Ich versuche mir eigentlich immer kein Bild zu machen, bevor ich irgendwo das erste Mal aufschlage. So bin ich immer überrascht. Doch das ist natürlich auch ein wenig in die Tasche gelogen: man hat immer Erwartungshaltungen, mindestens unbewußte. Das ist auch gut so, denn so ist noch mehr Überraschungspotential vorhanden.
Kroatien nimmt man als gemeiner Westeuropäer wohl primär als Teil des ehemaligen Jugoslawien wahr und schon damit konnte man seinerzeit eigentlich wenig anfangen (wenn man noch nicht dort gewesen ist, vielleicht aber auch dann nicht, who knows). Dem Balkan fühlt man sich hier übrigens auch nicht zugehörig, auch wenn die Wikipedia das etwas differenzierter sieht. Als Wessi hatte ich schon immer eine Wissenslücke, was alles Slawische angeht.
Kommen wir zur Überraschung, die sich schon anbahnte als mir vor Ort klar wurde, dass sich Kroatien von den anderen Teilrepubliken vor allem durch seine katholische Prägung unterscheidet. Damit rutscht das Land schon spürbar in Richtung Italien, doch wie groß die kulturelle Nähe tatsächlich ist, wurde mir gerade eben im Pizzaladen und kurz danach an der Kaffeemaschine des Mama klar. Die Pizza war definitiv verdammt nah an der Referenzpizza, die vor vielen Jahren mal in Rom zu mir nahm und fortan die Unterlegenheit der deutschen Küche manifestierte. Nun, ich übertreibe ein wenig, aber mit der Straßenpizza nördlich der Alpen hatte das wenig zu tun.
Die Vorstellung von Kaffee entspricht auch nahezu der italienischen Lehre. Klein, schwarz, stark. Und interessanterweise produziert sogar die Kaffeemaschine einen durchaus schmackhaften Capuccino. Tolle Sache. Noch sehr viel interessanter fand ich allerdings die Tatsache, dass die Maschine mit mir auf deutsch kommuniziert, ohne von mir dazu verdonnert worden zu sein. Das Verhältnis Kroatiens zu Deutschland ist übrigens auch ein sehr spezielles.
Aber dazu vielleicht später mehr. Jetzt ist erstmal Spiel kucken angesagt.
Es gibt Teile von Kroatien, die sind tatsächlich quasi italienisch. Als ich vor etlichen Jahren mit meiner Familie auf Istrien Urlaub machte, sprachen die Leute in gewissen Gebieten tatsächlich italienisch als Umgangssprache.
Mag sein dass das in Zagred anders ist, aber meine Erfahrungen (Beziehungstechnische laengere Aufenthalte sowohl im Norden (Osijek) als auch im Sueden (Trogir)) mit der kroatischen Kaffeekultur sind etwas anders: Getrunken wird das was bei uns der tuerkische Mokka ist, zubereitet in einem Cesva genanntem langstieligen Kaennchen (Koffein galore). Und zwar viel und oft. Auch das Essen ist meiner Erfahrung nach eher balkanesk (Baklawa und so). Und wenn die in Istrien Italienisch koennen liegt das daran dass es jeden Menge italienische Touristen gibt dort :).