt oder bisher nicht gewählt hat.

Wie gesagt, wenn drei Leute sich zusammentun, dann können sie das Wahlergebnis manipulieren. Man kann unbemerkt -gegen Ende der Wahl – für jemanden wählen, von dem man weiss, dass sie/er nie in das Wahllokal kommt. So ein Zettel ist schnell eingesteckt.

Hammerargument, meine Lieben. Dass hier allerdings so einiges an krimineller Energie benötigt wird, um diese drei – oft frei aus dem Volk rekrutierten Wahlhelfer – zu einer einvernehmlichen Manipulation zu bewegen, scheint wohl keine Rolle bei der Analyse zu spielen. Ein einziges Wahllokal spielt bei einer Auszählung auch meist selten eine große Rolle – es müssen schon mehrere Wahllokale gemeinsam betrügen, wenn hier eine deutliche Änderung herbeigeführt werden soll. Und sollte das Ding mit den Wahlhelfern hier wirklich eine Bedrohung darstellen: wie wäre es mit einer einfachen Verordnung, in der die Wahlhelfer am Tag vorher per Los auf die Wahllokale verteilt werden? Das wäre wahrscheinlich zu einfach.

Ich habe in Diskussionen zum Thema diesen Satz schon häufig gehört: „Manipulieren kann man auch bei einer Papierwahl“. Das mag ja so sein, aber es gibt einen wichtigen Unterschied, den man nicht oft genug hervorheben kann: eine Computerwahl eröffnet ungeahnte Möglichkeiten einer Totalmanipulation, wie sie mit einer Papierwahl schlicht nicht machbar ist – zumindest nicht ohne Repression auf breiter Front, wie sich derzeit wohl nur volldiktatorische Staaten leisten können. Und wenn das heute nicht geht, dann geht es morgen. Die Papierwahl bietet hier als einzige Methode überhaupt die erforderliche Nachvollzieh- und Nachzählbarkeit. Ich erinnere hier gerne noch mal an die letzten Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 in der guten alten DDR. Was da wohl bei rausgekommen wäre, wenn Computer zum Einsatz gekommen wären?

Ich will überhaupt erstmal ein gutes Argument hören, warum wir Wahlcomputer überhaupt brauchen. Ich habe bisher noch keines gehört. Weder ist die Wahl billigerer, noch kann sie auch nur im Ansatz die Ansprüche erfüllen, die das Gesetz vorschreibt. Dass Wahlhelfer früher nach hause gehen können zählt für mich nicht als Argument. Zur Weiterbildung vielleicht noch ein kleiner Link auf meinen ursprünglichen Rant zu diesem Thema: Es gibt kein Problem.

Wir blättern weiter:

Um den Wahlcomputer zu manipulieren gehört mehr dazu. Wenn man alles richtig einhält, dann ist da zwar eine uralte technische Maschine am Werk, die wahrscheinlich auch angreifbar ist, wo die Manipulationen aber bedeutend schwerer sind.

Ach, wirklich? Woher nehmen wir denn diese Weisheit? Der Satz macht irgendwie den Eindruck, als sei die primäre Gefahr, dass sich Wahlhelfer mit dem Schraubenzieher am Stimmenzählmodul zu schaffen machen. Das thematisiert eigentlich niemand: die Hauptgefahr geht von einem Innentäter aus – und der hat die Systeme bereits manipuliert, bevor die Wahlhelferschäfchen den Steigbügel halten.

Die Maßnahmen, die von der Wahlcomputer-Hackergruppe des CCC vorgenommen wurde, sind teils die Tätigkeiten, die ich als kleiner Kassensysteme-Programmierer Ende der achtziger Jahre als Rüstzeug erlernt habe (EPROMs auslesen und neu brennen), teils die Dinge, mit denen sich der unbedarfte Hackernachwuchs heute mit großer Begeisterung widmet (Disassembling, Reengineering, Code Injection). In Rußland findet sich schnell jemand, der seine simplen Basiskenntnisse schnell mal in harte Euro umwandelt. Kein Problem.

Jetzt kommen wir zu den besonderen Erkenntnissen:

Das heisst nicht, dass ich auch Bedenken an der Wahlmaschine habe. Doch in absehbarer Zeit werden wir unsere Wahlen sowieso online absolvieren. Es liegt in der Luft. Wenn ein wichtiger Punkt auf der Leiter erfüllt wird, dann steht da nichts mehr im Wege.

Jetzt kipp ich komplett weg: wir werden also „in absehbarer Zeit … unsere Wahlen sowieso online absolvieren“? Wie kommt ihr denn darauf? Steht das irgendwo geschrieben oder kam das grad im Fernsehen? Meine Leiche wurde da bislang noch nicht überschritten und von daher sehe ich hier noch einen echt langen Weg. Ich habe ja keine Ahnung, woher ihr diese Schlußfolgerung ableitet, aber gesunder Menschenverstand scheint hier nicht im Spiel zu sein. „Es liegt in der Luft“, soso. Ich rieche nur faulen Gestank.

Internetwahlen, das will hier mal deutlich gesagt werden, sind eine Vervielfachung der Bedrohung, die heute von Wahlcomputern ausgeht. Dazu kommt auch: niemand braucht es. Es wäre teuer – unsäglich teuer – und in seiner Komplexität und Nachprüfbarkeit eine Vollkatastrophe. Und jetzt kommt mir nicht mit Estland: die Geheimhaltung der Stimmzählung, die durch die Estnische Wahlsystematik nicht mehr garantiert werden kann – darf nicht angetastet werden. Personalausweis durch den Kartenleser zählen und dann die Opposition wählen? Ich glaube es hackt.

Na dann schauen wir doch mal, was hier jetzt für ein „wichtiger Punkt“ fehlt, der auf der „Leiter“ (wohin führt die?) noch „erfüllt“ werden muss, um die endgültige Glückseligkeit ausrufen zu können:

Es fehlt die Digitale Unterschrift, die so richtig vermasselt wurde von Lobbyisten, die aber in ihrer Dummheit wirklich alles durcheindergebracht haben.

Wäre die digitale Unterschrift ein Teil unserer Persönlichkeit und würde sie im Einwohnermeldeamt registriert, dort, wo mein Personalausweis und Führerschein ausgegeben wird, dann hätten wir schon klare Verhältnisse. Aber warum soll ich meine digitale Identität bei Telekom oder bei HEISE ablegen? Ich möchte den Status gewahrt wissen, den mir ein Amt wie das Einwohnermeldeamt einräumt.

Na hurra. Die digitale Unterschrift. Die Herren möchten also gerne unsere durch das Grundgesetz gesicherte geheime Wahl durch eine ersetzen, in der hinter jeder Stimme steht, wer hier gerade den Machthabern ein Schnippchen schlagen möchte und Tür und Tor für eine Erpessbarkeit des Abstimmverhaltens eröffnet. Na tolle Wurst. Seid Ihr noch bei Trost?

Und vor allem wird mir hier nicht so ganz klar, wo eigentlich der Vorteil dabei liegen soll, dass wir nicht nur auf total unsicheren und problemlos und ganz praktisch manipulierbaren Wahlcomputern sondern auch noch auf einer Myriade von Heim-PCs mit einem virendurchseuchten Windows-Installationen wählen sollen, wo der Wahlerpresser mit gezogener Waffen hinter einem steht. Große Fragezeichen. Vielleicht gibt es aber noch eine Erklärung? Ich sehe keine.

Und: habt ihr schon mal überlegt, was eigentliche „freie Wahl“ bedeutet? Hier hilft nur die Wahlkabine. Sonst ist die Wahl nicht frei. Das Estnische System geht da auch sehr blauäugig ran: man könnte ja immer noch später „von Hand“ wählen. Warum dann also nicht gleich so? Und was, wenn ich daran gehindert werde, nachdem ich meine Stimme bereits online unter Aufsicht abgegeben habe? Ist das dann frei, weil ich „von der Wahl befreit“ werde?

Aber sowas scheint bei Euch kein Thema sein. Es zählt nur Technikerpapperlapapp:

Wäre die digitale Unterschrift nicht so verpönt, weil sie hier gilt und dort nicht, weil sie einfach schlecht verkauft wurde, könnten wir viele Dienste installieren, die sich darauf beziehen. Mit der fehlenden digitalen Unterschrift ist auch das Thema Gesundheitskarte gegessen. Denn hier sollte eigentlich die digitale Unterschrift dazu beitragen, dass wir moderne Datentechnik nutzen können.

Meine lieben Herren vom CC2: ich kenne Euch zwar nicht und bin bereit mich eines besseren belehren zu lassen, aber für mich klingt ihr einfach einfältig, blind technikgläubig und – was noch viel schlimmer ist – chronisch uninformiert. Ich empfehle vor Eurer nächsten Sendung noch mal das Studium der Chaosradio-Sendung zum Wahlcomputer und am besten auch noch gleich die zum Thema Gesundheitskarte. So geht das echt nicht.

Gespannt blicken wir nach vorne auf die tolle sechzehnte Sendung:

In der Sendung ist Gerd Rütten vom Wahlamt der Stadt Köln zu Gast. Köln wählt ja flächendeckend mit diesen Nedap Wahlcomputern. Mal sehen, wie er die Sicherheitslücken bewertet. Da wir eine lange wahlfreie Zeit vor uns haben, kann man ja viel an Änderungen stricken.

Na da bin ich ja mal gespannt, was dabei rauskommen soll. Wir erwarten ja wohl kaum, dass der Herr öffentlich Kompetenz ausstrahlt und zugibt, dass er keine Ahnung von seinen Rechnersystemen hat. Er müsste ja die Computerwahl sofort einstellen, wenn er auch nur einen Funken Verantwortung zu übernehmen bereit wäre. Damit ist aber leider nicht zu rechnen.

Dass unsere Amtsschimmel derzeit zu bekloppt sind, eine Wahl mit ihren eigenen Computern zu fälschen, das mag ich ja noch glauben. Aber dass dies auf ewig so bleiben wird, das bezweifele ich offen und laut. Vor 15 Jahren starrte mich jeder fassungslos an, wenn ich ihn nach seiner E-Mail-Adresse gefragt habe und heute würde mich jeder 12-jährige (zu recht) belächeln, wenn ich keine hätte. Mir kann keiner erzählen, dass die Digitalmafia, die heute schon mit Spam, Botnets, Viren, Malware und anderen „Dienstleistungen“ Millionen scheffelt sich die lukrative Einnahme einer digitalen Machtergreifung auf lange Sicht entgehen lassen wird.

Aber solche Gedanken belasten Euch ja nicht:

Die nächste Wahl ist übrigens erst im Jahre 2009. All die Jahre muss ich jetzt auf die Nebeneinnahme von 30€ als Wahlhelfer verzichten. Mal sehen, ob ich das überstehe.

Ich heule. Aber ihr könnt eh zu hause bleiben, denn ein Wahlhelfer ist heutzutage in Köln sowieso schon komplett überflüssig, da er nichts kontrollieren und schon gar nichts verhindern kann. Aber ich zahle Euch gerne alle vier Jahre 30 Euro, damit ihr Eure scheuklappenbewehrte Technikverliebtheit stattdessen an Eurer elektrischen Eisenbahn austobt. Das ist mir die Demokratie wert.

Also: ich bitte dringend um Reaktivierung aller zerebralen Restfunktionen. Es kann einfach nicht Euer Ernst sein, dass wir uns auf einen Pfad begeben, der ein Problem behebt, was es nicht gibt und uns Probleme schafft, die keiner haben will und dazu noch fundamental unseren Grundrechten widerspricht. Ich bestehe auf einer nachzählbaren Wahl und eine elektronische Wahl ist per Definition entweder nicht nachzählbar oder nicht geheim oder nicht frei. Face it.

Und damit solcher Unfug keine Chance hat fordere ich Euch und alle anderen auf, doch mal hier ein Kreuz zu machen: http://www.ccc.de/petition. Weg mit dem Scheiß. Soviel sollte Euch unsere Freiheit wert sein.

Amen.

Die Wahlen in den USA: Unregelmäßigkeiten sind die Regel

Ich habe schon ein paar Mal darauf hingewiesen, aber es ist nie zuviel: Democracy Now! mit Amy Goodman ist vielleicht die einzige verbliebene investigative Nachrichtensendung in den USA. Man kann die Sendung auch als Podcast (Audio und Video) abonnieren.

Die Sendung vom 31. Oktober 2006 bietet eine Vorschau auf die Wahl zum Senat und zum Repräsentantenhaus in den USA in der nächsten Woche bei der 90% aller Wahlbezirke mit Wahlcomputern „gezählt“ werden.

Der Bericht beginnt ab 12:00 Minuten und dauert ca. 36 Minuten. Kern der Geschichte ist der Versuch die offensichtlichen Auffälligkeiten bei der Auszählung der Stimmen bei der letzten Wahl in Florida nachzuvollziehen. Amy Goodman interviewt Bev Harris, die in ihrem Buch „Black Box Voting“ ihre Erfahrungen zusammenschreibt.

  • Es gab Wahlbezirke, in dem Al Gore eine negative (!!!!) Anzahl Stimmen erhielt.
  • Wahlmaschinen von Diebold telefonieren während der Auszählung nach Hause
  • Die Medien sind nicht bereit, das Thema in die Nachrichten zu bringen
  • In Bezirken, in denen Demokraten das sagen haben, sind Republikaner gegen Wahlcomputer. Sonst ist es umgekehrt.

Dazu kommt das die Wahlverordnungen laufend geändert werden, besonders bezüglich des in den USA erforderlichen Registrationsprozesses, da es keine Einwohnermeldeämter gibt. Teilweise werden drastische In Colorado z.B. ist es unter Strafe (!) verboten, ein Antragsformular des Bundes zu nehmen anstatt das des Staates. In Ohio dürfen freiwillige Registrierungsgruppen, die versuchen, die Registrierung für Wähler abzuwickeln, nicht aktiv werden (ebenso in Florida, wo solche Gruppen schon seit 70 Jahren existieren). In Indiana müssen bestimmte Ausweise vorgelegt werden, obwohl Leute solche nicht haben (Führerscheine) oder teuer erwerben müssen. Viele Listen enthalten schlicht keine korrekten Daten über die Wähler, die dann ihre Wahlzulassung nicht erhalten, weil ihre Namen falsch geschrieben sind. 15 bis 20% aller Wähler werden letztlich abgelehnt. ZWANZIG PROZENT!

Ein weiterer Schwerpunkt ist Ohio, wo offensichtlich 2004 tausende von Stimmen schlicht nicht gezählt wurden. In Stimmbezirken, wo die Demokraten stark sind, wurden 500.000 Wähler von den Listen genommen. In manchen Ländern wurden die Wählerregistrierungen sogar privatisiert, natürlich übernommen von Firmen, die der republikanischen Partei nahestehen.

Ich empfehle das Studium der Transkripte der Sendung:

This place is so fucked.

Kann hier jemand Hebräisch?

Jemand des Hebräischen mächtig? Würde ja gerne mal wissen, was Haaretz so über den CCCB zu berichten weiß: Haaretz: פיראטים עם מיץ תפוחים

Update: Danke an Daniel für folgende Übersetzung. Ein paar Anmerkungen konnte ich mir nicht verkneifen.

Piraten mit Apfelsaft

von Ofri Ilani, Berlin

Der Chaos Computers Club mag vielleicht aussehen wie ein Vergnügungstreffpunkt mit vielen Computern, aber seinen ist es gelungen in das KGB und die NASA einzudringen. Die deutsche Vergangenheit, so behaupten sie, hat ihre Auffassungen geprägt.

Klassisches Pressemißverständnis: der CCC ist nie in den KGB eingedrungen und der NASA-Hack lässt sich so auch nicht korrekt zusammenfassen. Naja. Details.

Zig violette Glühbirnen blinken in der Leitstelle des CCC Vereins, in der Marienstraße im Zentrum von Berlin. An einer Wand ist eine schwarze Piratenflagge ausgebreitet, und an den anderen Wänden hängen Parolen gegen das Establishment zu einer Vielfalt von Themen. In einer Ecke sitzt ein junger Brillenträger mit Spitzbart und trägt mit Begeisterung einem anderen Jugendlichen über den Zusammengang von Nietzsches Philosophie und der „open source“-Ideologie vor. Auf dem Sofa neben ihnen liegt ein Jugendlicher und raucht einen joint, der Laptop aufgeklappt auf dem Fußboden neben ihm. Am Tisch im Zentrum sitzen noch etwa acht Club-Mitglieder, die meisten langhaarig, und tippen konzentriert auf Laptops in verschiedenen Größen, der bläuliche Lichtschein der Bildschirme beleuchtet ihre Gesichter.

Falls es im digitalen Zeitalter etwas Vergleichbares zu den Piratenhöhlen vom damals gibt, so muss man annehmen, daß das aussieht wie die Zentrale des Chaos Computer Clubs — die größte Hacker-Organisation in Deutschland und eine der stärksten in der Welt. Nur an wenigen Orten des Globus befinden sich Hacker an gleicher Stelle, physisch, ideologische Programme ausarbeitend, und eine Flasche Apfelsprudel nach der anderen leerend. Letztlich, handelt es sich trotz allem um geeks; nach zwei Bieren fällt es schwer in den Computer der Zentralbank einzudringen.

Apfelsprudel. Blasphemie! Das ist Club-Mate!

Seit seiner Gründung Anfang der 80’er, durch den digitalen Aktivisten Herwart „Wau“ Holland, sind dem CCC einige der angepriesensten Einbrüche in der Geschichte der deutschen Hacker zuzuschreiben. Im Jahre 1989 sind Club-Mitglieder ins elektronische System der deutschen Post eingedrungen, und haben dem Club 134 Tausend Mark gutgeschrieben–die Summe haben sie der Bank zurückgegeben. In den folgenden Jahren sind sie in die Computer des KGB, der NASA und einiger schwerkräftigen staatlichen Einrichtungen eingedrungen. Beim Congress den der Club jährlich organisiert nehmen über 3000 Hacker, digitale Künstler und Fans der neuen Medien teil.

Wieder dieses KGB-Dingens. Das „elektronische System der deutschen Post“ war natürlich Bildschirmtext und die Gutschrift ging zu Lasten der Hamburger Sparkasse.

„Was die Hacker antreibt, ist letztlich die Herausforderung alle Hindernisse zu überwinden und Dinge zu entdecken“, sagt Christian Christiansen, einer der hochrangigsten und aktivsten des Clubs, der seit über 20 Jahren, seit seinem zehnten Lebensjahr, in ihm mitwirkt. „Das fängt als Spaß an: Jemand entdeckt einen Weg irgendwo einzudringen, und dann prüfen wir ob es einen Grund gibt die Sache zu veröffentlichen, und sie zu Aufklärungszwecken zu verwenden.“

„Der Club ist auch wie eine Familie. Wir unterstützen uns gegenseitig und sitzen beisammen. Rund um die Uhr trifft man hier jemanden an. Eine Zeit lang haben hier sogar einige Leute gewohnt, aber vor einigen Monaten haben wir entschieden das einzustellen. Die Sofas wurden zu eng.“

Die Freiheit des Filesharing.

Aber der CCC ist nicht nur ein gesellschaftlicher Club, sondern hält auch eine äußerst unantastbare Ideologie aufrecht. Auf der Homepage des Clubs (www.ccc.de) definiert er sich als „galaktische Kommune von Lebensformen, die um die Datenfreiheit kämpft.“ Zwei Prinzipien stehen im Mittelpunkt der Ideologie der Organisation: Einerseits der kompromisslose Kampf gegen jede Technologie, die die Privatsphäre der Bürger und ihrer persönlichen Daten bedroht; andererseit der Kampf um die Offenheit und Verfügbarkeit von Daten des öffentlichen Lebens.

In den letzten Jahren bilden zwei Themen die Spitze der Anliegen der Leute des CCC. Das erste ist der Kampf gegen Technologien zum Datenschutz wie DRM, das der Film-, Software- und Musikindustrie dazu dient das Kopieren und Verbreiten geistigen Eigentums zu begrenzen. „Wir meinen, diese Methoden bedrohen die Freiheit im Internet“, sagt Christiansen. „Die Kultur des Austauschens von Daten und Dateien mit anderen, und die eigene Entscheidung wen man mit einbezieht, sind unserer Meinung nach in Gefahr.“

Einige der Club-Mitglieder haben letzten Monat die „Partei der Piraten Deutschlands“ gegründet–eine politische Bewegung die sich die Bewahrung der freien Verbreitung digitaler Daten auf die Fahnen geschrieben hat. Trotzdem bemüht die der CCC mit keiner politische definierten Körperschaft identifiziert zu werden. „Wir haben keine verbindliche politische Linie, aber die meisten hier sind definitiv links-orientiert, und das drückt sich in ihren Aktivitäten aus“, sagt Christiansen. „Das ist ganz anders als in den USA und vielen anderen Orten, wo die Hackerszene eine sehr kommerzielle oder rein vergnügungsmässige Ausrichtung hat.“

Einen noch entschlosseneren Feldzug führt der Präsident des CCC gegen Mittel zur digitalen Überwachung von Personen und gegen kommerzielle oder staatliche Datenbanken. Derzeit im Zentrum des Widerstandes steht der digitale Reisepass: Ein Identifikationsmittel das letztes Jahr in Deutschland eingeführt wurde und kodierte Informationen über seien Inhaber enthält, und überhaupt sein Fingerabdruck ist.

Der Präsident? Wußte gar nicht, dass wir so was haben :)

„Wir versuchen diese Technologien zu überwinden, da sie nicht so sicher sind, wie sie erscheinen, und die persönliche Freiheit und Privatsphäre bedrohen,“ erklärt Christiansen. „Aber technologische Angelegenheiten sind so kompliziert, daß die Leute sie im allgemeinen nicht verstehen und die Gefahren nicht erkennen. Wenn wir eine Gefahr sehen, weisen wir darauf hin. Und da der Club in Deutschland ein Art Markenprestige hat, erregt eine von uns herausgegebene Pressemitteilung im allgemeinen Aufsehen.

Die gesetzlichen Autoritäten, andererseits, sind keineswegs begeistert von einigen der Aktivitäten der Organisation, und Einbrüche die in letzter Zeit durchgeführt wurden führten zu Festnahmen durch die Polizei. „Letztlich das Hauptziel, weswegen der Club gegründet wurde, war, den Mitgliedern eine Art Schutz bereitzustellen“, sagt Christiansen. „Wenn wir mitteilen, daß irgendein Einbruch durch den CCC ausgeübt wurde, schützt das die Person die ihn durchgeführt hat.“

Da muss ich doch mal dazwischen, denn so wurde das sicherlich nicht gesagt, weil es sich so schlicht nicht verhält: Der CCC tritt als Vermittler in der Öffentlichkeit aber auch hinter verschlossenen Türen auf, aber begeht keine Einbrüche! Wenn ein technologisch fortgeschrittener Jugendlicher bei seinen Forschungen so weit vorgestossen ist, dass er feststellen muss, dass er sich mit dem Gesetz oder einen anderen scheinbar unbesiegbaren Gegner angelegt hat, dann hält der Club nicht selten eine schützende Hand über die Person und versucht zu erklären und zu vermitteln.

Während so was mehr als einmal vorgekommen ist ist es nicht der primäre Grund gewesen, warum sich der Club gegründet hat. Die Gründung des _Vereins_ wiederum hatte zahlreiche praktische Erwägungen, die sich schlicht aus dem Vorteil des Vorhandenseins einer kollektiven juristischen Person ableiteten.

Wir haben den Krieg verloren

Christiansen bringt die außergewöhnliche Empfindsamkeit jeder Art von Überwachung und Einschränkung der Privatsphäre mit der besonderen Vergangenheit Deutschlands in Zusammenhang. „In Deutschland gibt es Denkweisen, die man in den anderen Westeuropäischen Ländern nicht sieht, und die dem außenstehenden Beobachter seltsam erscheinen mögen. Eine davon ist die Verteidigung persönlicher Daten, und die Empfindlichkeit gegenüber den Befugnissen von Staat und Polizei. Ohne
Zweifel ist das von der Erinnerung an allmächtige Körperschaften wie die Gestapo beeinflusst und vom Willen eine Wiederholung einer derartigen Unterdrückung zu verhindern.

„Wegen der Nazi-Vergangenheit wurde der Versuch unternommen in Deutschland Gesetze zu verabschieden, die die Regierung daran hindern den Taten ihrer Bürger nachzuspionieren“, erklärt er. „Jetzt aber, gibt es die Neigung, dies zu ignorieren und zu vergessen zu welchem Zweck die Einschränkungen gesetzlich festgelegt wurden. Politiker von fast allen Parteien sind für die Einführung einer Datenbank mit Details der Bürger, welche die Polizei und der Geheimdienst benutzten können. Bis vor Kurzem gab es in Deutschland keine derartige Datenbank.“

Und hier im Club sind viele entsetzt angesichts der Verschlechterung in der Wahrung der Privatsphäre von Surfern und Bürgern, die in den letzten Jahren begann. Im vergangenen jährlichen Congress des Clubs fand eine session unter dem Titel „Wir haben den Krieg verloren“ statt. „Dieser ganze Bereich der Überwachung ist in die Richtung eines totalitären Systems abgerutscht. Wir hatten keinen Erfolg die Öffentlichkeit vor den gegebenen Gefahren der Technologien zur Massenüberwachung zu warnen“, sagt Christiansen. „Seit dem 11. September beobachten wir eine Verschlechterung der Angelegenheiten im Bereich von Überwachungstechnologien, Beschuldigungen und Verboten. Die Verschlechterung kam schnell, im Laufe von 2 Jahren–wir hätten nicht gedacht, daß das so schnell geschehen würde. Sicherheitsargumente gehen heutezutage über alles.

Insgesamt ein guter, ausgewogener Artikel.

Digitalwahl jetzt auch in Hamburg geplant

Das Hamburger KäseAbendblatt berichtet begeistert: Weltpremiere! Hamburg wählt in Zukunft digital und berichtet vom stolzen Innensenator Udo Nagel, der jetzt durchgesetzt hat, dass in Hamburg künftig der Digitale Wahlstift zum Einsatz kommen soll. Noch etwas mehr Hintergründe gibt es hier: hamburg.de: Bürgerschaft und Bezirksversammlungen werden 2008 digital gewählt.

Na dann schauen wir doch mal etwas genauer hin: vor zwei Jahren erst war durch eine Volksabstimmung eine Änderung des Hamburger Wahlrechts herbeigeführt worden, die durch die jüngsten Beschlüsse quasi rückgängig gemacht werden. Ein Artikel auf wahlrecht.de führt die Hintergründe detailliert auf: Hamburg schafft großen Wählereinfluss auf Personenwahl wieder ab.

Die Folge ist ein kompliziertes Wahlsystem, das für die Bürger allerdings kaum noch nachvollziehbar ist und vor allem für Wahlleiter kaum noch zählbar wäre – wenn man denn die traditionelle Wahl mit Papierstimmzettel durchführt. Die Einführung digitaler Zählsystem wie dem „Wahlstift“ erlauben aber ein „Streamlining“ des Wahlprozesses. Hier liegt ein weiteres großes Gefahrenpotential automatisierter Wahlen: sie erlauben die Komplizierung des Auszählprozesses bis der Wähler überhaupt nicht mehr begreift, welche Auswirkungen seine Stimme überhaupt noch hat. Am Ende wird das Wahlergebnis mathematisch optimiert und vom Wählerwillen bleibt nicht viel übrig. Schöne neue Welt.

Dass die „Optimierung des Wahlprozesses“ kein Hirngespinst ist kann man diese Tage in den USA mitverfolgen: hier werden von Wahl zu Wahl die Wahlbezirke neu zugeschnitten, um die Pfründe zu sichern und die Bezirke zwischen rot und blau fest zuzuteilen. Ein Einfluss von Wählerwanderung wird damit weitgehend ausgeschlossen.

Jetzt warte ich ja nur noch auf den ersten Politspinner, der auch den Entzug des Wahlrechts für Verbrecher, Kinderschänder und Freiheitsaktivisten fordert bis nur noch hirngewaschene, uninformierte RTL-Zuschauer mit ihrer Fernbedienung im Teleshop ihre Zustimmung zum Parteiprogramm geben dürfen. Der Wähler wird langsam zur Wahlmaschine.

Ach ja. Und so richtig angeschaut haben wir uns diesen Wahlstift auch noch nicht. Aber ich bin mir sicher, dass die PTB schon geprüft hat, dass bei häufiger Benutzung der Lack nicht abgerieben wird.

20.000 and counting

Offensichtlich befeuert durch einen Bericht über die Wahlcomputer-Diskussion bei tagesschau.de, kletterte die Zahl der Unterzeichner der Anti-Wahlcomputer-Petition überraschend schnell auf über 20.000. Weitere Unterstützung ist nötig. Bitte weitersagen.

Unserer Übersichtsseite zur Petition kann man entnehmen, dass die bislang erfolgreichste Petition gerade mal auf 48151 Stimmen kam (Förderung der beruflichen Weiterbildung/Praktikum). Wer weitere Hintergründe zur Wahlcomputer-Petition oder dem Petitionswesen an sich beizutragen hat ist eingeladen, zu unserer Sammlung beizutragen.

Dass es das Thema sowohl zur Tagesschau als auch heute geschafft hat ist gut und weitere überregionale Presseveröffentlichungen stehen an. Ich möchte Euch aber bitten, vor allem regional aktiv zu werden: wendet Euch an Eure Regional-Tageszeitungen und weist sie auf das Problem mit den Wahlcomputern hin, was vor allem ein Problem für die Gemeinden werden kann.

Unkalkulierbare Kostenanstiege für den Betrieb der Wahlcomputer, rechtliche Auseinandersetzungen über die Zulassung der Geräte in der nahen Zukunft und die grundsätzliche Öffnung des Wahlsystems für Wahlbetrug durch Innentäter sind Themen, für die sich Delegierte auf Gemeindeebene interessieren sollten, wenn sie ihre Wähler wirklich noch ordnungsgemäß vertreten.

Bravo

Und sie bewegt sich doch: die Wirtschaft wacht auf und redet Klartext: in einer Pressemitteilung lehnt der Verband der deutschen Internetwirtschaft eco die Datenherausgabe zur Gefahrenabwehr entschieden ab.

Mit der geforderten Regelung würde insbesondere vor dem Hintergrund der geplanten Vorratsdatenspeicherung der Totalüberwachung der gesamten Bevölkerung auch bei geringsten Verdachtsmomenten Tür und Tor geöffnet.

Harter Tobak. Bitte zu Ende lesen.

Das Telemediengesetz droht eines der nächsten Trojanische Pferde zur Einführung neuer Freiheitsentzugsmassnahmen zu werden. Hintergründe:

Mach’s kurz

Damit man es leicht weitergeben kann gibt es jetzt http://www.ccc.de/petition.

Gna. Zuerst hatte ich ccc.de/petition gepostet, doch das war falsch. Gemerkt habe ich es nicht, weil mein Browser automatisch der URL ein „www.“ vorangestellt hat. Ich habe mich über solche Machenschaften schon vor Jahren aufgeregt und ich finde immer noch, dass es sich hierbei um eine Sicherheitslücke, mindestens jedoch um ein Stolperfalle handelt. Und in die bin ich hineingetapst. Und das in meinem Alter.

Veröffentlicht unter German

More flying

I am a happy traveller this year. Next stop is Aarhus where I join the International Digital Art Festvail this weekend that runs from 23. October to 2. December 2006 in the city.

I am going to give a talk in the context of the „Crime and political aspects in Digital Art“ seminar presenting CCC culture, some general thoughts and of course a little bit of Blinkenlights.

End of November I will be heading to Bangalore to join FOSS.IN – India’s premier conference on free and open source technology – to give two extra presentations, including the closing keynote. FOSS.IN is organized by Atul Chitnis, who will also be a speaker at 23C3. This is my first trip to India at all so there is a lot to learn for me.

Oh yes, and India has voting computers too.