Eine Sache, die häufig miß- oder auch einfach gar nicht verstanden wird, ist die Sache mit dem Protokollschema in URLs. Was? Bahnhof? Ich erklär mal (jetzt wird’s technisch):
Eine Uniform Resource Locator (URL) – im Volksmund auch „Webadresse“ oder „Internetadresse“ genannt – ist eine eindeutige Kennzeichnung einer „Resource“ im Internet. Am Anfang dieser URL, vor dem Doppelpunkt, steht das Protokollschema. Im Web ist dies bekanntlich meist http (oder https).
Schemas gibt es im Prinzip wie Sand am Meer. Fast jeder wichtige Internetdienst hat mindestens eine: http: (Web), jabber: (Instant Messaging), sip: (Telefonie), ftp: (File Transfer), aim (AOL Instant Messenger) usw. usf.
Ein Betriebssystem sollte es einem einfach machen, zu definieren, welche Programme sich um welche Protokollschemas kümmern, denn nicht alles kann und sollte der Web Browser machen. Aber der Browser möchte das Programm laden. Die Zuordnung ist in den seltensten Fällem im OS einfach vorzunehmen. Bei Mac OS X gibt es zwar eine interne Liste von Zuordnungen, die wird aber erst durch Einsatz von Tools wie z.B. RCDefaultApp lassen sich die Einstellungen aber auch wirklich einsehen und bearbeiten. Mich würde mal interessieren, wie das bei KDE und Gnome aussieht. Weiß da einer mehr?
Kommen wir zu den Podcasts. Hier hat Apple mit iTunes einen interessanten Weg beschritten, denn obwohl Podcasts mit Weblogs technisch eine Menge gemein haben tendiert der Benutzer aber dazu beide Quellen mit unterschiedlichen Programmen zu lesen. iTunes (oder auch andere Podcast Clients) sind für Podcasts optimal, während man Weblogs lieber mit dem Browser oder einem dedizierten News Reader verfolgen möchte.
Vor einiger Zeit hat sich das „feed:“ Protokollschema für Weblogs „durchgesetzt“. Ich will nicht behaupten, dass das jeder verstanden hat, aber es ist in weiter Verbreitung und Browser wie Firefox oder Safari verstehen es. Ich denke, auch Internet Explorer 7 sollte schon davon gehört haben. iTunes registriert nun aber noch zwei weitere Protokollschemas: „pcast:“ und „itpc:“.
„pcast:“ ist ein generisches Protokollschema für Podcasts. Es kennzeichnet eine Web-Resource (den Podcast Feed) der von einem Podcast Client gelesen werden soll. Durch das gesonderte Protokollschema kann ein Browser bei einem Klick auf den Link direkt den Podcast Client starten und wirft den Link nicht dem News Reader vor die Füße (oder knabbert gar selbst dran). „itpc“ ist nun das speziell auf iTunes gemünzte Schema. Vielleicht interessant für dedizierte Intranetanwendungen wenn man wirklich mal explizit iTunes aufrufen will und nicht irgendeinen anderen Podcast Client (warum auch immer).
Auf den Chaosradio-Seiten habe ich alle drei Schemas für die Podcast Feeds angeboten: pcast, feed und http. Klickt man auf den http-Link kümmert sich natürlich der Browser selbst drum und entscheidet dann auf Basis des MIME-Types, der dann vom Web-Server geliefert wird. Das ist in unserem Fall „application/rss+xml“, so dass hier i.d.R. der News Reader aufgerufen wird. Ein MIME-Type für Podcasts macht wenig Sinn und wird sich auch nicht durchsetzen. Noch ein Hinweis für Mac OS X Benutzer: Das RCDefaultApp erlaubt auch die Zuordnung von MIME-Types (und UTIs!) zu Applikationen. Tolles Tool. Can’t live without.
Ich benutz More Internet, aber danke für den Tip, RCDefaultApp werd ich gleich mal ausprobieren :-)
Es ist nicht jabber: sondern xmpp: für Instant Messaging, siehe beispielsweise hier: http://www.xmpp.org/drafts/attic/draft-saintandre-xmpp-uri-00.html