BVG, oh weh, oh weh

Die taz hat die Datenposse der BVG – sie untersagt dem Unternehmen Metaquark bzw. dem Programmautor Jonas Witt die Nutzung des Streckenplans in der großartigen iPhone-Applikation Fahr-Info Berlinin einem Artikel schön zusammengefasst. Aus Gründen des „Copyrights“ könnte ein Streckenplan nicht in der Anwendung verwendet werden. Gute Nacht.

Nun ist es nicht so, dass der Streckenplan selbst in der Applikation besonders wichtig wäre. Die eigentliche Genialität der Anwendung steckt in der sinnvollen Nutzung des iPhones und seiner Features – allen voran der Möglichkeit zur automatischen Ortung, was das Programm zur Vorauswahl von Haltestellen nutzt (auch wenn leider die Bushaltestellen darüber noch nicht ermittelbar zu sein scheinen).

Was aber voll abnervt ist die dahinter stehende vollkommen bekloppte Grundhaltung der BVG und ihr augenscheinliches Unverständnis des Internets, dass mich als Berlin-Einwohner schon seit Jahren nervt. Die Website der BVG ist ein Grauen (daran hat auch der „Relaunch“ vor einem Jahr wenig geändert). Anstatt der für 99,9999% der Anwender wirkliche wichtige Informationen (nämlich den Fahrplan) in den Mittelpunkt zu stellen, nervt man mit langweiligen Unternehmnesnachrichten und schwer zu recherchierenden Informationen.

Einfaches und nützliches gibt es nicht:

  • eine Kopie jedes Abfahrtzetttels wie er an der Haltestelle hängt als PDF? Wozu sollte man mit Sachen anbieten, die jeder kennt und mit denen jeder klarkommt?
  • die Möglichkeit, sich einen Account zu machen und seine meist genutzten Haltestellen zu hinterlegen? Viel zu kompliziert!
  • die Fahrplandaten in einem maschinenlesbaren Format anbieten, so dass auch andere Anbieter, diese Informationen in ihren Informationssystemen unterbringen könnten? Wahrscheinlich eine „rechtliche Grauzone“…

Ich könnte diese Liste ewig weiterführen, zu oft habe ich mich schon geärgert. Der Knaller war, als ich mal nach einem PDF gefragt habe, in dem ALLE Linien – einschliesslich der Buslinien – verzeichnet sind (es gibt nur das Schnellbahnnetz, Schnellbahnnetz mit Regiolinien und das Tramnetz separat). Antwort: das wären zu viele Informationen, die würde der Anwender nicht mehr auseinanderhalten können, so viel kriegt man da nicht unter. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. So viel Dummheit.

Aber es ist kein typisches BVG-Problem, es erscheint mir urdeutsch zu sein. Auch andere Unternehmen lassen uns ähnlich leiden: ob es die Bahn ist, die wie die BVG von den mittelständisch-mittelmässigen Lösungen von HaCon zehrt. Oder die Kinobetreiber, die es auch im Jahr 2008 nicht schaffen, ihr Kinoprogramm einfach mal regelmäßig in einem maschinenlesbaren Format zu veröffentlichen und damit die Möglichkeit eröffnen würden, ein wirklich nutzbares Online-Kinoprogramm zu schaffen. Es ist ein einziges Versagen und es ist so frustrierend. Ich schäme mich sogar ein wenig für den Standort.

Ich bin mir nicht sicher, was der Grund für das alles ist, aber ich glaube, es ist einfach nur Angst. Angst, Fehler zu machen. Angst, Verantwortlich zu sein. Angst vor der Angst. Jede typische Behörde besticht immer wieder durch Mitarbeiter, die anderen die Kooperation versagen, weil sie ja unter Umständen für irgendwas die Schuld zugeschoben bekommen könnten. Und das macht auch vor „IT“-Abteilungen von Universitäten und Unternehmen nicht Halt. Haftplichtmentalität überall. Zum Kotzen.

Was die BVG und das iPhone betrifft, rate ich zur Ignoranz. Ihre Ankündigung, selber Anwendungen „nicht nur für das iPhone“ herauszubringen, juckt mich nicht. Das voraussichtliche Ergebnis kann man sich jetzt schon in ihrem „Mobilangebot“ anschauen: Fleisch gewordenene Mediokrität, der kleinste gemeinsame Nenner.

Was die BVG eigentlich machen sollte: den Jonas Witt anrufen, ihm eine Jahresfreikarte für die BVG zuschicken, die GPS-Koordinaten aller Bus-Haltestellen bereitstellen und die Vektordaten aller Karten. Dazu über ein kostenloses Abkommen verhandeln, wie die Applikation nicht nur stets aktuelle Fahrplaninformationen abrufen kann sondern auch noch die Standort-Informationen der tatsächlich in Fahrt befindlichen Busse und Züge obendrauf – die ja schließlich auch an allen Haltestellen zur Auswertung kommen. Das wäre mutig und das Ergebnis wäre eine so atemraubend geile Anwendung für das iPhone, dass BVG-Fahren wieder richtig Spass machen würde.

Aber das wird natürlich nicht stattfinden. Man bedenke nur die Risiken! Es könnte ja was passieren!

Was das Kartenproblem betrifft: ich denke, Jonas sollte sich bei OpenStreetMap bedienen, die scheinen korrekte Daten der BVG-Haltestellen bieten zu können.

Update: BVG respektive VBB lenken ein. Interessant in diesem Zusammenhang finde ich den Hinweis, dass das Mobilangebot kaum genutzt wurde, dann aber durch die Integration in die iPhone-Applikationen sich die Zugriffe verhundertfachten. Überraschen tut mich das wenig: das Mobilangebot war zwar deutlich vereinfachtes HTML und daher schneller ladbar. Aber rein aus ergonischem Gesichtspunkten im Vergleich zur „normalen“ Online-Version keine Verbesserung geschweige denn irgendwie für intensive, regelmäßige Nutzung optimiert.

Ich gratuliere dem Jonas zu dem Erfolg und dem VBB zum Sinneswandel. Offene Schnittstellen und geteilte Daten sind für den Öffentlichen Nahverkehr eine Chance, die es zu nutzen gilt. Der Nahverkehr muss attrativer werden und nichts ist sinnvoller, als das reale Angebot dem potentiellen Nutzer so nah wie möglich zu bringen. Wie schon oben erwähnt wäre eine Realtime-Anbindung äußerst wünschenswert. Ich hoffe, das die übernächste Version der Software schon damit aufwarten kann.

57 Gedanken zu „BVG, oh weh, oh weh

  1. Da möchte man sich doch am liebsten vor einen Bus der BVG werfen. (ich kündige hiermit keinen Suizid an!!!)

    Man kann sich durch diese rechtlichen Angelegenheiten wirklich das Leben schwer machen.

    Dennoch gilt: nicht aufregen. keinen Stress deswegen

  2. Totale Zustimmung! Ausser, dass es für Rhein-Main / RMV noch nicht mal eine „illegale“ iPhone app gibt. Es sollte also eher ein OpenOePNVMap-Projekt sein, als ein BVG-spezifisches. Quasi eine Plattform, in die man Daten beliebieger Verkehrsunternehmen nach Bedarf einbinden kann.

  3. Ist doch immer wieder dasselbe! Vermutlich steckt mal wieder eher Vetternwirtschaft in der Kommunalpolitik dahinter :-)

    Nachdem ich mich seit Jahren über die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) ärgere, die inzwischen per Cross Border Leasing an einen Ami-Investmentfonds verkauft wurden, mal ein Lob! Die haben alle Haltestellen inzwischen als PDF, nicht mehr, aber immerhin. Vielleicht ist die BVG ja lernfähig?

  4. Sehr schön, das Thema hattest du ja schon bei MobileMacs angeschnitten. Ich hatte im übrigen kurz nach der Veröffentlichung der iPhone SDK der BVG eine Mail geschrieben und bekam ebenfalls die Antwort, das sie selber etwas planen. Ehrlich gesagt muss das die killer App werden, so lange wie sie bereits angeblich dran schrauben. Ich glaube jedoch sie werden es wieder vergeigen… Auf der re-publica 08 wurde sich auch beschwert, das die ÖPNV Seiten fast generell Standards der Barrierefreiheit nicht erfüllen und blinde komplett ausschliessen

  5. Nachdem die BVG ja erst vor etwa einem Monat ganz toll und selbstbefeiernd eine neue mobile Website gestartet hatten (quasi sowas wie mobil.bahn.de), die man auf dem iPhone wegen dem Tabellenlayout nicht einmal vernünftig auf Bildschirmbreite per Doppeltap skalisieren kann, kann man sich schon ausmalen, was da für eine App draus werden wird. Wenn sie überhaupt kommt. Das bezweifle ich stark. Wir reden immerhin von der BVG. Das muss alles 2x konzipiert und ausgeschrieben und durch den Vorstand geschickt werden und kostet 100x mehr als jede normale Agentur dafür verlangen würde. Da interessiert auch Usability nicht oder iPhone Interface Guidelines, solange der Windows-Vorstand das absegnet. Hauptsache, das läuft überall und sieht überall gleich aus und ist überall gleich unbrauchbar. So funktioniert die BVG mit Technik. Kunden interessieren nicht, haben sie noch nie. Selbst wenn sie gefragt werden, macht man einfach das Gegenteil.

    Und bvg.de mit „Mein BVG“ ist natürlich ein Klasse Beispiel. Was habe ich mich schon über den unbrauchbaren Müll aufgeregt!

    Zum Technikverständnis der BVG braucht man sich eigentlich nur das hier anschauen: Früher hießt es „Walkman bei der BVG? Wenn du niemand störst, ok!“ Klare Aussage. Jetzt: „Ein Handy ist kein Lautsprecher!“ Möglicherweise erklärt sich der mangelnde Kundenservice der BVG einfach derart, dass deren Telefone alle keine Lautsprecher haben und sie uns deshalb auch nicht verstehen können.

  6. Wer Standortdaten von S-Bahnen und Bussen übermittelt, spielt Terroristen in die Hände. Siehe Madrid, siehe London. Auf welcher Seite steht ihr eigentlich? Seid ihr auch welche von denen?

  7. Die Abfahrtszettel gibt es als PDF auf deren Seite: http://www.fahrinfo-berlin.de/Fahrinfo/bin/tb/query.bin/dn?whichTask=hst

    Ich sehe das etwas differenzierter. Das Problem im konkreten Fall scheint ja zu sein, dass das Tool nur fürs iPhone verfügbar ist. Ob nun kostenlos oder nicht. Das ich allein schon iTunes installieren soll, um überhaupt zu sehen, was das für ein Tool ist! Bauchschmerzen. Das ist auch kein besseres Verständnis des Internets.

  8. Was genau soll denn da vom „Copyright“ (gemeint war wohl mal wieder Urheberrecht) geschuetzt sein? Es ging da doch sicher nicht um die graphische Aufbereitung des Streckennetzes, die hat ja vielleicht noch eine kuenstlerische Schaffenshoehe. Und mir waere neu, dass man Geodaten schuetzen kann (wo kaemen wir denn da hin???). Mir scheint der Einwand der BVG hier irrelevnt zu sein.

  9. @Robert: Sicherlich war vom Urheberrecht die Rede, aber das verwechselt ja jeder heutzutage. Es ging allerdings auch nicht um Geodaten, sondern um den Netzplan in seiner konkreten Ausprägung, wie wir ihn alle kennen. Ob das Urheberrecht allerdings wirklich bei der BVG liegt halte ich für offen: die S-Bahn-Linien sind ja auch drauf verzeichnet.

    @Ole Begemann: Der Hinweis auf „Patente“ ist natürlich in dem Zusammenhang komplett lächerlich und die Annahme, Apple würde sich hier auf Kosten der BVG bereichern noch viel mehr.

  10. Pingback: Die Berliner BVG: Kostenloser Netzplan auf dem iPhone? Nein!

  11. Pingback: Opera, Fahr-Info und weitere Updates | macophilia

  12. Das Problem ist doch, dass der Laden öffentlicher Dienst ist. Die können auf der faulen Haut sitzen (ok, tun Sie eh) und Ihnen passiert nichts. Außerdem besteht der Laden aus Menschen die den Grundgedanken von Service gerade mal abschreiben und ggf. definieren können. Wenn es dann um die Umsetzung geht steigt das Verständnis aus. Mich ärgert dieser Laden als Berliner auch masslos und das zeigt mal wieder das die absolut nichts verstanden haben.

  13. Die BVG war schon immer so ein 50ger-Jahre, piefiger Drecksladen. Das wird sich wohl so schnell auch nicht ändern. Als ich das vorhin in der taz las, konnte ich auch nur mit dem Kopf schütteln.

    Ich erinnerte mich daran, dass ich vor 5 Jahren nachts regelmäßig in der Woche von Reinickendorf nach Potsdam fahren musste. Ein Alptraum. Ich hätte mir sowas gewünscht, damals – auch ohne iPhone. Sowas macht echt Sinn, nur für die BVG offenbar nicht.

  14. Da verstehe mal einer die Berliner Verkehrbetriebe. In meiner kleinen Stadt Düsseldorf ist es kein Problem im Internet die Haltestellen abzufragen, Online sich die Fahrplanzeiten und Routen ausgeben zu lassen. Merkwürdig das es in einer Weltstadt wie Berlin nicht klappt. Beispiel: http://www.vrr.de

  15. Typisch BVG: weder auf Höhe der Zeit noch sonst auf irgendeiner Höhe. Solange dort nicht endlich der Altersdurchschnitt auf unter 50 Jahren sinkt wird sich nichts ändern. Statt dankbar die Entwicklung der App zu unterstützen, macht man sich lieber ne Runde lächerlich. Ist das Wichtigtuerei oder stumpfe Dummheit???

  16. ähm, den abfahrtszettel gibt es eben nicht *wie an jeder haltestelle*. an haltestellen ist er übersichtlich im Querformat, auf der BVG seite unbersichtlich und auf mehrere Blätter verteilt im hochformat. ganz klar #fail

  17. Die Frage ist doch, wie man die BVG in dieser Situation doch noch zur Kooperation bewegen und aus ihrer Verweigerungshaltung rausholen kann.

    Das geht IMO am Besten wenn man das Thema in die Berliner Lokalzeitungen bringt (icke bin kein Berliner, das nur am Rande) und so
    a) die BVG und
    b) die Öffentlichkeit

    darauf aufmerksam gemacht wird. Das wäre keine gute Werbung für das Unternehmen und daher werden sie sich schon dazu äußern und dies nicht so stehen lassen.
    Am Geschicktesten wäre es, wenn man der BVG eine Art Friedenangebot macht und auf einene runden Tisch hinwirkt. Dann könnte Jonas dort ja sein Konzept mal in Ruhe vorstellen und die Entscheider davon überzeugen, dass es für sie echt wichtig wäre darauf einzugehen.

    Ich meine, es geht ja nicht nur um die Berliner, die sich in Berlin zurechtfinden wollen, sondern ja (imo das Wichtigste) vor Allem für Auswärtige.
    Für einen ausländischen Besucher ist es ja die Serviceleistung schlechthin, wenn er sich mit seinem Iphone spielend durch Berlin navigieren lassen kann (mit der BVG).

    greetz

  18. Was soll man dazu sagen…
    Da freut man sich mal über eine lang ersehnte Funktion (gabs ja schon mal auf dem Pocket PC ohne Internetanbindung), und schon ist sie wieder zu nichte gemacht :(
    Über die BVG-Webseite darf man hier garnicht erst reden -eine reine Katastrophe in meinen Augen….

  19. Für alle die „Fahr-Info Berlin“ nutzen: nicht Updaten.
    Ich war ja entsetzt als ich in der c-base den iPod zückte und den Update-text las. Hatte ich dank dieser App doch erst dort hingefunden.
    @timpritlove: darf ich das ausdrucken und in die Bahn legen?
    @martin ob die Bombe jetzt in einem pünktlichen Bus hochgeht oder in einem verspäteten.

  20. Pingback: BVG versetzt Fahrplan-App einen Dämpfer » MACNOTES.DE

  21. Für alle nicht-Berliner: BVG bezeichnet weder das Bundesverfassungs- noch das Bundesverwaltungsgericht, sondern einfach nur die örtlichen Verkehrsbetriebe in Berlin. Wenn man bis hierher gelesen hat, sollte das allerdings schon klar sein.

  22. Hat irgendjemand schon versucht mit denen mal eine probefahrt mit der app zu machen.
    Naheliegend wäre doch eigenlich das die das projekt moralisch und Finanziell unterstützen. weils IHREM Service zugute kommt.
    Diese Eisenbahnnarischen sind doch sonst so stolz auf ihre Gefährte.
    Also ich würde auf die zugehen und einen Termin erstreiten! Und net herumsudern.
    alles liebe aus Wien. (aber warscheinlich würde man daselbe auch hier erleben)
    belushy

  23. Und weil i net faul bin habe ich das der BVG als Anfrage gesendet:

    Iphone Fahrplan: Jemand hat für Ihre Stadt einen Genialen Fahrplan für das Iphone Gestaltet. Warum beteiligen sie Sich nicht an dieser Entwicklung anstatt sie über die Medien zu bekämpfen. Sie nutzt ihnen am meisten. Alles liebe aus Wien Mag. Florian Frey Ps. Ausprobieren würde ich ihn als Verantwortlicher wenigstens mal. Als vorzeitge Vorurteile zu fällen

  24. hmm, kleine anmerkung: die vbb-online.de website find ich persönlich besser und kann sie nur empfehlen (bzw. vbb-fahrinfo.de). die bieten auch seit ner ewigkeit schon ein javame und pocketpc programm an, mit der funktionalität der website.
    nur so als ergänzung..

  25. sollte doch nicht unmöglich sein die daten aus openstreetmap zu extrahieren, oder? das projekt ist doch in berlin schon recht weit. und für alle anderen städte. ich hab mal mit openstreetmap gespielt und dort den netztplan einzubauen ist kein so großer aufwand. fehlt nur eine schnittstelle der openstreetmap api zum iphone. scheiss auf die bvg. das können wir auch selber.

  26. das hab hab ich letzte woche an die BVG und den Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses geschickt:

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    mit erstaunen musste ich heute in der tageszeitung lesen, dass Sie dem privaten Macher der Fahrinfo-Version fürs iPhone mit merkwürdigen Argumenten die Nutzung der Netzspinne verbieten.

    (Text: http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/bvg-stoesst-kunden-mit-iphone-vor-den-kopf/)

    Das finde ich erstaunlich. Sie schaffen es selber seit Jahren nicht, eine vernünftige mobile Fahrinfolösung zur Verfügung zu stellen – obwohl Sie ÖPNV-Monopolist in der Region sind.

    Mit großem Befremden muss ich zudem davon lesen, dass Sie das Verbot der Nutzung u.a. damit begründen, dass die BVG eine eigene Lösung für mobile Geräte anbieten will. Ich hatte mit dem Kundenservice zuletzt am 21.12.2007 und am 4.6.2008 deswegen ergebnislos Kontakt. Sie haben es innerhalb eines Jahres mit viel Geld nicht geschafft, was ein privater Programmierer binnen weniger Wochen aus Eigeninitiative umgesetzt hat.

    Stattdessen programmieren Sie sinnlose und nichts mit Ihrem Beförderungsauftrag zu tun habende Anwendungen wie die BVG-Flirtbörse „Meine Augenblicke“, die Sie groß bewerben.

    Und jetzt behindern Sie private, kostenlose Initiativen, die bessere Verkehrsinfoanwendungen als die BVG bieten? Und stellen auch noch Ihr Unverständnis von zeitgemäßen mobilen Kommunikationslösungen zur Schau, in dem Ihre Sprecherin zeigt, dass sie nicht einmal den Unterschied zwischen Apple und privaten Programmen für das iPhone über Apple-Infrastruktur kennt? Und das alles, statt sich herzlich bei Herrn Witt zu bedanken?

    Wenn die Auskunft im taz-Bericht richtig ist, ist es sogar eine Vorstandsentscheidung, ihm die Nutzung der Netzspinne zu verbieten.

    Gerne erkläre ich den für diese Entscheidung Verantwortlichen auch im persönlichen Gespräch einmal Konzepte wie mobile Internetnutzung, Location Based Services, Prosumer + Wikinomics (Einbeziehung von u.a. Kunden in Entwicklungsprozesse, nicht Abwehr von Initiative) und zeige Frau Reetz auch gerne einmal ein iPhone und erkläre das Konzept des Apple APP-Stores für mobile Anwendungen dritter auf dem iPhone.

    Und freue mich auf Ihre Nachricht, dass Sie die Entscheidung revidiert haben, sich bei Herrn Witte entschuldigen und die Netzspinne selbstverständlich kostenfrei für das kostenfreie Programm Fahrinof zur Verfügung stellen.

    Mit freundlichen Grüßen

    S.

    P.S.: Sie arbeiten mit unseren Steuergeldern und mit unseren Fahrkartengeldern. Deshalb gebe ich diesen Vorfall dem Verkehrsausschuss im Abgeordnetenhaus zur Kenntnis.

  27. Nachtrag: Ich meine natürlich den Artikel hier – der bvg.de-Link ist zur Aufklärung.

    Und nein, ich habe nicht das geringste mit der BVG oder anderen Nahverkehrsunternehmen zu tun.

  28. Zunächst mal unterliegt dem Artikel eine Grundstimmung, die so klingt, als wäre die BVG bösartig, technisch rückständig und einfach nur gemein. Alles, was die BVG aber gemacht hat, war, ihr Copyright durchzusetzen. Und das muss sie auch, damit das Copyright nicht durch zugelassene unberechtigte Nutzung verfällt.

    Der Programmierer der Anwendung hat die BVG nichtmal um eine Genehmigung gebeten, sondern sich einfach genommen, was ihm nicht gehört – obwohl die Benutzungsbedingungen des Netzplans auf der Website stehen. Dass man wenigstens nachfragt, ob man den Plan benutzen darf, ist ja wohl das Mindeste.

    Ich zitiere auch mal aus dem obigen Artikel: „Nun ist es nicht so, dass der Streckenplan selbst in der Applikation besonders wichtig wäre.“
    Na also, wo ist das Problem? Ohne „Kartengrundlage“ (Zitat bvg.de) hat die BVG doch gar nichts gegen die Anwendung.

    Ich bin kein Freund von übertriebenen Copyright-Verfolgungen. Aber wenn ich mir einfach was nehme und mir der Inhaber der Urheberrechte dann auf die Finger klopft, hab ich eben Pech gehabt. Wie ich sagte: wenigstens nachfragen sollte man.

    Aber nochmal zum Thema Halb- und Unwahrheiten:
    „Was aber voll abnervt ist die dahinter stehende vollkommen bekloppte Grundhaltung der BVG und ihr augenscheinliches Unverständnis des Internets…“

    Das ist Polemik und gelogen. Das erste Fahrinfo für zu Hause (mit Updates aus dem Netz), das erste Fahrinfo im Internet, die Aufschaltung von wap.bvg.de, etc. waren stets fortschrittlich und zeigen, dass die BVG sehr wohl dem Internet immer sehr aufgeschlossen gegenüber stand.

    Noch was aus dem Artikel: „Die Website der BVG ist ein Grauen (daran hat auch der “Relaunch” vor einem Jahr wenig geändert). Anstatt der für 99,9999% der Anwender wirkliche wichtige Informationen (nämlich den Fahrplan) in den Mittelpunkt zu stellen, nervt man mit langweiligen Unternehmnesnachrichten und schwer zu recherchierenden Informationen.“

    Also ich hab mit der Navigation auf der Seite keinerlei Probleme. Ist alles übersichtlich, geordnet und ganz eindeutig beschriftet/verlinkt.

    „Das voraussichtliche Ergebnis kann man sich jetzt schon in ihrem “Mobilangebot” anschauen: Fleisch gewordenene Mediokrität, der kleinste gemeinsame Nenner.“

    Hmmm… bvg.de ist also zu unübersichtlich und deshalb zu verurteilen. Das Mobilportal ist zu übersichtlich und deshalb zu verurteilen. Hä?

    „Der Knaller war, als ich mal nach einem PDF gefragt habe, in dem ALLE Linien – einschliesslich der Buslinien – verzeichnet sind (es gibt nur das Schnellbahnnetz, Schnellbahnnetz mit Regiolinien und das Tramnetz separat). Antwort: das wären zu viele Informationen, die würde der Anwender nicht mehr auseinanderhalten können, so viel kriegt man da nicht unter. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. So viel Dummheit.“

    Das eigene Unvermögen, komplexere Dinge zu begreifen, ist nicht die Dummheit der anderen. Ein Netzplan mit *allen* Linien? Mag was für ÖPNV-Fetischisten sein, aber für Normalnutzer unbrauchbar.

  29. @Martin:Nun, dass die BVG technisch rückständig ist, was die Website betrifft, dazu stehe ich. Das ist nicht durchdacht. Aber so ist das ja dast überall.

    Was das Copyright betrifft ist es in der Tat so, dass der Autor des Programms bei der BVG nachgefragt und hat und DANN eine Absage bekommen hat. Dein Vorwurf, er habe einfach „nur genommen“, geht daher ins Leere. Davon abgesehen finde ich den Plan, der überall hängt, nicht so wichtig, dass man da so ein Aufheben drum machen muss.

    WAP finde ich im übrigen nicht besonders fortschrittlich und schon gar nicht cool. WAP ist von Anfang an eine technologische Sackgasse gewesen und daher sehe ich das eher als Beleg für Rückständigkeit, wenn man sich damit gross anfreundet, während es wichtiger gewesen wäre, den Zugriff über den Desktop Rechner zu vereinfachen. Das ist im Übrigen weder gelogen, noch Polemik: es ist meine Meinung.

    Dass Du die Meinung teilst, dass es sinnlos ist, alle Linien in einen Plan zu packen, sei Dir belassen. Ich halte es trotzdem für Blödsinn. Mehr als nur einmal habe ich genau diese Information vermisst. Wie soll ich denn sonst herausfinden, welche Optionen ich noch habe in meiner Umgebung, die BVG zu benutzen? Gerade die Umsteigemöglichkeiten zwischen Bus und Bahn ist interessant.

    Ich finde Deine Vorwürfe, ich würde hier lügen, überzogen. Ich vertrete hier lediglich meine Meinung. Die brauchst Du natürlich nicht zu teilen.

  30. Als die BVG ihre WAP-Seite in Betrieb nahm, gab es nicht viele Alternativen, die von möglichst vielen Leuten genutzt werden konnten. Die Seite funktionierte selbst auf „schwarz/weiß“-Handy-Displays mit niedriger Auflösung.
    Über das heutige mobil.bvg.de kann man streiten, aber es stellt die benötigten Informationen zur Verfügung, ohne dass allzu überflüssige Daten geladen werden müssen. Nicht jeder kann sich exzessive Datenabrufe übers Handy leisten.
    Ich streite gar nicht ab, dass die iPhone-Anwendung nützlich ist/war. Geographische Ortung ist eine praktische Sache und die BVG sollte auch in die Richtung arbeiten. Sinnvoll wäre es da natürlich, Kooperationsmöglichkeiten mit dem Ersteller der Anwendung auszuloten.

    Welche Möglichkeiten, die BVG zu nutzen, du in deiner Umgebung hast, kannst übrigens sehen, wenn du im Fahrinfo-Stadtplan eine Adresse suchst. Da siehst du dann alle Haltestellen/Stationen und mit Mausklick auf diese kannst du sie als Start oder Ziel in eine Fahrinfo-Anfrage übernehmen. Alternativ kannst du in Fahrinfo auch direkt Adressen als Start und/oder Ziel angeben. Das funktioniert übrigens auch mit der Mobil-Version. :-)

    Und es gibt noch ein weiteres „Gimmick“ für Mobiltelefone: „VBB-Fahrinfo Handy“. http://www.vbbonline.de/index.php?cat=1&sCat=443&par=465&id_language=1

    Da muss man eine bestimmte Verbindung nur einmal laden und hat sie dann offline immer parat (mit allen Zeiten). Selbstverständlich kann man die Verbindungen übers Handy auch ganz einfach aktualisieren und auch Kartenmaterial abrufen.

  31. Pingback: Bildung.ikson » » doofe geschäftmodelle, teil 4623

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