Wo bitte ist die virtuelle Erde?

Angeblich soll Microsoft ja ein ganz tolles Web-Angebot für Landkarten haben, dass unter http://maps.live.com/ firmieren soll. Wenn ich das anklicke werde ich allerdings nur auf eine „Live Local Search“ unter http://intl.local.live.com/ weitergeleitet, wo man nach Eingabe von irgendwas nur ein „We couldn’t find any results“ angezeigt bekommt und „Berlin“ in „Berlin, Connecticut, United States“ übersetzt wird. Strange. Weiss da jemand was dazu?

Piratenkino in Berlin

Das Pirate Cinema Berlin zeigt am nächsten Sonntag den Film „This Film Is Not Yet Rated“ von Kirby Dick. Es handelt sich dabei um eine Dokumentation über die Zensurpraxis der MPAA.

Wann und wo: Sonntag, 4. März 2007 um 20 Uhr in der Tucholskystr 6 im 2. Stock. Eintritt frei.

Das Piratenkino gibt es schon seit letztem August, aber ich habe es bisher noch nicht geschafft, da hinzugehen. Jetzt gibt es mal einen guten Grund, mit der Tradition zu brechen.

Kegelclub Alle Neune

Ich halte ja eigentlich recht viel vom Wikipedia-Projekt (wir hatten da auch mal eine phantastische Chaosradio-Sendung dazu), aber was mir in letzter Zeit so an sinnlosen Löschdiskussionen nach außen dringt muss man sich schon sorgen machen, dass das Projekt zu einem Kegelclub verkommt, in dem nur noch mit deutschen Ordnungswahn und Regelfimmel agiert wird und das eigentlich Ziel aus dem Auge verloren wird.

Aktueller Fall: die Löschdiskussion zum Artikel über Julia Seeliger, die jüngst in den Parteirat der Grünen gewählt wurde. Julia äußert sich selbst in ihrem Blog dazu und traut sich sogar, in der Löschdiskussion Stellung zu nehmen. Das wird ihr natürlich gleich als Selbstdarstellung und was weiss ich ausgelegt. Ein Armutszeugnis für die Wikipedia-Gemeinde, die sich mehr mit Artikelformaten, Schnelllöschungsregeln und anderem bürokratischen Pillepalle aufhält und gerne definiert, was relevant ist und was nicht.

Abgesehen davon ist das auch ein echtes Eigentor für die Wikipedia, denn Julia gehört tatsächlich zu den absoluten Verfechtern freier Software und freien Wissens. Warum löscht denn nicht mal jemand den Eintrag zu unserem Innenminister? Der ist echt irrelevant! Ich persönlich kann überhaupt nicht auch nur im Ansatz verstehen, wie man auch nur auf die Idee kommen kann, einen Artikel zu einer in der Öffentlichkeit breit diskutierten Jung-Politikerin zu löschen. Als ob es sich hier um schädliches Wissen handeln würde. Und das mit der Selbstdarstellung kann man eh vergessen: Ein Wikipedia-Artikel ist nun wahrlich keine Werbeplattform.

In der Tron-Diskussion stand ich einst zu Beginn auf Seiten der Wikipedia. Nach ein wenig Nachdenken und vor allem nachdem ich die Reaktion des Wikipedia-Mobs gesehen habe, habe ich meine Meinung geändert. Wie man dem Artikel ansehen kann, hat die Wikipedia-Gemeinde in der Diskussion leider nichts gelernt.

Mir ist natürlich klar, dass es sich hier um kein wirklich Wikipedia-spezifisches Problem handelt. Das Heise-Forum ist ja auch so ein Ort zweifelhafter Umgangsformen und ich bin aus alten Usenet-Zeiten und gut 15 Jahren Mailinglisten-Erfahrung so einiges gewohnt. Irgendwie ist das alles Teil der Digitalkultur und wir müssen wohl die nötigen Umgangs- und Entscheidungsformen erlernen. Da schließe ich mich nicht aus.

Abgelenkt

Da ich derzeit aus meiner Wohnung ausziehe komme ich zu wenig digitalem. Ich habe aber bereits eine neue Chaosradio Express sendung auf der Platte und auch eine neue Episode für Chaosradio International. Ich werde das posten, sobald ich Zeit habe. Morgen ist erstmal Chaosradio angesagt.

Wo kriegt man Nokia Updates in Berlin?

Hat jemand einen Tip, wo man sich ein Nokia E61 in Berlin kostenlos auf den aktuellen Stand bringen lassen kann? Die Software saugt so dermassen, dass ich mal probieren muss, es durch ein Update zu verbessern.

Wenn man sich so ein Nokia mit Symbian-OS anschaut kriegt wird man das Gefühl nicht los, dass Apple mit dem iPhone bald den Markt übernehmen wird. Es ist wirklich widerlich.

Update: Danke für die vielen Angebote und Tips. Ich habe mir jetzt das Update organisiert (brauchte nur drei Anläufe mit kaputten Nokia-Update-Server, auf Windows nicht starten wollender Update-Software und defektem USB-Kabel) und habe jetzt offiziell ein „3rd Generation“ Series60 Gerät. Auf den ersten Blick der gleiche Scheiss wie vorher aber das WLAN scheint jetzt besser zu laufen.

Brüsselmomente

Ich bin jetzt in Brüssel auf der FOSDEM angekommen und auf den ersten Blick sieht es aus wie vor zwei Jahren, als ich das erste und bislang letzte Mal auf dieser Veranstaltung war. Die FOSDEM ist eine Konferenz von und für Programmierer. Hier geht es ausschließlich um Entwicklung und – wie das F im Namen schon andeutet – um freie Software.

Ich bin nicht besonders gut vorbereitet und habe mir das Programm noch nicht sehr genau angeschaut. Aber es ist voll von TechTalks. Die Qualität variiert, aber das Gute ist, dass hier die Projekte selbst vertreten sind. Unmengen an Codern, Hackern und langen Haaren.

Manches aber nicht alles erinnert an den Congress. Bei der Eröffnugsveranstaltung sehe ich schon zwei Mateflaschen herumstehen, aber verkauft wird nur Bier (dafür aber zehn Sorten). Der Frauenanteil ist ca. um den Faktor 10 bis 20 niedriger als auf dem 23C3. Das WLAN hat in jedem Raum einen eigene Netzwerknamen (SSID) und funktioniert nur in manchen. Im Hauptsaal („Janson“), der die Eröffnungsveranstaltung beherbergt leider noch nicht.

Aber das ist keine Kritik, mehr eine Situationsbeschreibung. Mir imponiert die FOSDEM, weil sie seit vielen Jahren Beständigkeit an den Tag legt, kostenlos für alle Teilnehmer ist und sich nur aus Spenden finanziert. Alles läuft, wie man im Chaos-Slang sagen würde, auf Engelbasis. Die Spenden kommen teilweise auch von Firmen, zumindest hat hier gerade Google einen Stand aufgebaut und ihre Rekrutierungsschergen in Stellung gebracht. Die Google-Jojos erfreuen sich schon vor Veranstaltungsbeginn größter Beliebtheit. Nerds sind manchmal so einfach glücklich zu machen. Und der Gugel weiß das natürlich. Scary.

Brüssel selbst kam mir wieder so kalt und verstört vor wie seit eh und je. Natürlich hilft es nicht, morgens um 6:15 Uhr mit dem Nachtzug aufzuschlagen, aber so eine warme Wohligkeit wollte sich hier für mich noch nie einstellen. Allerdings ist das Gebäck wirklich große Klasse in dieser Stadt und ich hoffe, dass ich es noch zu diesem großartigen Bäcker schaffe, der hier gleich um die Ecke ein paar der weltbesten Teilchen fabriziert. Placemarks auf Anfrage :)

Für die Nacht habe ich mich mal ganz dekadent in einem Hotel eingebucht. Ich bin ganz stolz auf den Buchungsvorgang, weil ich das Hotel diese Mal via Google Earth gefunden habe. Veranstaltungslocation aufgesucht, den Google-Earth-Network-Link von Booking.com eingeschaltet und alle umliegenden Hotels angeklickt, das billigste genommen und mit zwei drei Klicks gleihc gebucht. Schöne neue Welt. Mal sehen, ob die Rezeption auch was von meiner Buchung weiß, wenn ich aufschlage.

Die Veranstaltung habe ich in den frühen Morgenstunden mit Camp-Postern ausgestattet und beim Flyerverteilen komme ich mir schon vor wie ein Kamelle verteilender Narr aus dem schönen Köln. Warum macht das eigentlich nicht gleich der C4? Mal sehen. Zumindest Pylon hatte sich ja angekündigt, der kann dann ja übernehmen :)

Naja. Ein paar Stunden später erreichte mich dann die tolle Nachricht, dass jemand vom FOSDEM-Team alle Camp-Poster „entfernt“ hatte (im Sinne von „abgerissen“). Der Organisator der FOSDEM, den ich vorher explizit um Erlaubnis gebeten hatte und mir diese auch erteilte, wusste nachher von nichts und sah sich auch nicht in der Lage, den Schuldigen zu ermitteln und die Überreste hervorzuzaubern. Immerhin war es ihm peinlich. Ich könnte platzen. Da setzen sie unsere Software ein, um ihre Konferenz zu organisieren, und dann behandeln sie das Camp wie „kommerzielle Veranstaltung“. Und ein paar Meter verteilt der Gugel Kugelschreiber. Ich glaub es hackt.

Mit der Informationsvermittlung innerhalb der Veranstalter-Organisation scheint es nicht so gut gestellt zu sein. Anderen Teilnehmern wurde dann mitgeteilt, es sei ja grundsätzlich nicht erlaubt, Flyer von anderen Veranstaltungen zu verteilen. Allerdings dürfe man sie schon auf seinem Projekttisch ausliegen haben. Verrückte Welt. Jetzt liegen alle Flyer auf dem OpenBSD-Tisch. Ich glaube, hier weiss die linke Hand nicht was die rechte macht.

Echt toll. Da merke ich wieder, was für ein Kleinod der Congress mit seinen wohlorganisierten Chaosengeln doch ist. Meine wirklich gute Laune von vorhin ist jetzt vorübergehend auf dem Tiefpunkt. Wer mich kennt, weiß wohl, was ich jetzt für eine Fresse ziehe. Die will eigentlich keiner sehen. Aber das vergeht. Mir wurde jetzt zugesagt, das Camp in einer Veranstaltungspause zu featuren und ich werde dann wohl auch gleich noch die Camp-Doku hinterherwerfen. Selber schuld.

Nachtrag: Die Orga hat im Nachhinein recht peinlich berührt auf den Vorfall reagiert und die drei Poster, die ich noch hatte, dann auch ohne Probleme hängen lassen. Insgesamt kam man durch den Vorfall deutlich besser ins Gespräch :)

Heise berichtet von 3000 Teilnehmern auf der Veranstaltung. Ähnliches wurde auch schon vor zwei Jahren berichtet und ich habe die Zahl damals schon nicht geglaubt. Der Gebäudekomplex ist meiner Meinung nach nicht gross genug, aber es haben schon 2000 sein können. Da die Räume sehr verwinkelt und der Eintritt frei ist, lässt sich das aber auch nicht mit Sicherheit sagen. Tatsache ist, dass hier 99% Entwickler sind. Und das ist sicherlich die höchste Dichte auf einer Konferenz in Europa.

Aber nächstes Jahr ist einfach mal ne neue Location fällig. Der Ort ist wirklich grausam. Kalt, eng, unübersichtlich, potthässlich und furchtbar ungemütlich. Geht gar nicht.

re:publica in den Startlöchern

Ich begleite gerade ein wenig den Vorbereitungsprozess der für den April geplanten Veranstaltung „re:publica„. Hier sind Markus Beckedahl von netzpolitik.org und Johnny Haeusler vom Spreeblick federführend. Dazu wuseln noch ein paar andere mit herum wie eben meiner einer, aber ich verstehe mich nur als stiller Unterstützer des Projekts.

Ich denke, die Veranstaltung wird sehr nett werden. Die Location ist prima gewählt und die Preisgestaltung ist fair mit speziellen Rabatten für mitwerbende Blogger. Ein paar Leute, die keine Ahnung von Veranstaltungen haben werden sich natürlich wieder aufregen, dass sie nicht alles kostenlos kredenzt bekommen, aber das kennt man ja.

Das Grundgerüst des Programms steht schon und harrt gerade seiner Vorveröffentlichung. Ich bin gespannt was dabei herauskommt, aber ich denke, der Treffpunkt-Charakter wird wohl im Vordergrund stehen (prove me wrong). Ich bin mir noch nicht so sicher, wie die Schwerpunkte am Ende verteilt sein werden, hoffe aber, dass es eine brauchbare Bandbreite geben wird, die Politik, Kultur und ein wenig Technik abdeckt.

Was mich persönlich freut ist, dass auch hier zur Planung des Programms unser einst für den 21C3 entwickelte Software-Projekt Pentabarf zum Einsatz kommt. Wer es nicht kennt: Pentabarf ist eine Webanwendung zur Planung von Konferenzen. Die Software ist jetzt seit gut 2,5 Jahren in Entwicklung und mausert sich langsam zu einer ernstzunehmenden Lösung. In den letzten Jahren sind immer mehr Veranstalter auf Pentabarf aufmerksam geworden und allein 2007 werden weltweit schon 11 Konferenzen damit geplant.